Migration

Markus Zschaber, V.M.Z. Fiskalpolitische Multiplikatoren

Markus Zschaber, VMZ Vermögensverwaltung

Markus Zschaber, VMZ Vermögensverwaltung

Die schwerste ökonomische Krise seit dem zweiten Weltkrieg geht in eine Stabilisierungsphase über, was auf verschiedenste Impulsgebungen zurückzuführen ist. Hauptverantwortlich dafür, dass die Märkte wieder Auftrieb erhielten, waren vor allem die geldpolitischen, fiskalpolitischen und wirtschaftspolitischen Anreize bzw. Maßnahmen, die weltweit entworfen und umgesetzt wurden. Dadurch konnten weitere exogene Schocks, wie die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008, verhindert werden.

Mir bleibt als Ökonom und Vermögensverwalter auf den ersten Blick nur festzuhalten, dass diese besagten Maßnahmen richtig waren und sich stabilisierend auf das Marktgeschehen auswirkten. Die Kosten für diese Stabilisierungsmaßnahmen, ob Konjunkturpakete, Steuergutschriften, Bankenrettungspakete respektive Liquiditätsspritzen oder Infrastrukturprojekte sind so immens hoch, dass der nominale Wert fast nicht mehr greifbar ist und eigentlich unvorstellbar wirkt.

Die vielen tausend Milliarden US-Dollar, die benötigt wurden, um das System vor einem Infarkt zu schützen und vor einem eventuellen weiteren Kollaps zu bewahren, stellen eine schier unvorstellbare Summe dar. Wenn die Stabilisatoren greifen und der ökonomische Mechanismus wieder nachhaltig funktioniert, stellt sich die Frage: Welchen Mehrwert haben diese milliardenschweren Stützungsmaßnahmen in Bezug auf die Wertschöpfungskette tatsächlich gebracht?

In der Volkswirtschaft hat der Staat nur zwei Möglichkeiten, um in den konjunkturellen Zyklus einzugreifen. Zum einen durch eine Erhöhung der Staatsausgaben und/oder eine Senkung der Steuern, um die Wirtschaft zu stimulieren oder durch Senkung der Staatsausgaben und/oder Erhöhung der Steuern, um die Wirtschaft vor Überhitzungen zu schützen. Da wir uns bis Mitte des letzten Jahres in einer konjunkturellen Misere befanden, ist die Frage, welche Maßnahmen, ob Erhöhung der Staatsausgaben oder Senkung der Steuern bzw. eine Kombination aus beidem tatsächlich für nachhaltiges dynamisches Wachstum sorgen können.

Für mich steht fest, dass die Wirkung der Staatsausgaben, wie es auch in der gesamten Historie des Kapitalismus immer wieder bewiesen wurde, nur sehr untergeordnete Impulse für die Expansionsdynamik erzeugen wird. Wenn der Staat als neuer Mitspieler in einem marktwirtschaftlichen System auftritt, muss dieser auf Kapazitäten zurückgreifen, die der privaten Wirtschaft in diesem Moment entzogen werden. Das wiederum begrenzt Investitionen und somit wird das strukturelle Wachstum einer Wirtschaft beeinträchtigt. Investitionen gelten nach meiner ökonomischen Vorstellung als Hauptantriebsfaktor unseres globalisierten Weltbilds, so dass, wenn überhaupt, durch eine Erhöhung der Staatsausgaben kurzfristig nur Vertrauenseffekte hervorgerufen werden. Der Multiplikator Staatsausgaben gilt daher für mich als politisches Instrument gegenüber der Bevölkerung aber nicht als Wertschöpfungskonzept. Steuersenkungen können in einem rezessiven Umfeld dagegen durchaus für finanzielle Entlastung bei den Unternehmen und den Verbrauchern sorgen, wenn diese ökonomisch sinnvoll eingesetzt werden.

Das bedeutet, dass diese in einem konjunkturellen Tief realisiert werden können und in der anschließenden Aufschwungphase wieder zurückgeführt werden müssen. Hierin liegt allerdings die Problematik, da sich die Politiker oftmals nach einer Krise in einem Interessenskonflikt befinden. Auch die in einer Aufschwungphase benötigten Steuererhöhungen bringen keine Sympathien bei den Wählern. Dennoch steht für mich fest, dass der Multiplikator in Bezug auf das aus Steuersenkungen resultierende Wachstum um Längen größer ist, als bei einer Erhöhung der Staatsausgaben. Das bedeutet wiederum, dass die fiskalpolitische Ausrichtung unserer deutschen Politiker bisher nicht allzu viele Vorteile in puncto zukünftiges ökonomisches Potenzial hervorgebracht haben. Im Gegenteil: Es bleibt abzuwarten, ob sich die nicht vorhandenen Wachstumseffekte in Kombination mit einer horrenden Haushaltsverschuldung, zukünftig steigenden Zinslasten und höheren Refinanzierungskosten nicht irgendwann als schwere Hürde erweisen werden, die es zu erklimmen gilt.

Ihr Markus Zschaber

Markus C. Zschaber ist leitender Fondsmanager der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft (www.zschaber.de) in Köln. Nach seinem BWL-Studium ließ er sich in den USA bei der Chase Manhattan Bank zum Fondsmanager ausbilden und kehrte danach wieder zurück in seine Wahlstadt Köln. Bereits mehrfach ausgezeichnet für sein Portfoliomanagement, zuletzt als "Bester Fondsverwalter 2008"durch den "Handelsblatt-Elite-Report", kennen ihn die n-tv-Zuschauer seit 1997 als Experte unter anderem in der Telebörse, dem Investment-Check, Börse@n-tv oder dem Geldanlagecheck. Zwei seiner Fachbücher konnten Leser bereits in den Bestseller-Listen finden, zuletzt das Buch "Der Börse voraus" als Gemeinschaftsproduktion mit dem Nachrichtensender n-tv.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen