Wirtschaft

Militärschlag in Syrien? Trump verschärft Rubelsorgen

Seit Ende der vergangenen Woche hat die Ankündigung neuer US-Sanktionen gegen Russland die Landeswährung um mehr als 11 Prozent einbrechen lassen.

Seit Ende der vergangenen Woche hat die Ankündigung neuer US-Sanktionen gegen Russland die Landeswährung um mehr als 11 Prozent einbrechen lassen.

(Foto: picture alliance / dpa)

US-Präsident Trump kündigt einen Raketenangriff auf Syrien an und setzt damit die russischen Märkte erneut unter Druck. Der Rubel stürzt weiter ab. Welche Konsequenzen hat das?

Die Spannungen zwischen den USA und Russland haben einen neuen Höhepunkt erreicht. Als Vergeltung auf den mutmaßlichen Giftgasangriff der syrischen Regierungstruppen, kündigte Trump einen Raketenangriff auf Syrien an. Syriens Verbündeter Russland warnte die USA eindringlich vor einem Angriff. Der Rubel bricht trotzdem ein. Mit aktuell knapp 65 Rubel je Dollar ist er auf das niedrigste Niveau seit November 2016 gefallen.

Rubel / US-Dollar
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Innerhalb weniger Tage verlor die russische Währung damit rund neun Prozent. Angefangen hatte die Verschärfung des Konflikt bereits am vergangenen Freitag als die USA Sanktionen gegen russische Geschäftsleute, die dem russischen Präsidenten Vladimir Putin nahestehen, verhängte.

Handel teilweise ausgesetzt

Am Montag brach nicht nur der Rubel ein, auch der russische Leitindex Moex crashte um fast neun Prozent. Das war der größte Rückgang seit März 2014, als die internationale Gemeinschaft mit Sanktionen auf die Annexion der Krim durch Russland reagiert hatte.

Die neue Liste mit US-Sanktionen umfasst 24 russische Einzelpersonen und 15 Firmen, denen Manipulationen der US-Präsidentschaftswahl 2016 vorgeworfen werden. Die Sanktionsmaßnahmen verbieten es US-Personen und Unternehmen, Geschäftsbeziehungen mit Personen und Unternehmen zu unterhalten, die auf dieser schwarzen Liste stehen.

"Durch den Kursrutsch vom Montag ist das Vermögen der russischen Milliardäre an einem einzigen Tag um 16 Milliarden Dollar kollabiert", sagt Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst beim britischen Broker ActivTrades. Zu den betroffenen Oligarchen gehört Oleg Deripaska, der am Aluminiumproduzenten Rusal beteiligt ist. "Die Rusal-Aktie wird in Deutschland seit dem 11. April nicht mehr gehandelt, auch in Frankreich und Großbritannien ist derzeit kein Handel möglich. Das liegt aber nicht am Kollaps, sondern daran, dass sich die Zentralverwahrer aufgrund der verschärften US-Sanktionen weigern, oder weigern müssen, die Abwicklung zu übernehmen. Und somit ist auch kein Handel an den Börsen mehr möglich", erklärt Norbert Betz, Leiter der Handelsüberwachung der Börse München/gettex.

Aluminiumpreis ziehen kräftig an

Der Aluminiumriese Rusal hat Investoren gewarnt, dass sich die US-Sanktionen negativ auf das Geschäft auswirken und es möglicherweise zu Zahlungsausfällen kommen könnte. Wegen der Krise ist der Aluminiumpreis nach oben geschossen. Fast die Hälfte der Rusal-Lieferungen gehen nach Europa. Viele andere russische Titel wie die von Norilsk Nickel, dem Goldförderer Polyus und der Sberbank sind deutlich gesunken.

Investoren fürchten, dass der Konflikt mit den USA weitere russische Firmen in Bedrängnis bringen könnte. Nach Kursstürzen von 15 Prozent und mehr bei einzelnen Aktien, die noch gehandelt werden, ist bereits viel Negatives eingepreist.

Aktienmarkt stabilisiert sich

Dennoch hat sich der Moex heute stabilisiert. Das hängt mit der Währung zusammen, denn der Kursrutsch des Rubel beflügelt den Aktienmarkt, weil russische Produkte im Ausland billiger werden.

Bei der Umrechnung ihrer ausländischen Einnahmen erzielen die Firmen mehr Rubel als vorher. Doch nicht für jeden ist der Rubelverfall positiv. Für deutsche Anleger etwa könnten Währungseinbußen für ein Engagement in Russland trotz positiver Kursbewegung in der Aktie oder dem Index Verluste bedeuten. "Anleger sollten bei Investments in Ländern mit einer schwankungsfreudigen Währung auch immer das Devisenkursrisiko beachten", erklärt daher Nicolai Tietze, Derivate-Experte der Deutschen Bank. Individuelle Rubel-Absicherungen sind über Optionsscheine oder Turbos möglich.

Zinsen steigen

Im aktuellen Umfeld verkaufen ausländische Investoren auch russische Anleihen, woraufhin die Zinsen für zehnjährige Papiere auf knapp 7,6 Prozent nach oben gesprungen sind. Im langfristigen Vergleich ist das allerdings immer noch ein niedriger Wert. In Krisenzeiten liegen die russischen Zinsen oft bei 14 Prozent oder höher.

Gestützt werden die Wirtschaft und damit der Rubel vom gestiegenen Ölpreis, jener für Brent liegt mit 71 Dollar je Barrel auf dem höchsten Niveau seit Dezember 2014. Öl ist für Russland das mit weitem Abstand wichtigste Exportgut des Landes.

Wenn sich die Krise zwischen USA und Russland weiter zuspitzt, könnte der Rubel weiter abrutschen, wodurch der Aktienmarkt zumindest von der Währungsseite Rückenwind erhielte. Es dürfte dennoch volatil bleiben. Für einen Kauf mag es noch etwas zu früh sein, aber auf jeden Fall sollten sich Anleger russische Titel in ihre Watchlist legen.

Quelle: ntv.de

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