Dauerhaft niedrige Zinsen? Draghi schickt Euro auf Tauchstation
27.04.2017, 17:00 UhrViel sagt EZB-Chef Draghi nicht. Aber das, was er äußert, wird von Investoren dann auf die Goldwaage gelegt. Am Devisenmarkt geht es für den Euro deshalb erst rauf und dann runter.
Spekulationen auf weiterhin niedrige Leitzinsen in der Eurozone haben die europäische Gemeinschaftswährung am Donnerstag belastet. Der Euro fiel während einer Pressekonferenz mit EZB-Präsident Mario Draghi 0,5 Prozent auf ein Tagestief von 1,0853 Dollar. Zwischenzeitlich war er bis auf 1,0933 Dollar gestiegen. Die EZB hatte den Referenzkurs zur Wochenmitte noch auf 1,0893 Dollar festgesetzt.
"Die zinstechnische Attraktivität des Euro wird sich auf absehbare Zeit nicht verbessern", fasste Devisenexperte Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank zusammen. Auch Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank erwartet nach Draghis Aussagen keine rasche Kursänderung der Währungshüter: "Draghi schlug zwar einen leicht optimistischeren Ton hinsichtlich des Wirtschaftsausblickes an, doch dies sollte nicht gleichgesetzt werden mit einer baldigen Normalisierung der Geldpolitik."
Draghi hatte sich zunächst positiv zum Wirtschaftswachstum in der Eurozone geäußert. Im Anschluss hatte er sich aber dahingehend erklärt, dass es keine ausreichende Anzeichen dafür gebe, den Inflationsausblick zu ändern. Die Aussicht auf weiterhin dauerhaft billiges Geld schickte den Euro abwärts.
Die von der US-Regierung am Mittwochabend gemachten Aussagen zur Steuerreform sorgten ebenfalls nicht für Begeisterung und belasteten den Euro. "Die Aussagen befanden sich mehr oder weniger bereits im Wahlprogramm von Trump und bieten nichts Neues", kommentierte Dirk Gojny, Analyst bei der National-Bank. Es sei unwahrscheinlich, dass die Reform auch so beschlossen werden könne.
Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ