Wirtschaft

Es geht weiter abwärts Russlands Rubel steckt in der Ölpreis-Falle

Auffällig ist die ähnliche Entwicklung des Rubelwertes in Dollar (blaue Linie) und des Preises für ein Barrel Rohöl der Marke Brent (grüne Linie).

Auffällig ist die ähnliche Entwicklung des Rubelwertes in Dollar (blaue Linie) und des Preises für ein Barrel Rohöl der Marke Brent (grüne Linie).

Im Gleichschritt gehen der Preis für ein Fass der Öl-Sorte Brent und der Kurs des russischen Rubels derzeit bergab. Die enge Beziehung zwischen beiden Werten hat einen besonderen Grund, der die russische Zentralbank vor ernsthafte Probleme stellt.

Sie scheinen eine Schicksalsgemeinschaft zu sein: Russlands Währung und der Preis für ein Fass Rohöl der Nordsee-Sorte Brent. Zumindest in den vergangenen Monaten sank der Rubel, wenn das Fass Rohöl billiger wurde. Und er stieg, wenn sich der Preis für das schwarze Gold wieder erhöhte. Aber warum sind Rubelkurs und Ölpreis eigentlich so eng miteinander verknüpft?

Klar, Russlands Wirtschaft ist in hohem Maße von Öl- und Gasexporten abhängig. Die Energiewirtschaft hat einen Anteil von rund einem Viertel am Bruttoinlandsprodukt des Landes und steuert etwa die Hälfte zur gesamten Industrieproduktion bei. Die großen russischen Öl- und Gaskonzerne - meistens in Staatshand - haben bei sinkenden Ölpreisen jedoch weniger Einnahmen, denn auch der Gaspreis sinkt - wenn auch zeitverzögert - mit dem Ölpreis. Dabei kommt der Nordseesorte Brent eine besondere Rolle zu, den ihr Preis gilt als Richtschnur für den Wert des russischen Öls.

Kapitalabfluss erhöht Rubel-Angebot auf dem Devisenmarkt

Die Gesamtleistung der russischen Wirtschaft, die wenig diversifiziert und vor allem auf den Öl- und Gasmarkt konzentriert ist, lässt mit dem sinkenden Ölpreis also deutlich nach. Warum das nun den russischen Rubel belastet, weiß Antje Praefcke, Devisenexpertin bei der Commerzbank: "Erstens ziehen ausländische Investoren ihr Kapital ab, weil sie ihr Geld lieber in eine Wirtschaft stecken, die wächst."

Ein Beispiel: Wenn etwa aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Perspektive in Russland das Werk eines ausländischen Konzerns geschlossen wird, sinken die Rubel-Ausgaben dieses Konzerns - er zahlt an Mitarbeiter keine Löhne mehr in der Landeswährung. "Dafür musste er vorher etwa Euro oder Dollar in Rubel umtauschen", so Praefcke. Dies habe die Nachfrage nach dem Rubel und dessen Kurs gestützt - der Wegfall bewirke das Gegenteil.

Und werde etwa eine Produktionsstätte aufgrund des Rückzugs eines ausländischen Investors verkauft, suche dieser natürlich vor Ort nach einem Käufer - der den Kaufpreis dann wieder in Rubel bezahlt. "Diese Rubel werden von dem ausländischen Investor aber wieder in Euro oder Dollar umgetauscht", erklärt Praefcke. Das Rubelangebot auf dem Devisenmarkt erhöht sich dadurch und der Kurs der Währung sinkt.

Die Devisenexpertin nennt noch Folge-Effekte, die  den Rubelkurs belasten: etwa Währungs-Spekulationen auf dem Devisenmarkt. Dort wetten Anleger bei einem sinkenden Ölpreis - und der sich in der Folge verschlechternden Wirtschaftsleistung Russlands - auf einen fallenden Rubel - etwa in Form von Rubel-Shorts. Zu guter Letzt, sagt Praefcke, trügen auch die russischen Kleinanleger zum Druck auf ihre Währung bei: "Bei einer Inflationsrate von derzeit 15 Prozent tauschen Privatleute ihre Rubel in Dollar um, da sie diesen für die glaubhaftere und werterhaltendere Währung halten."

Russlands Zentralbank steht vor einem Dilemma

Aber neben dem Ölpreis haben auch die Maßnahmen der russischen Zentralbank Einfluss auf den Kurs des Rubels: Sollte der Rubel weiter angesichts des sinkenden Ölpreises weiter nachgeben, würde womöglich Russlands Zentralbank eingreifen und mit ihren Devisenreserven Rubel-Käufe tätigen. "Aber das ist natürlich nur begrenzt möglich. Irgendwann müsste sie wahrscheinlich doch wieder die Zinsen erhöhen", sagt Praefcke.

Zuletzt hatte die Zentralbank - aufgrund der in der Folge des sinkenden Ölpreises und der westlichen Sanktionen schwächelnden Wirtschaft - den Leitzins auf elf Prozent gesenkt, nach 17 Prozent Ende 2014. Eine Erhöhung der Zinsen sei jedoch gefährlich, warnt die Devisenexpertin: "Höhere Zinsen drücken zusätzlich auf die Wirtschaftsleistung, denn russische Unternehmer müssen für Kredite dann wesentlich mehr Geld bezahlen. Das ist ein Dilemma für die russische Zentralbank."

Quelle: ntv.de

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