Wirtschaft

Ohne läuft es besser? Eine Runde Mitleid für Fondsmanager

Ein paar Streicheleinheiten für die Fondsbranche. Wird schon wieder.

Ein paar Streicheleinheiten für die Fondsbranche. Wird schon wieder.

(Foto: AP)

Ob DWS oder M&G - die aktiv gemanagten Fonds der großen Banken sind in diesem Jahr häufig kläglich abgeschmiert. Da fragen sich immer mehr Anleger, warum sie nicht selbstbestimmt auf ETFs setzen sollen.

Fondsmanager haben eigentlich einen tollen Job: Viele reisen durch die Welt und schauen sich Marktentwicklungen in fernen Ländern an. Oder sie besuchen Unternehmen, die sich ihnen von der besten Seite präsentieren, damit der Manager mit seinen Millionen aus dem Fondstopf Aktien der Firma ins Portfolio aufnimmt, also Teile des Fondsgeldes investiert. Fonds gibt es zu vielen Themen und Fondsmanager sind gefragte Experten, auch für Wirtschaftsjournalisten.

Aber sie haben Nachteile: Ihre Arbeit kostet die Bank Geld und das nicht zu knapp. Natürlich legen die Institute das auf die Gebühren um, die sie von den Kunden abrechnen. Aber oft stehen die Gewinne der Fonds noch nicht einmal im Verhältnis zu diesen Gebühren.

Minus 5,6 Prozent, minus 3,6 Prozent, minus 0,81 Prozent, minus 0,57 Prozent, minus 0,26 Prozent - wer im ersten Halbjahr 2015 einen der bislang Großen unter den aktiv gemanagten Fonds gekauft hat, dem gebührt eine Runde Mitleid und ein aufmunternder Klaps auf die Schulter. Was die Bestseller der Branche abgeliefert haben, war nur traurig.

Es gibt erfolgreiche Ausnahmen

Die Fonds vom Vermögensverwalter M&G, der Investmentbank der Deutschen Bank, DWS, oder von der US-Bank JP Morgan haben gnadenlos unterperformt. Beispielsweise der DWS Vorsorge Renten XL Duration: Er befand sich bei einer Umfrage von FONDS professionell zu Jahresanfang mit Nettomittelzuflüssen von 6,64 Prozent auf Rang drei der Verkaufsschlager im freien Fondsvertrieb. Mit seinem Minus von 5,67 Prozent führt der Anleihen-Fonds die Liste der schwächsten Performance-Ergebnisse im ersten Semester 2015 an. Blöd ist das für die Bank selbst, denn dieses Produkt ist Teil der DWS-Riester-Fondssparpläne, frei verkäuflich ist es nicht. Inzwischen konnte das Minus auf knapp zwei Prozent reduziert werden.

Doch es gibt auch positive Ausnahmen bei aktiven Fonds, etwa im Aktienbereich: Der Flossbach von Storch "Multiple Opportunities"-Fonds steht mit 10,9 Prozent seit Jahresbeginn erfolgreich da, ebenso wie der DWS "Top Dividende", einer der Bestseller, mit plus 15,4 Prozent.

Ein Grund zum Jubeln? Mitnichten. Im Vergleich zu den passiv gemanagten Indexfonds, die viel weniger Gebühren kosten, etwa ein gewöhnlicher DAX-ETF oder einem Anleihen-ETF fallen die Zugewinne der aktiven Fonds oft geringer aus. Selbst ein ETF auf einen gewöhnlichen Dividendenindex wie den "Stoxx Europe Select Dividend 30" (WKN: LYX0BB) hat 13,9 Prozent seit Jahresstart abgeworfen, bei deutlich niedrigeren Gebühren. Übrigens gibt es dieses Papier auch bei der Sparkasse um die Ecke, doch danach fragen müssen die Kunden schon selbst, denn ETFs sind wegen der angesprochenen Gebühren oft nicht lukrativ genug für die Sparkasse.

Markt war schwer zu schlagen

Das Problem der Fondsmanager: Die Hausse in den vergangenen Monaten am Aktienmarkt war nur schwer zu überbieten. Schon in einem ruhigen Markt, das zeigen zahlreiche Studien, ist es für die Manager schwer, den Markt zu übertreffen. Doch bei einem Aufwärtstrend wie zuletzt ist es nahezu unmöglich. Am liebsten hätten wohl einige der Fondsverwalter am liebsten selbst einfach nur in den Index investiert, ohne etwas managen zu müssen.

Auch im vergangenen Jahr haben sich für Anleger die Kosten für einen Fondsmanager nicht ausgezahlt. Eine Berechnung von S&P Dow Jones Indizes hat gezeigt, dass 83 Prozent der aktiv verwalteten, in europäische Aktienmärkte investierenden Fonds hinter dem S&P Europe 350 zurückgeblieben waren, auf dem deutschen Markt konnten 74 Prozent der Fondsmanager den S&P Germany BMI nicht übertreffen.

Kein Wunder, erfreuen sich ETFs auch bei Privatanlegern steigender Beliebtheit. Zwar bestätigt eine aktuelle Umfrage der Berater von McKinsey unter den Vermögensmanagern, dass die von den Fondsgesellschaften verwalteten Mittel 2014 auf den neuen Rekordwert von 2,4 Billionen Euro gestiegen sind, was einem Zuwachs von 15 Prozent entspricht. "Aber der Trend zu Indexfonds und anderen passiven Anlageprodukten zehrt an der Marge", sagte McKinsey-Direktor Philipp Koch. Diese Entwicklung sei bei institutionellen Investoren ebenso zu beobachten wie bei Privatanlegern.

Eines sollte man aber nicht vergessen: Sobald der Aktienmarkt in schwieriges Fahrwasser gerät, kann das Expertenwissen der Fondsmanager wieder von Vorteil sein.

Dieser Beitrag stellt keinerlei Empfehlung zum Kauf oder Verkauf der genannten Produkte dar. Für die Richtigkeit der Daten wird keine Haftung übernommen.

Quelle: ntv.de

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