Wirtschaft

Auf höchstem Stand seit Jahren Wem der starke Euro nützt oder schadet

Ein stärkerer Euro macht sich für Verbraucher positiv im Urlaubsbudget bemerkbar.

Ein stärkerer Euro macht sich für Verbraucher positiv im Urlaubsbudget bemerkbar.

(Foto: picture alliance / Oliver Berg/d)

Der Euro ist derzeit so stark wie seit gut drei Jahren nicht mehr. Mit knapp 1,23 Dollar stieg die Gemeinschaftswährung jetzt auf den höchsten Stand seit Ende 2014. Für Verbraucher wie für die Wirtschaft hat das sowohl Vor- als auch Nachteile. Die wichtigsten Fragen und Anworten zum wiedererstarkten Euro:

Euro / Dollar
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Was ist der Grund für das Erstarken der Gemeinschaftswährung?

Die Wirtschaft im Euroraum hat sich erholt und wächst kräftig. Die Europäische Zentralbank (EZB) beurteilte die Konjunkturaussichten für den gemeinsamen Währungsraum zuletzt deutlich zuversichtlicher als noch im September. Zugleich belastet nach Einschätzung von Experten das politische Chaos in den Vereinigten Staaten immer wieder den Dollar. Aktuell wird der Kursanstieg des Euro nach Einschätzung von Beobachtern vor allem von Spekulationen über eine nahende straffere Geldpolitik der EZB angetrieben. Zudem glauben einige Anleger jetzt bereits an eine erste Zinsanhebung zum Jahresende. Höhere Zinsen würden den Euro als Geldanlage attraktiver machen.

Welche Folgen hat eine stärkere Gemeinschaftswährung für Unternehmen?

Der Anstieg des Euro gegenüber Dollar und Co. kann Produkte "Made in Germany" außerhalb des gemeinsamen Währungsraumes tendenziell verteuern. Das kann die Nachfrage dämpfen. Bislang zeigen sich allerdings keine Bremsspuren. Deutschlands Exportwirtschaft profitiert von der deutlichen Erholung der Weltwirtschaft. Das Außenhandelsverband BGA rechnet mit Rekorden im vergangenen und in diesem Jahr. "Das Erstarken des Euro-Kurses seit April 2017 hat den deutschen Exportsektor nicht beeinträchtigt", konstatierte ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Produkte aus Deutschland seien in vielen Ländern gefragt. Die geografische Vielfalt scheine der Schlüssel zum Erfolg zu sein. "Die deutsche Exportindustrie ist stark diversifiziert und sehr wettbewerbsfähig. Immer dann, wenn es um High-End-Produkte geht, sind deutsche Produkte gefragt", argumentiert auch Ron van het Hof, Chef des Kreditversicherers Euler Hermes.

Was bedeutet ein stärkerer Euro für Verbraucher?

Positiv bemerkbar macht sich ein stärkerer Euro im Urlaubsbudget. Reisen insbesondere in die USA können dadurch günstiger werden. Importe wie Rohstoffe, die meist in Dollar abgerechnet werden, werden billiger. Auf allzu große Entlastung beim Heizen und Tanken können Verbraucher derzeit allerdings nicht hoffen. Auch die Ölpreise erreichten zuletzt ein Dreijahreshoch.

Wie beurteilt die EZB den Euro-Anstieg?

EZB-Präsident Mario Draghi wird nicht müde zu betonen, dass Wechselkurse kein Ziel der Geldpolitik der Notenbank seien. Dennoch macht die Euro-Aufwertung den Währungshütern Sorge. "Die aktuelle Wechselkursvolatilität stellt eine Unsicherheitsquelle dar, die eine genaue Beobachtung erfordert", mahnte Draghi bereits im September. Das Problem: Sinkende Einfuhrpreise aus anderen Währungsräumen drücken die Inflation. Damit wird es für die EZB schwieriger, ihr mittelfristiges Ziel einer Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent im Euroraum zu erreichen.

Wie geht es weiter?

Einen rasanten Anstieg der Gemeinschaftswährung erwarten Beobachter nicht. Die Marke von 1,25 Dollar hält Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets aber in den kommenden Tagen für "mühelos erreichbar", sofern die EZB dem nicht zumindest verbal entgegenwirke. Von seinem Höchststand von knapp 1,60 Dollar im Jahr 2008 ist der Euro allerdings noch deutlich entfernt.

Quelle: ntv.de, Friederike Marx, dpa

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