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"A babbo morto" Berlusconis Buchhaltertricks

Silvio Berlusconis Buchhaltertricks: Woher bekommt die nächste Regierung das dringend benötigte Geld? "Dal babbo morto."

Silvio Berlusconis Buchhaltertricks: Woher bekommt die nächste Regierung das dringend benötigte Geld? "Dal babbo morto."

(Foto: picture alliance / dpa)

Italien ächzt unter dem drittgrößten Schuldenberg der Welt. Aber wer trägt die Schuld dafür? Alle, die ganze Welt - nur einer eben nicht: Ministerpräsident Silvio Berlusconi. 20 Monate muss er das Problem noch aussitzen.

Bis heute hat man Silvio Berlusconi immer alles zugetraut: im positiven Sinne, versteht sich. Mit der so sorgsam vorbereiteten und austarierten Rede vor dem italienischen Parlament zwecks Beruhigung der nervösen Märkte ist ihm das aber nicht gelungen.

Kein Zweifel hat ihn berührt: Die Krise sei keine italienische Krise, sondern eine weltweite. Italien hat den drittgrößten Schuldenberg der Welt aufgetürmt, die Wirtschaft stagniert seit Jahren, der Steuerdruck steigt beharrlich, liegt heute 6 Prozent über dem deutschen und die Beschäftigtenquote - eine durchaus wichtigere Benchmark als die Arbeitslosenquote - liegt gut 15 Prozent unter dem mitteleuropäischen Schnitt. 

Von der Krise kalt erwischt

Berlusconi spricht in Rom.

Berlusconi spricht in Rom.

(Foto: AP)

Asche auf mein Haupt, hätte es heißen müssen. Es tut mir leid, liebe Italiener, aber ihr müsst in den nächsten zwei Jahren 1000 Euro mehr Steuern zahlen, weil wir die Wirtschaft blockiert haben und das Parlament andauernd mit neuen Schutzgesetzen für mich beschäftigt war, und ich also, das werdet ihr verstehen, Wichtigeres zu tun hatte, als mich um die lahme Wirtschaft Italiens zu kümmern. Außerdem: Meinen eigenen Firmen geht es ja wunderbar.

Nun hat mich die Krise völlig kalt erwischt, ich dachte, wir könnten sie aussitzen und niemand würde nach Italien schauen. Schade, das hat nicht geklappt.

Sparen mit dem "Rahmengesetz"

Zu einer irgendwie gearteten Selbstkritik ist dieser so immens selbstverliebte Mann nicht fähig. Die Schuld haben immer die anderen. Italien hat alles richtig gemacht und das vielbejubelte Sparpaket von 48 Mrd. Euro bis 2014 ist die Lösung, die die dummen Märkte nicht richtig werten.

Richtig ist das Gegenteil. Die Märkte haben das Paket gewogen und für zu leicht befunden. Der große Teil der Sparmaßnahmen - knapp über 35 Milliarden Euro - wird eben erst ab 2013 greifen, in das Sparpaket wurden sie als "Rahmengesetz" eingefügt, dessen Ausführungs-Details der Regierung von 2013 obliegen wird.

Buchhaltertrick des Matadors

Das ist schon ein feiner Buchhaltertrick, der vielleicht im italienischen Fernsehen verfängt, wo kein Journalist die Zahlen erklärt. Den Marktfachleuten aber kann man das nicht erzählen.

Die Regierung Berlusconi ist noch genau 20 Monate im Amt. Das blutige Sparen aber, das hat Berlusconi beschlossen, fängt erst in der nächsten Legislaturperiode an. Wenn der große Matador mutmaßlich - nach heutigen Umfragen liegt er bei 25 Prozent Zustimmung - nicht mehr im Amt sein wird.

Wie sagt man dazu in Italien, wenn einer das Schuldenabzahlen immer nach hinten verschiebt: "a babbo morto". Wenn Papa tot ist, dann werde ich zahlen. Es ist schon erstaunlich, wie gerne man in Brüssel diesem Sparpaket applaudiert hat.

Fällt Italien, fällt der Euro

Andererseits: Was bleibt uns allen denn anderes übrig? Wenn Italien fällt, fällt der Euro und mit ihm wohl gleich auch die Europäische Union. Dann gibt es auch keinen europäischen Schutzschild für die armen Schuldner mehr, schließlich ist Italien nach Deutschland und Frankreich der drittgrößte Einzahler. 111 Milliarden Euro soll Italien ab 2013 in den ESM-Fond einzahlen. Die nächste Regierung, nicht diese. Wo jene dann das Geld herbekommen soll? Vom toten Vater - "dal babbo morto".

Quelle: ntv.de

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