Wirtschaft

Grüne Fonds Raus aus dem Schmutz

Endlich sauber.

Endlich sauber.

(Foto: REUTERS)

Ein neuer Begriff geistert durch die Bankenwelt: Divestment. Profi-Anleger ziehen dabei Vermögen aus energieintensiven Industrien ab, um klimagerechter zu investieren. Wie können Privatanleger davon profitieren?

Welche Folgen hat der Klimawandel auf die Finanzmärkte? Dieser Frage hat sich der Vermögensverwalter Blackrock gewidmet, nachdem der amerikanische Präsident Barack Obama angekündigt hat, die Co2-Emmissionen in den kommenden 25 Jahren um ein Drittel reduzieren zu wollen. Langfristige Anleger, so schreiben die Autoren der Analyse "Der Preis des Klimawandels", würden bereits darauf achten, welche Industrien und Unternehmen der Abbau energieintensiver Produktionen teuer zu stehen kommen wird. Zu Kursabschlägen dieser Werte an der Börse habe das zwar noch nicht geführt – allerdings sei es zu erwarten.

Nämlich dann, wenn die großen institutionellen Vermögensverwalter ihre Investments aus emissionsreichen, umweltbelastenden Branchen abziehen. Divestment wird dieser Trend genannt, und er ist durchaus begrüßenswert. Werden Unternehmen durch ihre Kapitalgeber dazu gezwungen, ihren Ausstoß an Treibhausgasen zu verringern, kann das die Energiewende beschleunigen. Ein politischer Beschluss, wie Obama ihn jüngst getroffen hat, kann also auch an Finanzmärkten ein Bewusstsein für die Auswirkungen der Geldanlage aufs Klima haben. Ab nächste Woche debattieren politische Köpfe aus aller Welt auf dem UN-Klimagipfel in Paris darüber, wie wir den Klimawandel verhindern können – damit könnten sie ebenfalls den nächsten Schritt des Divestments einleiten.

Kann der Privatanleger sein Geld ebenfalls umweltbewusst anlegen? Ja, der Möglichkeiten gibt es viele: Die Zahl nachhaltiger Fonds ist in den vergangenen Jahren rapide gestiegen. Während zur Jahrtausendwende nur ein Prozent der Milliarden in Publikumsfonds in grünen Fonds investiert war, sind mittlerweile 5,2 Prozent des Fondsvermögens deutscher Anleger in den alternativen Produkten. Insgesamt beläuft sich das Volumen in nachhaltigen Fonds derzeit nach Angaben des Forums Nachhaltige Geldanlage (FNG) auf 45,5 Milliarden Euro.

Dreckschleudern in grünen Fonds

Doch es gibt zwei Probleme: Die Finanzwirtschaft dehnt den Begriff Nachhaltigkeit oft so weit aus, dass es selbst die großen Werte der Autohersteller in ihre Fondsmischung spült. Sie orientieren sich dabei an den laxen ESG-Kriterien. ESG steht kurz für Enviroment (Umwelt), Social (Sozialengagement) und Governance (Führung). Und damit schaffen es auch Umweltsünder, die täglich mit ihren Produktionen kilotonnenweise Kohlenstoffdioxid in die Luft blasen, in nachhaltige Fondsportfolios.

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat vor wenigen Monaten den ökologischen Fußabdruck von herkömmlichen und grünen Fonds miteinander verglichen und kam zu dem Ergebnis: "Vier ethisch-ökologisch orientierte Fonds weisen eine schlechtere Klimabilanz auf als manch gängiger konventioneller Fonds."

Nun hat nicht jeder Privatanleger die Marktexpertise, um die Portfolios attraktiver Fonds auf ihre Umweltbilanz zu überprüfen. Das Magazin Ökotest hat diesen Monat 71 nachhaltige Fonds verglichen und stellt fest, dass nur elf Fonds es schaffen, die strengen Kriterien des Tests zu erfüllen. Zudem beschweren sich die Autoren darüber, dass viele Portfolios nicht auf dem neuesten Stand seien, zum Teil würden sich auf den Seiten der Anbieter die Werte von 2012 befinden. Darüber hinaus befänden sich in den Depots von mehr als der Hälfte der Anbieter fragwürdige Titel: "Wir fanden Aktien von Unternehmen, die zu den 100 größten Luft- und Wasserverschmutzern der Welt zählen oder auf der Liste der 100 größten Verursacher des Treibhausgaseffekts zu finden sind.", so die Autoren.

Keine Renditeunterschiede

Das Forum Nachhaltige Geldanlage hat in den vergangenen drei Jahren ein Label entwickelt, mit dem künftig besonders nachhaltige Fonds ausgezeichnet werden sollen. Ähnlich wie im Lebensmittelbereich soll es den Konsumenten, bewusst machen, dass Geldanlage auch Treibhausgase verursachen kann. Durch die Auszeichnung mit dem "Qualitätssiegel für nachhaltige Publikumsfonds" können Privatanleger sichergehen, dass das Portfolio nur Titel enthält, die den strengen Kriterien entsprechen. Umweltschädliches Verhalten, Kernenergie und Rüstung werden so ausgeschlossen und die Wahrung von Menschen- und Arbeitsrechten gewährleistet. Am 8. Dezember vergibt das FNG die ersten Siegel.

Wer Sorgen hat, dass er für ethisch-ökologisch Investments auf Ertrag verzichten muss, kann beruhigt sein: Eine Studie der Universität Kassel hat Fonds verglichen und herausgefunden, dass es bei der Performance keine Unterschiede gibt. Die Studie hat darüber hinaus belegt, dass nachhaltige Fonds sogar etwas weniger Risiko für den Anleger bedeuten.

Quelle: ntv.de

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