Wirtschaft

Leitzinsen nicht angetastet Türkische Notenbank belastet Lira

Die Lira hat in diesem Jahr zum Dollar 17 Prozent abgewertet.

Die Lira hat in diesem Jahr zum Dollar 17 Prozent abgewertet.

Die türkische Lira steht weiter unter Druck. Statt wie erwartet die Leitzinsen zu erhöhen, hält die türkische Notenbank die Finger still. Aus Sicht eines Analysten ist das ein Fehler. Die Türkei sollte sich lieber an einem guten Vorbild orientieren, sagt er.

Die türkische Lira fällt nach der Entscheidung der türkischen Notenbank, die Leitzinsen unverändert zu lassen, deutlich zurück. Der Dollar stieg um bis zu 0,3 Prozent auf 3,5410 Lira und lag damit knapp unter seinem Rekordhoch. Im frühen Geschäft war er noch mit gut 3,53 gehandelt worden. Analysten hätten eine Erhöhung des Tagesgeldsatzes um 25 Basispunkte auf 8,75 Prozent, aber unveränderte Repo- und Einlagensätze von 8,00 und 7,25 Prozent erwartet.

US-Dollar / Türkische Lira
US-Dollar / Türkische Lira 32,37

Selbst ein solcher Zinsschritt wäre "zu wenig und zu spät", hatte Commerzbank-Devisenanalyst Peter Kinsella im Vorfeld der Entscheidung moniert. In Lira geführte Vermögenswerte schneiden derzeit laut Kisella nämlich noch schwächer als jene anderer Schwellenländer ab. Die zweijährigen Renditen lägen derzeit im Bereich von 11 Prozent, die Märkte stünden der türkischen Zentralbank also sehr skeptisch gegenüber.

Solange die Notenbank der Türkei nur zaghaft Zinserhöhungen in Erwägung ziehe, werde die Lira unter Druck bleiben, meint der Analyst. Die türkische Zentralbank werde damit weder der Kehrtwende in der US-Geldpolitik noch der Kursentwicklung des Dollar gerecht. Je länger dies andauere, desto mehr komme die Lira unter Druck, bis die Zentralbank letztlich zu extremen Zinserhöhungen gezwungen sein werde.

Um einer Lira-Schwäche ernsthaft entgegenzuwirken, müssten die Realzinsen dauerhaft bei etwa 2,5 bis 3,0 Prozent liegen, so Kinsella. Die Zentralbank müsse nur nach Russland schauen, um zu sehen, was die dortige Zentralbank erreicht habe.

Erdogan fordert sogar Zinssenkungen

Die Lira hat in diesem Jahr zum Dollar 17 Prozent abgewertet. Die US-Währung ist im Aufwind, da Investoren nach dem Sieg des Republikaners Donald Trump bei den US-Wahlen ein Anziehen der Konjunktur und höhere Zinsen erwarten.

Zudem setzt der Lira der harte Kurs von Präsident Recep Tayyip Erdogan gegen Regierungskritiker zu, der seit dem Putschversuch Mitte Juli Investoren massiv verunsichert. Dies hat zu Kapitalabflüssen aus der Türkei geführt, die tendenziell mit einer Zinserhöhung abgemildert werden könnten. Erdogan fordert jedoch seit langem von der unabhängigen Notenbank, der Wirtschaft mit Zinssenkungen Schub zu verleihen.

Quelle: ntv.de, kst/DJ/rts

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