Wirtschaft

Weihnachtsrally auf tönernen Füßen Hat der Dax noch Luft?

Hat der Weihnachtsmann auch die Anleger noch auf dem Zettel?

Hat der Weihnachtsmann auch die Anleger noch auf dem Zettel?

(Foto: REUTERS)

Am Ende eines starken Börsenjahres geht der Blick bereits auf 2014. Soll man jetzt noch einsteigen und auf einen starken Schlussspurt und guten Jahresauftakt setzen? Chartanalyst Franz-Georg Wenner schaut für Telebörse.de auf die Trends.

In diesem Jahr feierte der Dax nicht nur seinen 25. Geburtstag, sondern lieferte zum Ehrenjahr auch passend frische Rekorde in Serie. Bereits jetzt geht das Aktienjahr 2013 als sehr erfolgreich in die Geschichtsbücher ein. In den vergangenen 25 Jahren lag der durchschnittliche Wertzuwachs für den Deutschen Leitindex bei rund acht Prozent pro Jahr. In diesem Jahr kletterte der Index um knapp 20 Prozent. Eine beeindruckende Leitung, die im internationalen Vergleich aber wenig aussagt, da der Dax ein Performance-Index ist. Aber auch der Kursindex überzeugt mit einem Zuwachs von rund 16 Prozent und läuft dem europäischen Branchenkompass Euro Stoxx 50 mit 12 Prozent Gewinn den Rang ab.

Indizes (Schwarz = S&P500; Rot = Dax; Grün = Dax-Kursindex; Magenta = EuroStoxx) [Klick auf Lupe zum Vergrößern]

Indizes (Schwarz = S&P500; Rot = Dax; Grün = Dax-Kursindex; Magenta = EuroStoxx) [Klick auf Lupe zum Vergrößern]

Statistik mit klaren Signalen

Vergleichen mit dem Jahr 2012, als der Dax um rund 29 Prozent zulegte, wäre sogar noch etwas Luft nach oben. Statistisch gesehen handeln die Aktienmärkte im Zeitraum von November bis Januar in einer der besten Phasen. Die durchschnittliche Kursentwicklung in allen Dezembermonaten seit Einführung des Dax im Jahr 1988 liegt bei 3,2 Prozent. Verlief das bisherige Börsenjahr positiv, was 2013 der Fall ist, steigt die Performance auf gut fünf Prozent. Nur im Jahr 1998 ging dem Dax in den letzten vier Wochen des Jahres trotz vorangegangener Kursgewinne in den ersten elf Monaten die Luft aus. Eine beeindruckende Trefferquote.

Tägliche Analysen von Franz-Georg Wenner finden Sie unter www.chartanalysen-online.de.

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Auch die vielfach zitierte Weihnachtsrally lässt sich statistisch belegen. Im Durchschnitt erzielte eine Anlage in den Dax zwischen dem 13. Dezember bis zum 6. Januar ein Plus von gut drei Prozent. Der maximale Gewinn lag bei gut 20 Prozentpunkten (1998), der größte Rücksetzer bei sieben Prozentpunkten (1990). Die Trefferquote kann sich mit 80 Prozent ebenfalls durchaus sehen lassen. Noch besser fällt das Ergebnis aus, wenn zum Rally-Auftakt der Dax über der 200-Tage-Linie notiert, was derzeit der Fall ist. Die Chancen auf Kursgewinne steigen dann auf neun zu eins. Ob sich der Index aber auch in diesem Jahr an die guten Vorgaben halten wird, ist offen. Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Und in diesem Jahr gab es bereits Überraschungen, denn der statistisch eher gefürchtete September verlief mit einem Zuwachs von 4,5 Prozent sehr positiv.

Einfach, aber erfolgreich

Statistik ist aber nur ein Puzzlestück, mit der die Wahrscheinlichkeit für erfolgreiche Anlagen verbessert werden kann. Um zu bestimmen, ob der Markt technisch in einer überhitzten Phase ist, greifen viele Anleger gerne auf zum Teil recht exotische Indikatoren zurück. Aber es gibt auch wesentlich einfachere und mindestens ebenso zuverlässige Ansätze. Im Chart ist der Dax seit 2011 abgebildet, sowie mit einer blauen Linie die 21- und mit einer roten Linie der 200-Tage-Durchschnitt. An der 21-Tage-Signallinie orientieren sich gerne kurzfristige Trader, der langfristige Durchschnitt gibt strategischen Investoren zuverlässige Hinweise. Beide zusammen stellen ein perfektes Indikatorsystem dar. Unter dem Dax ist der prozentuale Abstand des Index zu seinem 200-Tage-Durchschnitt dargestellt, mit der blauen Linie die Differenz zur 21-Tage-Linie.

Dax [Klick auf Lupe zum Vergrößern]

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Auf Basis dieser Angaben ist es möglich zu bestimmen, ob der Deutsche Aktienmarkt auf der Ober- oder Unterseite in eine Übertreibungsphase gelaufen ist oder nicht. In den vergangenen drei Jahren begann immer dann eine Konsolidierung, wenn der Leitindex um mehr als 13,5 Prozent oberhalb der 200-Tage-Linie notierte. Im Chart ist der Extrembereich mit einer waagerechten roten Zone gekennzeichnet, die Pfeile signalisieren den ersten Kontakt. Im Anschluss an eine solche Übertreibung kam es auf Sicht von wenigen Monaten immer zu einem Test des langfristigen Durchschnitts, ehe eine erneute Aufwärtsbewegung einsetzte. Nur in Crash-Phasen wie im Sommer 2011 versagte das System.

Zuletzt lieferte dieser Ansatz vor knapp zwei Wochen ein Warnsignal. Aktuell liegt der Dax rund neun Prozent über dem Durchschnitt und somit auf einem erhöhten Niveau. Mittelfristig erscheint daher eine Konsolidierung sehr wahrscheinlich. Diese muss nicht zwingend mit einer Kurskorrektur einhergehen wie zuletzt im Mai dieses Jahres. Auch eine Seitwärtsbwegung wie zu Jahresbeginn ist ebenso möglich.

Für die 21-Tage-Linie gelten leicht andere Extremwerte. Bereits ab einem Abstand von mehr vier Prozent lässt die Aufwärtsdynamik beim Dax stark nach. Kritisch wird es hingegen, wenn der Markt auf der Oberseite in eine Übertreibung läuft und der Index um mehr als fünf Prozent über dem kurzfristigen Durchschnitt notiert. Fällt dieser Extremwert auch gleichzeitig mit einer hohen Differenz zur 200-Tage-Linie zusammen, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Kurskorrektur. Ein gutes Beispiel zeigt der Chart für den Mai dieses Jahres.

Tag der Abrechnung rückt näher

Für einen Einstieg eröffnete sich hingegen in den vergangenen zwei Jahren ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis, wenn der Leitindex um mehr als drei Prozent unterhalb der 21-Tage-Linie sowie in der Nähe des 200-Tage-Durchschnitts notierte. Aktuell liegt der Index nur knapp unter dem Monatsmittelwert. Es empfiehlt sich daher, trotz der statistisch guten Ausgangslage das Pulver trocken zu halten. Für die kommenden, eher umsatzschwachen und daher wenig aussagekräftigen Wochen dürfte ohnehin die Fed-Zinsentscheidung am 18. Dezember die Richtung vorgeben. Positionierungen an der EUREX deuten darauf hin, dass die Stillhalter von Optionen eine Abrechnung zum großen Verfall an den Terminmärkten am 20. Dezember zwischen 9000 bis 9200 Punkten anstreben.

Quelle: ntv.de

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