Wirtschaft

Kauft PSA die GM-Tochter? "Opelaner brauchen starke Nerven"

Der französische PSA-Konzern erwägt einen Kauf des GM-Europageschäfts. Macht der Zusammenschluss für Opel Sinn? Wie stehen die Erfolgschancen? Und wer sind die Leidtragenden? Betrifft der Deal auch VW? Autoexperte Helmut Becker verrät es n-tv.de im Interview.

n-tv.de: Herr Becker, der französische PSA-Konzern, also Peugeot und Citroen, erwägt den Kauf von Opel. Hat Sie das überrascht?

Helmut Becker schreibt als Autoexperte und Volkswirt für teleboerse.de und n-tv.de eine monatliche Kolumne rund um den Automarkt.

Helmut Becker schreibt als Autoexperte und Volkswirt für teleboerse.de und n-tv.de eine monatliche Kolumne rund um den Automarkt.

Helmut Becker: Überrascht hat mich das nicht. Der Deal, so er denn zustande kommt, macht durchaus strategisch Sinn. PSA und Opel schreiben seit Jahren fast nur Verluste. Opel ist es selbst mit den gut laufenden Modellen Mokka und Adam nicht gelungen, 2016 Gewinne zu schreiben. Allerdings konnte das Minus reduziert werden. PSA und Opel sitzen zudem zwischen Baum und Borke: Zum alleinigen Überleben sind beide zu klein, gemeinsam sind sie im Kleinwagenmarkt dagegen eine echte Größe!

Wieso gerade jetzt, was steckt dahinter?

Der Zeitpunkt ist gut gewählt. In ein paar Wochen ist der Genfer Autosalon, da dürfte das eines der Gesprächsthemen abseits von autonomen und elektrifiziertem Fahren sein. PSA und Opel sind beides genesende Patienten. Bei Opel scheint sich die Mutter GM zu denken: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Am Aktienmarkt sprechen Händler von einem "perfect fit", auch weil die Autobauer in der SUV-Produktion bereits zusammenarbeiten ...

Aus Opel-Sicht, wie gesagt, macht ein Zusammenschluss durchaus Sinn. Ein Hauptanteilseigner von PSA sind die Chinesen von Dongfeng. Da könnte sich für die Rüsselsheimer auf einen Schlag ein riesiger Absatzmarkt eröffnen. Kapital für mögliche Neuentwicklungen ist bei Dongfeng auch vorhanden.

Kann aus PSA-Opel ein erfolgreicher Autobauer werden?

Wenn zwei Kranke sich in ein Bett legen, hat man nicht zwangsläufig einen Gesunden. Das Potenzial für ein erfolgreiches Unternehmen wäre aber auf alle Fälle da. Es bleibt aber abzuwarten, wie Opel mit der französischen Mentalität klarkommt. Und die Probleme mit der ebenfalls im Deal beinhalteten Schwester Vauxhall durch den Brexit sind auch nicht vom Tisch. Starke Nerven und viel Glück sind gefragt!

Müssen Opel-Mitarbeiter um ihre Jobs fürchten?

Vermutlich ja, denn mit jedem Kauf und jeder Fusion sollen auch Kosten eingespart werden. Da liegt ein Arbeitsplatzabbau nahe.

Geht damit die Konsolidierung in der Automobilindustrie in eine neue Runde?

Ja, auf alle Fälle! Wobei man auch klar sagen muss, dass damit - zumindest in Europa - der Konsolidierungsprozess abgeschlossen ist, denn im Grunde blieben als Ziele nur Daimler und BMW übrig. Und die stehen zu gut da.

Wer könnte, sollte der Deal zustande kommen, gezwungen sein, zu handeln?

Falls der Zusammenschluss von PSA und Opel gelingt, heißt der Verlierer ganz klar Volkswagen. Denn PSA-Opel käme im Idealfall auf einen Marktanteil in Europa von etwa 20 Prozent. Da muss sich VW warm anziehen.

Mit Helmut Becker sprach Thomas Badtke

Quelle: ntv.de

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