Wirtschaft

Nicht ins Bockshorn jagen lassen! Dax, Kurs-Dax und das WM-Muster

Robert Rethfeld, Wellenreiter-Invest

Robert Rethfeld, Wellenreiter-Invest

Die Rekordjagd im Dax verunsichert Anleger. Wie lange kann diese Rally noch weitergehen? Börsianer sollten auf jeden Fall die richtigen Index im Auge behalten. Es besteht im Moment allerdings kein Anlass zur Eile.

Die 10.000-Punkte-Marke im Dax taugt nicht als euphorischer Stimmungsheber. Spiegel Online titelte: Rekord mangels Alternative. Die Wirtschaftswoche stellt besorgt die Frage, wie lang die Party wohl noch andauert. Dabei führt der Blick auf den Dax in die Irre.

Denn dieser Index wird als weltweit einziger wichtiger Leitindex als Performance-Index geführt. Die Dividenden werden in den Index reinvestiert. Dies lässt in diversen Blogs Stilblüten aufkommen wie jene, dass der Performance-Dax niemals wieder unter die 4000 Punkte-Marke fallen wird, da allein die Dividendenzahlungen 4.000 Punkte ausmachen würden.

Da bei einem Performanceindex die Beträge von Dividendenausschüttungen reinvestiert werden, sind Dividenden eingepreist und somit ein Ereignis in der Vergangenheit. Würden die Dividenden nicht reinvestiert werden, sondern separat in Cash gehalten, dann bestünde eine derartige untere Schwelle. So aber besteht diese Schwelle nicht.

Ein Vergleich mit den überall auf der Welt üblichen Kurs-Indizes erlaubt der Performance-Dax nicht. Als Instrument bietet sich hier der Kurs-Dax (K-Dax) an. Er erlaubt einen Vergleich zu anderen Kursindizes wie dem S&P 500, dem Euro Stoxx 50 oder dem französischen CAC 40.

Wir haben die genannten Indizes nachfolgend auf das Jahr 1990 geeicht. Der S&P 500 ist selbst in Euro gerechnet der stärkste dieser Indizes. Ohne Währungsumrechnung hätte S&P 500 einen noch größeren Vorsprung.

 

Der K-Dax liegt auf der Linie des Euro Stoxx 50. Dies ist wenig verwunderlich, da der Euro Stoxx 50 zu einem Drittel aus Dax-Werten besteht.

Interessant ist ein Blick auf die Charttechnik. Der K-Dax hat sein Intraday-Jahreshoch vom 21. Januar 2014 (5.180 Punkte) bisher nicht überwinden können.

 

An der Marke von 5300 Punkten offerieren die Hochpunkte des Jahres 2007 einen Widerstandscluster (folgender Chart).

 

Eine Unterstützung offeriert die Marke von 4700 Punkten.

Fazit: Der Performance-Dax bewegt sich an der psychologisch wichtigen 10.000-Punkte-Marke. Auch wenn die Wirkung einer solchen Marke nicht unterschätzt werden sollte, so erscheint die charttechnische Betrachtung des Kurs-Dax ergiebiger und substantieller. Der K-Dax hat sein Intraday-Jahreshoch vom 21. Januar 2014 bisher nicht überwinden können. Mehr als eine Seitwärtsbewegung ist in diesem Jahr bisher nicht zu verzeichnen.

3,5 Prozent oberhalb der aktuellen Notierung lauert das Widerstandscluster aus dem Jahr 2007. Umgerechnet auf den Performance-DAX ergibt sich ein wichtiger Widerstand bei 10.300 Punkten. Ein "Davonrennen" des Dax bei Überwindung der 10.000-Punkte-Marke ist also nicht zu erwarten.

Für die kommenden Wochen scheint eher Magerkost angesagt. Denn durchschnittlich verläuft der Dow Jones Index (und auch des Dax) während einer Fußball-Weltmeisterschaft negativ (folgender Chart).

 

Nach etwa 18 Handelstagen kann man üblicherweise wieder einsteigen. Das wäre zum Beginn der WM-Achtelfinal-Spiele.

Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest

Quelle: ntv.de

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