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Alexander Seibold Wahl 2009: Nur keine Euphorie

Das Ergebnis der Bundestagswahl lässt auf den ersten Blick alle Sorgen vergessen. Endlich eine bürgerliche wirtschaftsfreundliche Regierung, die den Marktkräften freien Lauf lässt. Aber Vorsicht. Man muss nicht erst die Redewendung bemühen, nach der politische Börsen kurze Beine haben, sprich dass politische Weichenstellungen an der Börse keine großen Auswirkungen zeigen. Entscheidend ist: Die von CDU/CSU und FDP angekündigten Entlastungen und Liberalisierungen treffen auf eine Wirtschaft, die weit von alter Stärke entfernt ist.
 
Daher sollten Investoren ihren Fokus so schnell wie möglich auf die tatsächliche Verfassung der Wirtschaft richten. Die Sommerrallye hatte die großen Börsenindizes auf neue Jahreshochs getrieben. Jetzt ist die Luft raus. Weitere Kurssteigerungen können nur mit der Hoffnung auf einen kräftigen Konjunkturaufschwung 2010 begründet werden. Doch das ist unwahrscheinlich.
 
Die Arbeitslosenquote in den USA hat sich seit 2007 mehr als verdoppelt. Das bedeutet, dass Millionen von Konsumenten ausfallen. Das sind schlechte Nachrichten für Einzelhändler, Autoverkäufer und Banken, die Kreditkarten ausgegeben haben. Die Arbeitslosenstatistik in Deutschland sieht nicht so schlimm aus, da mittlerweile fast 1,5 Millionen Kurzarbeiter gezählt werden.
 
Es kann als sicher gelten, dass die neue Regierung die Bedingungen für Kurzarbeiter verschärfen wird, so dass viele Unternehmen zu Entlassungen gezwungen sind. Wir sind jedoch der Überzeugung, dass eine konjunkturelle Erholung nur bei einem Aufschwung am Arbeitsmarkt denkbar ist. Danach sieht es derzeit nicht aus.
 
Ein weiterer Grund für unsere Skepsis ist, dass an allen großen Börsenplätzen die Statistiken einen Zuwachs an Optimisten zeigen. Nur: Die Optimisten haben in der Regel bereits ihre Aktienquote bereits erhöht. Wer soll jetzt angesichts der wackligen Aussichten noch nachkaufen?
 
Für Anleger bedeutet das erhöhte Vorsicht. Positionen mit hohen Gewinnen könnten durchaus verkauft werden oder, falls die aus steuerlichen Gründen nicht sinnvoll erscheint, mit entsprechenden Produkten abgesichert werden. Eine Möglichkeit sind Short-ETFs, die sich spiegelbildlich zum jeweiligen Basisindex entwickeln. Jetzt ist nicht die Zeit für Euphorie.
 
Der Autor Dr. Alexander Seibold ist bankunabhängiger Vermögensverwalter und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de. Er war dank ETFs 2008 einer der erfolgreichsten Vermögensverwalter in Deutschland

Quelle: ntv.de

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