Wirtschaft

Welt-Index Keine Angst vor dem chinesischen "Drachen"

Die chinesischen Aktienmärkte sind weiter im Sinkflug. Doch für die Weltwirtschaft ist das kein Problem, sagt der Kölner Vermögensverwalter Markus C. Zschaber: China wächst nur langsamer, erlebt aber keine Rezession. Und kann noch reichlich gegensteuern.

Ausgehend von China haben die Aktienmärkte in den letzten vier Wochen höhere Kurskorrekturen hinnehmen müssen. "Wir müssen uns die eine wichtige Frage stellen - hat sich an der Ausgangssituation etwas verändert? Hintergrund war die Schwäche der chinesischen Wirtschaft und eine Abwertung der chinesischen Währung. Aber was die weltwirtschaftliche Gesamtsituation betrifft, können wir seitens der konjunkturellen Daten keine dramatische Verschlechterung erkennen. Ich gehe davon aus, dass wir aktuell eine Korrektur in einem intakten Aufwärtstrend erleben", fasst Markus Zschaber, Geschäftsführer der gleichnamigen Vermögensverwaltung, zusammen.

"Zyklische Pausen wird es geben, eine Umkehr aber nicht": Markus C. Zschaber.

"Zyklische Pausen wird es geben, eine Umkehr aber nicht": Markus C. Zschaber.

Fakt ist, die Wirtschaft hat sich in China verlangsamt, dieses ist aber ein kontinuierlicher Prozess. Insofern überrascht den Kölner Vermögensverwalter die Dramaturgie, die um die Entwicklung in China aufgetreten ist: "Richtig ist, dass die jüngsten Daten zur Konjunkturlage in China nochmals etwas schwächer ausgefallen sind, allerdings teilen wir nicht die gegenwärtige Furcht, welche aus dem Rückgang des Wachstum unter die ,magische' Schwelle von sieben Prozent entstehen könnte."

Die Ergebnisse im "Welt-Index" bestätigen, dass die weltwirtschaftlichen Auswirkungen der Währungsabwertung in China regional sehr differenziert sein werden. Im intraasiatischen Handel werden sich keine größeren Verschiebungen ergeben, denn die meisten asiatischen Währungen hatten bereits gegenüber dem US-Dollar abgewertet und vollziehen nun auch die Entwicklung des Renminbi gegenüber dem US-Dollar in deutlich geringer Art und Weise nach. "Ich sehe den Trend zur Zerlegung von Wertschöpfungsketten und den Anstieg der intraasiatischen Direktinvestitionen in China als völlig intakt", ist sich Markus Zschaber ganz sicher. "Zyklische Pausen wird es geben, eine Umkehr aber nicht." Für die Industrieländer sind durchaus gewisse Auswirkungen zu erwarten, insbesondere für die USA, deren Handel mit China ausgeprägt ist und deren Währung gegenüber Euro und Yen bereits sehr stark zugelegt haben.

China schafft ein neues Schweden jährlich

Insofern ist damit zu rechnen, dass das Außenhandelsdefizit der USA zunimmt und die Konsumnachfrage für das US-Wirtschaftswachstum noch größere Bedeutung erlangt. "Da der Konsum in den USA weiterhin eine positive Dynamik aufweist und durch den jüngsten Ölpreisrückgang weiter unterstützt wird, rechnen wir nach wie vor mit einer ersten Zinserhöhung seitens der Fed. Das ,Zinswendchen' in den USA wird allerdings durch die Abwertung der chinesischen Regierung sogar noch niedriger ausfallen als bisher angenommen", führt Markus Zschaber aus.

China wird keine Rezession erleben, sondern das jährliche Wachstum schwächt sich von 7 Prozent p.a. auf 6,5 Prozent p.a. vielleicht sogar bis auf 6 Prozent p.a. ab. Damit führt China weiterhin gemessen am Wachstumstempo mit deutlichem Abstand gegenüber allen relevanten Volkswirtschaften in Nord- und Südamerika, Europa und Asien.

Index der Konjunkturdaten (klicken zum vergrößern)

Index der Konjunkturdaten (klicken zum vergrößern)

Das BIP von China beträgt heute 10.400 Milliarden US-Dollar. Ein verlangsamtes Wachstum von beispielsweise 6Prozent p.a. bedeutet ein Zuwachs von 624 Milliarden USD pro Jahr. Das entspricht mehr als dem gesamten BIP von Schweden, welches in der gesamten Geschichte von Schweden aufgebaut wurde. "Bei sechs Prozent Wachstum entsteht nur durch China jedes Jahr ein neues Schweden, gemessen an der Wirtschaftsleistung. Nochmal, wir haben eine leichte Abschwächung der konjunkturellen Performance in China, keine Rezession! Insofern sehen wir die Reaktion an den Finanzmärkten als nicht effizient", so Zschaber weiter.

"Ich gehöre nicht zu denen die jetzt die Apokalypse ausrufen, nur weil sich die Konjunkturgeschwindigkeit in China verlangsamt. Im Gegenteil, ich sehe die Wahrscheinlichkeit als durchaus gegeben, dass sich die Wirtschaft in China im vierten Quartal stabilisieren wird. Hinzu kommt, die Geldpolitik hat immer noch einen immensen Spielraum zu weiteren Unterstützung der Konjunktur", konstatiert Markus Zschaber.

China kann gegensteuern

Ein Beispiel: Der Mindestreservesatz für die Geschäftsbanken liegt bei 18 Prozent, nach der aktuellen Senkung. Das bedeutet, dass die Geschäftsbanken 18 Prozent der Kundeneinlagen bei der Notenbank auf Konten halten müssen, sprich diese nicht zur Transmission in die Realwirtschaft bereit stehen. Hier in Europa liegt dieser Satz bei ein Prozent. Das bedeutet der Mindestreservesatz kann in China noch dynamisch gesenkt werden, um die Kreditvergabe der Banken weiter anzukurbeln. "Meine Überzeugung ist, dass der Mindestreservesatz in China schrittweise abgesenkt wird. Man darf nicht vergessen, dass jeder Prozentpunkt, um welchen der Mindestreservesatz gesenkt wird, rund 200 Milliarden USD mehr an Liquidität für die Wirtschaft bedeuten. Zudem liegt der Leitzins in China heute bei 4,6 Prozent, hier in Europa bei 0,05 Prozent, auch hier besteht entsprechender Spielraum. Unterm Strich haben wir somit sehr gute Voraussetzungen für sogar ansteigendes Wachstum in China", so Zschaber weiter.

Auch die Ängste vor einer erneuten Asienkrise wie Ende der neunziger Jahre kann der Kölner Geldmanager nicht nachvollziehen: „Die Voraussetzungen heute sind überhaupt nicht mit damals zu vergleichen. Alle asiatischen Nationen sind heute deutlich stabiler, viel stärker integriert in die Weltwirtschaft und in den asiatischen Binnenhandel, als damals. Hinzu kommt, die Verschuldung gegenüber dem Ausland ist deutlich niedriger und die Devisenreserven sind ungleich höher als damals. Außerdem besteht keine Inflationsdynamik, was auch für die anderen asiatischen Notenbanken bedeutet, dass sie gegensteuern können.“

Der V.M.Z.-Kommentar zum aktuellen Stand

Im September erwartet die Weltwirtschaft zwar eine leichte zyklische Abschwächung des Wachstums, allerdings besteht nach Angaben von Markus Zschaber kein Grund zu Sorge. Zu stabil ist das konjunkturelle Momentum in den USA und in Europa: "Alles konzentriert sich auf die Verlangsamung des Wachstums in China und die wenigsten sehen die Fortschritte in Europa bzw. die Expansion in den USA. Natürlich liegen wir entfernt von früheren Wachstumsraten, allerdings in der neuen Normalität, die auf einem allgemein niedrigen Wachstum der Weltwirtschaft fußt, bin ich mit der Konsistenz des Wachstums zufrieden. Gerade die vorausschauenden Konjunkturdaten in der Weltkonjunktur lassen positive Schlüsse für das bevorstehende vierte Quartal zu. Das verdeutlicht das Level im 'Welt-Index'. "Die Lage ist deutlich besser als die Stimmung, auch wenn sich der gesamtkonjunkturelle Trend leicht verschlechtert hat", fasst Markus Zschaber die Aktualität zusammen. Mit einem aktuellen Niveau von 61 Prozent (Vormonat 65 Prozent) beschreibt der "Index der Konjunkturdaten" exakt die gegenwärtige Ausgangsituation: Zyklische Schwäche - ja, nachhaltig Abschwung - nein.

Index der Markterwartungen (klicken zum vergrößern)

Index der Markterwartungen (klicken zum vergrößern)

Neben China steht weiterhin die erste Zinserhöhung in den USA seit 2006 im Zentrum der Aufmerksamkeit. "Fakt ist, dass die USA rein quantitativ zwar einen Aufschwung durchlaufen, der auch auf den ersten Blick schön anzuschauen ist, allerdings qualitativ nach wie vor hinter dem eigenen Potenzialwachstum zurückliegt", so Zschaber weiter.

Viele haben große Furcht vor der ersten Zinserhöhung in den USA. Blickt man in die Historie, sind Zinserhöhungen keinesfalls negativ zu werten. Vor allem wenn Sie nur graduell verlaufen. "Seit die USA 1971 den Goldstandard verlassen haben, hat die erste Zinserhöhung nach einer längeren Phase von Zinssenkungen noch nie einen Aufschwung an den Aktienmärkten beendet. Im Schnitt hält eine Hausse nach der ersten Erhöhung weitere 3,3 Jahre an. Bei graduell verlaufenden Zinserhöhungen sogar tendenziell eher länger als 3,3 Jahre. Für US-Aktien beträgt die durchschnittliche Rendite zwischen Zinserhöhung und nachfolgendem Hoch insgesamt 80,6 Prozent. Für den DAX sogar noch etwas darüber. Mir ist insofern überhaupt nicht Bange was das Thema Zinserhöhung in den USA anbelangt", reflektiert der Kölner Vermögensverwalter das Gesamtbild.

Zusammengefasst: Trotz aller Turbulenzen an den Aktienmärkten befindet sich die Weltwirtschaft in zufriedenstellender Verfassung, während die Stimmung der Anleger und Analysten weiterhin von den Krisen getrübt wurde. Dies bescheinigt auch der "Index der Markterwartungen" mit einem aktuellen Niveau von 65 Prozent (Vormonat: 70Prozent). Der Rückgang im Index ist auf die stärker gefallenen chinesischen Konjunkturdaten zurückzuführen. Der Kölner Vermögensverwalter blickt daher eher gelassen auf die aktuelle Konstellation: "Zum einen sollte die Konjunktur in China im vierten Quartal etwas Fahrt gewinnen und zum anderen übertreffen die Konjunkturdaten weiterhin die Prognosen der professionellen Investoren mehrheitlich. Das ist ein gutes Zeichen dafür, dass der Aufwärtstrend intakt ist", so Zschaber.

Fazit & Ausblick für Anleger

Die Kursturbulenzen der letzten Wochen waren zurückzuführen auf die sich andeutende erste Zinserhöhung in den USA und auf weniger Wachstum in China. "Diese Entwicklungen sind meines Erachtens bereits weitestgehend eingepreist. Es ist ja nichts Neues, dass China sich in einem Umstrukturierungsprozess befindet und die Fed über die erste Zinserhöhung nachdenkt. Aber ich denke, jedem sollte klar sein, dass die Zinsen nicht schnell steigen werden. Das Geld wird billig bleiben", führt Markus Zschaber aus.

Der Kölner Vermögensverwalter hat die jüngste Marktschwäche für sich und seine Kunden ausgenutzt: "Wir haben antizyklisch nachgekauft. Zum einen haben wir uns auf zyklische Werte, die stark gefallen waren konzentriert, aber auch defensive Aktien, welche die Basis unserer Portefeuilles bilden. Unterm Strich haben wir insgesamt die Aktienquote erhöht. Die Attraktivität hat sich bei Qualitätsaktien durch die jüngste Korrektur weiter erhöht und die langfristige Perspektive weiter verbessert", so Zschaber weiter.

Darüber hinaus stellt der Vermögensverwalter klar, dass Aktien mit sauberen und ertragsreichen Geschäftsmodellen, die eine solide Profitabilität durch stetige Kostenrestrukturierungen erreichen, schlichtweg alternativlos sind. Die Realität ist zudem, dass Staatsanleihen keine Rendite und viel Kursrisiko dokumentieren, Unternehmensanleihen in vielen Fällen ebenso, gleichzeitig gar nicht die Liquidität für die vielen professionellen Investoren aufweisen und im Bargeld sogar Strafzinsen zu bezahlen sind. Deshalb steht für Markus Zschaber fest: "All diejenigen, die aus Angst und Furcht ihre Aktienpositionen verkauft haben, werden über kurz oder lang zurückkommen und dann wahrscheinlich zu höheren Kursen sich wieder einkaufen müssen."

Veränderungen im Musterportfolio:

Zukäufe-/Nachkäufe aus den letzten 4 Wochen: Symrise, Deutsche Wohnen, Dürr, Airbus Group, Fuchs Petrolub, Brenntag, Bertrandt, NORMA Group, ETF SDAX, ETF SMI, Daimler;

Haltepositionen: GRENKELEASING AG, Croda International, Michelin, Jungheinrich AG, Continental AG, Novartis, Geberit, L’Oreal, Fresenius, Inditex, AXA, Anheuser-Busch, Hugo Boss, Unilever, Duke Energy, Aareal Bank; Bechtle, Linde AG;

Verkäufe aus den letzten 4 Wochen: 3M, Nike, Volkswagen, Toyota, Microsoft, Du Pont, Cisco Systems, McDonald's, Intel

Welt-Index Musterdepot September 2015

Welt-Index Musterdepot September 2015

 

Asset-Allokation:

Erhöht werden: Aktien Large-Caps Europa von 10 Prozent auf 12,5 Prozent; Unternehmensanleihen Global von 11 Prozent auf 12,5 Prozent; Aktien Nebenwerte Deutschland von 10 Prozent auf 12,5 Prozent; Edelmetalle von 2 Prozent auf 4 Prozent.

Beibehalten werden: Aktien Large-Caps Deutschland 25 Prozent, Aktien Large Caps Schweiz 6 Prozent; Aktien Emerging Markets 5 Prozent.

Reduziert werden: Aktien Large Caps USA von 6 Prozent auf 5 Prozent, Aktien Large Caps Japan von 7 Prozent auf 5 Prozent; Wandelanleihen von 12 Prozent auf 10 Prozent; Staatsanleihen Emerging Markets von 5 Prozent auf 2,5 Prozent.

Das Musterdepot zum "Welt-Index" beinhaltet diverse Anlageklassen wie beispielsweise Aktien, Unternehmens-, Wandel- und Staatsanleihen sowie Rohstoffe und Edelmetalle. Das Portfolio wird aktiv seit fünf Jahren gemanagt und auch abgesichert je nach Börsenphase, so dass je nach Kapitalmarktsituation auch flexibel die Bargeldquote erhöht oder minimiert wird. Zur Absicherung und für Gewinnmitnahmen werden auch ETFs auf Indizes und Märkte verwendet. Mit dieser Art der direkten Abbildung des "Welt-Wirtschaftszyklus" ist es dem Musterdepot gelungen, eine sehr gute Wertentwicklung zu erzielen, insbesondere gegenüber dem MSCI World, mit einer sehr geringen Schwankungsbreite.

Zur Methode: Die Grundlage des "Welt-Index" ist die Analyse von Wirtschaftsindikatoren aus der ganzen Welt, die eine hohe wirtschaftliche Relevanz und eine hohe Reaktion an den Finanzmärkten mit sich bringen. Diese werden weltweit von Statistikämtern und Forschungsinstituten sowie weiteren hochrangigen wissenschaftlichen Quellen veröffentlicht. In der Endform konzentriert sich der "Welt-Index", der aus zwei Komponenten besteht, dem "Index der Konjunkturdaten" und dem "Index der Markterwartungen", auf die monatlich 50 wichtigsten Konjunkturdaten, zugrunde liegen mehr als 1.000 internationale Indikatoren, die monatlich ermittelt und bewertet werden. Die Verknüpfung der Datenreihen in einer nach Dominanzfaktoren gegliederten Gewichtung gibt Aufschluss darüber, in welchem Zyklus und Stadium sich die Weltwirtschaft befindet. Aufgrund der Kombination von frühzyklischen, gleichzyklischen und nachzyklischen Indikatoren sowie der Integration einer Erwartungskomponente ermöglicht der "Welt-Index" eine sehr genaue Messung des aktuellen Status. Um dieses zu vereinfachen, werden dann zwei Trenddaten erstellt, die Aufschluss darüber geben, wie viele der ermittelten Daten in den vergangenen vier Wochen gefallen oder gestiegen sind. Nähere Informationen hierzu unter: Weltindex.

Das Musterportfolio zum "Welt-Index" ist nur als begleitende Information zu verstehen und dient nicht als konkreter Anlage-Ratschlag. Die Dr. Markus C. Zschaber Vermögensverwaltungsges. mbH erstellt den Index monatlich exklusiv für die "Welt am Sonntag" und den Nachrichtensender "n-tv". Informationen zum Index unter www.zschaber.de und www.kapitalmarktanalyse.com

QUELLE: Dr. MARKUS C. ZSCHABER VERMÖGENSVERWALTUNGSGESELLSCHAFT MBH

Quelle: ntv.de

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