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Sportkonzerne können glänzen Siegertypen im Depot

Die Geschäfte der Sportartikelhersteller laufen glänzend. Fußball-Europameisterschaft und Olympische Spiele verleihen den Aktien von adidas, Nike & Co. Rückenwind. Zudem profitieren die Hersteller von Sportbekleidung und -equipment vom allgemeinen Trend zu mehr Bewegung.

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Große Bühne für die Sportkonzerne

Solch unfaire Methoden müssen die Manager von adidas kaum fürchten. Denn dass zum Beispiel die europäische Fußballunion UEFA, die das Turnier ausrichtet, kurzfristig einen anderen offiziellen Sponsor aus dem Hut zaubert, scheint undenkbar. Schließlich stellt adidas schon fast traditionell den offiziellen Turnierball, dieses Jahr den Tango 12. Dass Trikots und Schuhe der deutschen Nationalmannschaft die berühmten drei Streifen von adidas tragen, gilt auch schon fast als ungeschriebenes Gesetz. Die anderen bekannten Sportartikelhersteller präsentieren sich bei dem Fußballturnier ebenfalls, wo sie nur können. So laufen die Mitglieder des italienischen Teams bereits seit dem Jahr 2003 in Puma auf – und die Trikots der niederländischen Equipe, aktueller Vize-Weltmeister, stellt Marktführer Nike.

Großereignisse wie die Fußball-EM und die im August in London stattfindenden Olympischen Spiele sind längst zu einem handfesten Wirtschaftsfaktor geworden, sowohl für die austragenden Länder als auch für die großen Unternehmen der Sportbranche. Langfristige Ausrüsterverträge mit Spitzensportlern und -teams sind für die Produzenten von Sportbekleidung und -artikeln nicht nur im Fußball, sondern auch in anderen medienwirksamen Sportarten das A und O erfolgreichen Marketings. Schließlich werden die Wettkämpfe weltweit im Fernsehen übertragen. Das bietet den Konzernen eine einzigartige Bühne, auf der sie ihre Marke bewerben und die Produkte im praktischen Einsatz zeigen können. Ihre Lizenz- und Ausrüsterverträge lassen sich die Sportartikelkonzerne deshalb einiges kosten. Allein an den Deutschen Fußball-Bund überweist adidas unbestätigten Meldungen zufolge Jahr für Jahr einen hohen zweistelligen Euro-Millionenbetrag, damit die Kicker bei Länderspielen ihre Produkte tragen. Aller Erfahrung nach ist dieses Geld jedoch gut angelegt.

Krise – das ist für die Großen in der Sportartikelbranche schon seit Jahren ein Fremdwort. Weder die Finanz- und Wirtschaftskrise noch die Ängste rund um die Eurokrise konnten ihren Geschäften bislang etwas anhaben. Stattdessen wachsen Umsatz und Ertrag Jahr für Jahr mit zweistelligen Raten. Während Konsumwerte im Allgemeinen als zyklisch gelten und die Konjunkturabschwünge stets voll mitmachen, steuern die Sportartikelhersteller einen strammen Wachstumskurs.

Trend- und Zukunftsforschern wie Matthias Horx zufolge ist der Wandel in der Arbeitswelt ein Grund dafür, dass bei immer mehr Menschen die Themen Wellness, Gesundheit und Sport einen hohen Stellenwert einnehmen. Denn während der Arbeit sitzen die meisten am Schreibtisch, ohne sich körperlich zu betätigen. Mit Sport wollen sie dieses Defizit ausgleichen und fit bleiben. Sportartikel, so die Erklärung von Analysten, werden als Wohlfühlartikel daher auch dann gekauft, wenn die Ausgaben für viele andere Konsumprodukte zurückgehen – und zwar in Industrieländern genauso wie in Schwellenregionen.

7,5 Milliarden Euro geben die Deutschen für Sportartikel aus

Diesen Trend belegen auch die Ergebnisse des aktuellen Europakonsumbarometers der Commerz Finanz GmbH. Die Sportbegeisterung spiegelt sich in den Verkaufszahlen für Sportmode und Sportausrüstung wider: 186 Euro gibt laut Konsumbarometer jeder deutsche Haushalt im Durchschnitt für Sportartikel aus, und zwar jeden Monat. Auf das Jahr gerechnet summieren sich die Verkaufszahlen auf 7,5 Milliarden Euro – das Volumen stagniert hierzulande auf hohem Niveau. In Frankreich liegen die Zahlen mit einem monatlichen Budget von 332 Euro und einem für 2012 geschätzten Gesamtvolumen von 9,2 Milliarden Euro sogar noch darüber.

Die hohen Ausgaben für Sportbekleidung und Sportartikel lassen sich mit einer veränderten Einstellung der Bevölkerung erklären. Der Ausspruch „Sport ist Mord“ ist längst überholt – stattdessen wird Sport für immer mehr Deutsche zu einem Teil ihrer Gesundheitsvorsorge. Die Weltbevölkerung wächst, die westlichen Gesellschaften altern, die Einkommen steigen und die Gesundheitsausgaben nehmen überproportional zu, prognostiziert das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) in seiner Studie „Strategie 2030 – Gesundheit“, die es zusammen mit der Berenberg Bank erstellt hat. Für immer mehr Menschen gehe es bei der Freizeitgestaltung darum, gesund und jung zu bleiben, heißt es in der Studie. Nicht zuletzt die Teilnehmerzahlen von Laufwettbewerben bestätigen diese Prognosen: Ob Hannover Marathon, Deutsche Post Marathon in Bonn oder Oberelbe-Marathon in Dresden – im Frühjahr dieses Jahres verzeichneten die Organisatoren von Laufevents neue Teilnehmerrekorde. Und neben dem schnellen Laufen ist mit der Trendsportart Nordic Walking auch das zügige Gehen zum Massensport geworden, der die Parks in Groß- und Kleinstädten füllt.

Davon profitieren nicht nur die großen drei Hersteller von Laufschuhen und Sportbekleidung – also Nike, adidas und Puma –, sondern eine ganze Reihe weiterer Unternehmen, darunter die Sportschuhkette Foot Locker. Dass sich immer mehr Sportbegeisterte bei der Auswahl ihrer Trainingsschuhe beraten lassen, führte für Foot Locker im vierten Quartal 2011 zu einem rasanten Spurt bei Umsatz und Gewinn. Wie das Unternehmen im Frühjahr bekannt gab, stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 1,39 Milliarden auf 1,5 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn kletterte von 57 auf 81 Millionen US-Dollar.

Neuer Sportindex bündelt aussichtsreiche Unternehmen

Related contentZulegen konnte zuletzt auch der auf Sportbekleidung spezialisierte US-Konzern Under Armour. Im ersten Quartal dieses Jahres steigerte er seinen Gewinn im Vergleich zum vergangenen Jahr von rund 312,7 Millionen US-Dollar auf 384,4 Millionen US-Dollar und übertraf damit ebenso die Erwartungen die Analysten wie zuvor Foot Locker. Die Sportbegeisterung kommt auch Herstellern von Sportequipment zugute: angefangen beim US-Unternehmen Garmin, mit deren GPS-Uhren Läufer ihre absolvierten Strecke analysieren können, bis hin zur japanischen Firma Shimano, deren Name fast schon zum Synonym für Gangschaltungen von Fahrrädern geworden ist.

Für Anleger wäre es allerdings ziemlich aufwendig, sich selbst einen Korb mit Aktien von Unternehmen der boomenden Sportbranche zusammenzustellen. Eine einfache Möglichkeit bietet der Solactive® Sports (Performance-) Index (WKN SLA9SP), an dem man mit einem Open End Indexzertifikat teilhaben kann. Der Index enthält insgesamt 20 Titel, zehn Aktien aus dem Bereich Sportequipment und zehn aus der Sparte Sportbekleidung. Dazu gehören neben den genannten Herstellern unter anderem die Accell Group, deren Geräte in vielen Fitnessstudios zu finden sind, und Callaway Golf, der weltgrößte Hersteller von Golfschlägern. So können Anleger auch vom Fitness- und vom Golfboom profitieren. Die Zahl der Deutschen, die häufig ein Fitnessstudio besuchen, ist im vergangenen Jahr nach Umfragen des Instituts für Demoskopie Allensbach weiter gestiegen – auf nun knapp 10,4 Millionen Menschen. Und nach neuesten Zahlen des Deutschen Golf Verbands griffen 2011 in Deutschland 624.569 registrierte Golfspieler zum Schläger – 14.465 mehr als im Jahr zuvor. Jeder der 20 Titel im Indexportfolio ist mit 5 Prozent gleichgewichtet.

Große Sportereignisse versprechen Umsatzschübe

Related contentFür Anleger kann es sich aber auch lohnen, direkt auf die großen Sportartikelhersteller wie adidas und Puma zu setzen – schließlich versprechen die anstehenden großen Sportereignisse einen Umsatzschub. Schätzungen von Experten zufolge dürfte adidas im zeitlichen Umfeld der Fußball- Europameisterschaft rund eine Million Trikots der deutschen Nationalmannschaft verkaufen. Angesichts eines Verkaufspreises von bis zu 80 Euro pro Stück spielen die Trikots einen zweistelligen Millionenbetrag in die Kassen des Konzerns aus Herzogenaurach.

Hinzu kommt das Wachstum in den Schwellenländern. Es waren die Olympischen Spiele 2008 in Peking, die adidas den lange ersehnten Durchbruch in China brachten, dem wichtigsten Markt in Asien und einem der Wachstumstreiber für den Konzern. Allein im vergangenen Geschäftsjahr stieg der Umsatz im Reich der Mitte um mehr als 20 Prozent. Mittlerweile verdient adidas fast jeden zehnten Euro in der Region. Von einer weltweiten Abkühlung der Konsumkonjunktur spürt der Konzern jedenfalls nichts. Im Gegenteil: adidas errang im vergangenen Jahr Rekordzahlen. Der Umsatz kletterte um 11 Prozent auf über 13 Milliarden Euro, der Nettogewinn stieg um mehr als 18 Prozent auf 671 Millionen Euro. adidas-Chef Herbert Hainer ist zuversichtlich, auch im laufenden Jahr neue Bestmarken aufzustellen. Einen wichtigen Beitrag dazu sollen die anstehenden Sportgroßereignisse dieses Sommers liefern. Damit würde der Konzern die 14-Milliarden-Euro-Marke knacken. Den Nettogewinn prognostiziert das Management mit 736 bis 770 Millionen Euro (2011: 671 Millionen Euro).

Für spekulativ orientierte Anleger, die auf einen weiteren Aktienkurs-Anstieg des Sportartikelkonzerns setzen wollen, können Call-Optionsscheine interessant sein. Mit diesen haben sie die Chance, bis zum Ende der Laufzeit überproportional von Kursgewinnen zu profitieren, da sie mit einem im Vergleich zu einem Direktinvestment deutlich geringeren Kapitaleinsatz an der Kursentwicklung der Aktie partizipieren. Notiert die Aktie allerdings am Fälligkeitstag unter dem Basispreis, droht ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals. Für Anleger, die weniger optimistisch sind, bieten sich Aktienanleihen an. Hier können Anleger auch dann profitieren, wenn das adidas-Papier an Dynamik verlieren sollte und der Kurs das heutige Niveau lediglich hält oder nur moderat steigt. Unabhängig von der Entwicklung der Aktie bekommt der Anleger einen jährlichen Zinssatz in bar ausgezahlt. Zudem wird die Anleihe zum Laufzeitende i.d.R. zu 100 Prozent des Nominalwerts zurückgezahlt, sofern die Aktie dann auf oder oberhalb des Basispreises notiert. Andernfalls erhalten Investoren eine festgelegte Zahl von Aktien. Das bedeutet in der Regel einen Verlust. Bei einer Insolvenz der Emittentin droht ein Verlust bis hin zum Totalverlust.

Anleger sollten auch den ebenfalls in Herzogenaurach ansässigen Konkurrenten von adidas im Blick behalten: Puma. VieleJahre hat das Unternehmen mit dem Nachbarn einen harten Wettkampf in Sachen Image und Wachstum ausgetragen. Doch mittlerweile ist Puma hinter adidas und Nike zurückgefallen. Zwar schaffte Puma 2011 mit drei Milliarden Euro einen neuen Umsatzrekord und der Nettogewinn legte auf 230 Millionen Euro zu – ein Plus von 13,8 Prozent. Doch selbst der neue Konzernchef Franz Koch gibt öffentlich zu, dass die Marke mit der springenden Großkatze momentan nicht mehr die „heißeste“ auf dem Sportartikelmarkt ist. Koch soll den Konzern nun „zum begehrtesten und nachhaltigsten Sportlifestyle-Unternehmen“ machen und auf den Wachstumskurs zurückführen. So sollen die Produkte für den Leistungssport deutlicher als bisher hervorgehoben werden, um die Marke in diesem Bereich zu stärken. Dazu hat Puma mehrere Spitzensportler und -teams neu unter Vertrag genommen. Darunter die Fußball-Nationalmannschaft der Slowakei. Stabiles Geschäftsmodell – hohe Margen Investieren will Koch ebenso wie Managerkollege Hainer in das eigene Handelsnetz. Eine Reihe unprofitabler Läden wurden geschlossen, die Produktivität der verbliebenen Shops und des Internetvertriebs will das Management steigern. Bis 2015 will der Konzern mit beiden Kanälen 20 Prozent seines gesamten Umsatzes erwirtschaften. Puma setzt auf Wachstum in Russland und Asien, mit Brasilien und Mexiko aber auch auf Lateinamerika. Im vergangenen Jahr verdiente das Unternehmen bereits mehr als 333 Millionen Euro in diesen Regionen und damit knapp neun Prozent mehr als im Vorjahr.

Vielen Anlageexperten gefällt das in der Branche verbreitete Geschäftsmodell: Ein Großteil der Konzerne entwickelt und designt lediglich die Produkte im eigenen Hause und lässt sie dann zu niedrigen Kosten in Südostasien produzieren. Ein Großteil des auf diese Weise „gesparten“ Geldes wird ins Marketing, vor allem den Aufbau und die Entwicklung der eigenen Marken gesteckt. Und deren Strahlkraft dürfte durch die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Spiele gestärkt werden.

Weitere Informationen im onemarkets Magazin der HypoVereinsbank unter: www.onemarkets.de/magazin

 

 

Quelle: ntv.de

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