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Burkhard Wagner Europas Schulden ... und der USD tanzt Sirtaki

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(Foto: dpa)

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Erst kürzlich hatte die Sängerin Nana Mouskouri auf ihre Rente als ehemaliges EU-Parlament-Mitglied verzichtet. Gleichzeitig erklärte Sie, dass Griechenlands Regierung ihre Bürger zu unpopulären Maßnahmen verpflichten müsse. Lange Jahre wäre finanzielles Missmanagement betrieben worden. Ähnliche Einschnitte kommen demnächst auf alle Griechen zu. Die Schulden Griechenlands belaufen sich mittlerweile auf insgesamt 300 Milliarden Euro. Im Jahr 2010 muss die Regierung in Athen 55 Milliarden Euro an Krediten neu finanzieren.

Nach Frankreich und der Schweiz belegt Deutschland den dritten Platz auf der Schuldnerliste Griechenlands. Allein bei deutschen Banken ist Griechenland mit über 32 Milliarden Euro verschuldet. Bezeichnend für die derzeitige Banken-Malaise ist, dass die beiden krisengeschüttelten Banken Hypo Real-Estate und Eurohypo am stärksten vertreten sind.

 

Regierungschef Papandreou kündigte bereits einen „Blut, Schweiß & Tränen“-Kurs an, der bei der Bevölkerung allerdings auf wenig Gegenliebe stößt. Den Haushalt nachhaltig zu konsolidieren wird sehr anspruchsvoll, sind doch die Haupteinnahmen Griechenlands die Landwirtschaft und der Tourismus. Das wird sich voraussichtlich im Sommer 2010 als Achillesferse erweisen. Touristen sind sensibel und lassen sich bei der Planung der „wichtigsten Wochen des Jahres“ durch Streiks bei der Buchung ihrer Urlaubsreise beeinflussen.

 

Dennoch: Ein Staatsbankrott Griechenlands erscheint trotz widriger Rahmenbedingungen unwahrscheinlich, jedoch avanciert die notwendige Haushaltskorrektur und Konsolidierung der Finanzen für den Regierungschef Papandreou zur Herkules-Aufgabe. Ein Rausschmiss Griechenlands aus dem EU-Verband wird politisch nicht machbar sein. Wenn es sein muss, wird es weitere Hilfsaktionen der EU-Staaten oder auch durch den IWF geben.

 

Erstaunlich ist, dass es um die Nachrichtenlage anderer EU-Staaten wie Portugal, Italien, Irland und Spanien (PIIGS-Staaten) sehr ruhig geworden ist. Einige Marktteilnehmer befürchten auch in diesen Ländern eine Schulden-Eskalation. Hinzu kommt Großbritannien, das ebenfalls vor großen Herausforderungen steht. Für den Euro und die politische Stabilität Europas bedeutet das nichts Gutes. Es wird heikel, wenn weitere Länder ähnliche Finanzierungsprobleme offenbaren müssen.

 

Kein Wunder, dass sich aufgrund der befürchteten Verschuldungsproblematik Europas viele Investoren intensiv Gedanken zu ihrem Euro-Investment machen. Sie sind auf der Suche nach anderen Anlagewährungen. Selbst der tot geglaubte US-Dollar zeigt sich wieder erstaunlich lebendig und tanzt derzeit Sirtaki.

 

Bei einer Eskalation um die PIIGS-Staaten kann der Dollar gegenüber unserer Jahresprognose von 1,32 auch bis 1,20 Euro steigen. Gegen einen weiteren Anstieg der US-Währung spricht allerdings die dortige Verschuldung. Zur Erinnerung: Bei Einführung des Euro als Währung 1999 fiel die neue Europa-Währung auf ein Kursniveau von 0,81 Euro/US-Dollar! Entsprechende Kurse sind unseres Erachtens für die Zukunft unrealistisch. Rohstoffwährungen wie der australische Dollar (AUD), der kanadische Dollar (CAD) oder die norwegische Krone (NOK) erscheinen uns aktuell „heiß“ gelaufen; bei einer technisch anstehenden Währungskurskorrektur können allerdings Anleihen aus diesen Währungsblöcken als Beimischung im Depot berücksichtigt werden.

 

Der Autor Burkhard Wagner ist Vorstand der Partners Vermögensmanagement in München und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.

Quelle: ntv.de

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