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Klaus Hinkel Einkaufen wie die Chinesen

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(Foto: dpa)

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Chinas Bedeutung wächst: Das devisenstarke Reich der Mitte profiliert sich nicht nur als Werkbank der Welt mit riesigem Rohstoffhunger, sondern ist zunehmend als Investor begehrt. Jetzt nutzte Regierungschef Wen Jiabao die Schuldenkrise Griechenlands, um Hellas-Anleihen zu kaufen. Für Anleger ist das ein Signal – weniger wegen der Bonds-Käufe, die China quasi aus der Portokasse zahlt, sondern weil sich das riesige Land mit Verträgen den Zugang zu den Märkten in (Süd-)Osteuropa sichert. Das könnte auch die Kurse der Not leidenden Hellas-Aktien nach oben ziehen.

Werfen wir zuerst einen Blick auf die Verhältnisse: Griechenland hat rund elf Millionen Einwohner –weniger also, als manche Großstadt zwischen dem Tarimbecken im Westen Chinas und Shanghai im Osten zählt. Nun kauft China, das laut FAZ bereit ist, „uneigennützig zu helfen“, im Oktober Anleihen des Landes, für das die Europäische Union im Mai einen Rettungsschirm aufgespannt hat. Manche Analysten werten diese Käufe in einem Euro-Land als Strategie, um den zunehmenden Risiken aus dem Dollar-Raum etwas entgegen zu setzen.

Mag sein, dass dies so ist. Wesentlicher aber scheint mir, dass China sich auf diese Weise den Zugang zum (süd-)osteuropäischen Markt sichert. Denn Vertreter beider Länder wie auch von Unternehmen haben laut FAZ im Zuge der Bond-Käufe elf Kooperationsabkommen für die Bereiche Schifffahrt, Handel, Kultur und Tourismus unterzeichnet. Die Pekinger Führung kündigte an, die Importe griechischer Produkte zu verdoppeln. Im Gegenzug werde China Griechenland zur Drehscheibe für seine Exporte in den Südosten und Osten Europas machen.

Genialer Schachzug

Meines Erachtens ist das ein genialer Schachzug der Chinesen. Erstens sichert sich das Land per Vertrag den Zugang zu den europäischen Märkten – und der Kauf der Hellas-Bonds sorgt dafür, dass es auf längere Sicht einen dankbaren Vertragspartner haben wird. Zweitens bekommt das Reich der Mitte für seine „uneigennützige“ Hilfe eine satte Verzinsung. Und drittens ist das Risiko eines Ausfalls des Schuldners wegen des europäischen Rettungsschirms gering. Eine Anfrage der Griechen im Februar hatte Peking abschlägig beschieden – aber da gab es ja auch noch keinen Rettungsschirm.

Anleger dürfte besonders der vierte Effekt interessieren: Wenn ein Riesenreich wie China in ein Land investiert, das 70 Mal kleiner ist und 120 Mal weniger Einwohner hat, kann dies deutliche Folgen für den kleineren Partner haben – etwa wenn China-Exporte über griechische Reedereien laufen oder Touristen aus Fernost nun den Charme der Akropolis entdecken. Eben das scheint der griechische Aktienmarkt zu reflektieren, der seit der Nachricht um zehn Prozent zugelegt hat. Gleichwohl notiert der Athex Composite noch immer fast auf seinem Fünf-Jahres-Tief.

Mein Fazit: Der Einstieg Chinas als Anker-Investor, der Rettungsschirm der EU im Hintergrund sowie die niedrige Bewertung des Aktienmarkts machen Dividendentitel aus Hellas als Beimischung interessant. Mit Risikomanagement und Stopp-Kursen steht einem ordentlichen Rendite-Potenzial nur ein geringer potenzieller Verlust gegenüber. Aufgrund der eher geringen Marktkapitalisierung vieler Aktien sollte ein börsengehandelter Indexfonds die beste Wahl sein, etwa der ETF von Lyxor (WKN: LYX0BF).

Der Autor Klaus Hinkel ist Vorstand der Vermögensverwaltung Artus Direct Invest und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.

Quelle: ntv.de

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