Wirtschaft

Giftcocktail am Bosporus Türkische Lira stürzt ab

Seit Jahresbeginn hat die Lira zum Dollar knapp 30 Prozent an Wert eingebüßt.

Seit Jahresbeginn hat die Lira zum Dollar knapp 30 Prozent an Wert eingebüßt.

(Foto: REUTERS)

Die türkische Währung kennt derzeit nur eine Richtung: nach unten. Die Lira fällt nun auf ein Rekordtief zum Dollar und steht weiter unter Druck. Was ist da los?

Die türkische Lira verliert seit Monaten kräftig an Wert. Nach der Abwertung des chinesischen Yuan hat sich die Talfahrt sogar noch beschleunigt, kaum eine Währung hat sich seitdem schlechter entwickelt. Am Donnerstag wurden erstmals mehr als drei Lira für einen Dollar fällig. Seit Jahresbeginn hat die Lira rund 30 Prozent zum Dollar verloren.

Ein Grund für die Talfahrt der Lira ist die politisch ungewisse Lage in der Türkei: Das Land steht vor Neuwahlen, nachdem die Verhandlungen zur Regierungsbildung gescheitert sind. Die AK-Partei von Präsident Recep Tyyip Erdogan hatte die Parlamentswahl verloren und auch zwei Monate danach keinen Koalitionspartner gefunden.

Dazu kommt, dass die Regierung eine Offensive sowohl gegen die kurdische PKK als auch gegen den Islamischen Staat gestartet hat. Seitdem kommt es fast täglich zu Anschlägen der PKK auf türkische Sicherheitskräfte.

Das geschieht vor dem Hintergrund, dass sich das Wachstum nach jahrelangem Boom spürbar abschwächt: Der ehemalige "Tiger am Bosporus" droht zum Bettvorleger zu werden. Ökonomen rechnen für dieses und für das kommende Jahr mit einem Wachstum von rund drei Prozent – die Zeiten von bis zu knapp neun Prozent Zuwachs scheinen zunächst beendet zu sein. Die schwächere Konjunktur schlägt auf den Arbeitsmarkt durch: Die Arbeitslosenquote liegt derzeit etwas über neun Prozent.

Damit hat die Türkei für Inverstoren deutlich an Attraktivität verloren. Ausländer ziehen Kapital ab, einheimische Unternehmen verschieben Investitionen. Die Konsequenz: Die türkische Lira verliert an Wert – ähnlich wie der russische Rubel.

China löst Abwertungswettlauf aus

Verstärkt wird diese Entwicklung durch die für September erwartete Zinserhöhung in den USA. Die Währungen zahlreicher Schwellenländer sind unter Druck geraten, seitdem Anleger mit einer Zinswende der US-Notenbank Fed rechnen - und ihr Geld gewinnbringender in den USA anlegen wollen.

Die Abwertung des Yuan war für die Türkei deshalb eine ganz schlechte Nachricht. Denn die Entscheidung der zweitgrößten Volkswirtschaft verschlechtert die Position der Konkurrenten auf den Weltmärkten. Bei der Türkei betrifft das beispielsweise die Textilindustrie.  

Die Folge ist ein regelrechter Abwertungswettlauf. Jüngstes Beispiel: Kasachstan löste die eigene Währung vom Dollar, sie verlor innerhalb kürzester Zeit rund 30 Prozent an Wert. Analysten sehen vor diesem Hintergrund für die Lira noch großes Abwärtspotenzial.

Quelle: ntv.de

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