Wirtschaft

So billig wie noch nie Rubel stürzt auf Rekordtief

Für den russischen Rubel geht es abwärts.

Für den russischen Rubel geht es abwärts.

(Foto: AP)

Der russische Rubel ist so schwach wie nie zuvor. Für einen Dollar gibt es erstmals mehr als 80 Rubel. Ein Ende der Talfahrt ist nicht in Sicht. Und die Notenbank bleibt in Deckung.

Der Preisverfall des wichtigen russischen Exportguts Rohöl hat den Rubel auf ein Rekordtief gedrückt. Ein US-Dollar verteuerte sich auf 81,49 Rubel – das ist der historisch schwächste Stand der russischen Währung. Damit verbilligte sich der Rubel nach Berechnungen der "Financial Times" allein in den ersten Wochen des Jahres zum Dollar um mehr als neun Prozent. Keine Währung habe sich in diesem Zeitraum schlechter geschlagen. Ein Euro kostete in der Spitze 88,48 Rubel, so viel wie Ende 2014.

Auf seinen bisherigen Tiefststand war der Rubel im Dezember 2014 gefallen – zum Höhepunkt der Finanzkrise in Russland. Damals war er zum Dollar auf 79,91 Rubel gestürzt. Bis zum Frühling legte die russische Währung dann eine beeindruckende Rally hin und gewann im Sog steigender Ölpreise mehr als 30 Prozent an Wert. Doch der Höhenflug fand ein jähes Ende, als sich der Rohstoff wieder kräftig verbilligte.

Der Zusammenhang von Rubelkurs und Ölpreis ist offensichtlich: Seit dem Höchststand zum Dollar im Mai vergangenen Jahres brach der Rubel um rund 62 Prozent ein. Ein Fass der Nordseesorte Brent verbilligte sich seitdem um etwa 60 Prozent, mittlerweile hat der Preis den tiefsten Stand seit zwölf Jahren erreicht.

Die fundamentale Perspektive für den Rubel sei wegen der für das Land so wichtigen Einnahmen aus dem Ölexport finster, hieß es im Devisenhandel. Analysten halten es deshalb für möglich, dass der Rubel noch stärker abwertet, zumal die russische Zentralbank auf die Talfahrt der heimischen Währung nicht reagieren will. Sie könnte wie in der Vergangenheit versuchen, durch Dollar-Verkäufe den Rubel zu stützen. Die finanzielle Stabilität sei derzeit aber nicht gefährdet, sagte Zentralbankchefin Elvira Nabiullina.

Die Talfahrt der russischen Währung heizt die ohnehin sehr hohe Inflation in Russland weiter an, da Importe teurer werden. Die Preissteigerung lag im November bei 15 Prozent. Damit sinkt der Spielraum für weitere Senkungen des Leizinses, der aktuell 11 Prozent beträgt. Für eine Wirtschaft, die in der Rezession steckt, sind hohe Zinsen tendenziell schädlich.

"Nichts Positives in Sicht"

Hinzu kommt, dass die Regierung angesichts des fallenden Ölpreises Sparmaßnahmen angekündigt hat. Ein weiterer Schlag für die ohnehin schwächelnde Wirtschaft. Doch durch den Preisrutsch beim Öl droht Regierungsangaben zufolge eine Haushaltslücke von umgerechnet 36 Milliarden Euro. In Russland machen Energieverkäufe etwa die Hälfte der Staatseinnahmen aus.

Finanzminister Anton Siluanow sagte, der Staat müsse unter Umständen auf seine Rücklagen zurückgreifen und den staatlichen Vermögensfonds NWF anzapfen. Das Finanzministerium brachte eine Teilprivatisierung des Energiekonzerns Rosneft ins Spiel.

Derweil geht es auch an den Aktienmärkten in Russland weiter abwärts. Der Moskauer Leitindex RTS verlor zeitweise mehr als vier Prozent auf 631 Zähler. "Für russische Kapitalanlagen ist nichts Positives in Sicht", sagte Analyst Nicholas Spiro vom Beratungshaus Spiro Sovereign Strategy.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ

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