Wirtschaft

US-Präsident rüttelt an der Fed Donald Trump belastet den Dollar

"Ich bin nicht davon begeistert, dass (die Fed) die Zinsen erhöht": US-Präsident Donald Trump während des Interviews im Oval Office.

"Ich bin nicht davon begeistert, dass (die Fed) die Zinsen erhöht": US-Präsident Donald Trump während des Interviews im Oval Office.

(Foto: REUTERS)

Brisante Worte aus dem Weißen Haus: In einem Interview äußert Präsident Trump unverblümte Kritik am Vorgehen der US-Währungshüter und bricht damit ein geldpolitisches Tabu. Die Märkte reagieren verunsichert: Der Dollar verliert deutlich an Wert.

Mit seiner Kritik an der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat Präsident Donald Trump dem Dollar einen herben Dämpfer versetzt. Die US-Währung verlor im Vergleich zu anderen wichtigen Devisen deutlich an Wert.

"Ich bin nicht davon begeistert, dass er die Zinsen erhöht", sagte Trump in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters mit Blick auf das Vorgehen des von ihm ernannten Fed-Chefs Jerome Powell. "Nein, ich bin nicht begeistert", fügte er hinzu. Die Währungshüter sollten sich stattdessen bei Zinserhöhungen zurückhalten und der US-Regierung damit im Handelsstreit mit China "etwas helfen".

Auf die Frage, ob er an die Unabhängigkeit der Notenbank glaube, sagte der Präsident, er glaube an eine Fed, die "das tut, was gut für das Land ist". Als Reaktion auf das robuste Wachstum der US-Wirtschaft hatte die Fed den Leitzins in diesem Jahr bereits zwei Mal angehoben, allerdings nur sehr moderat. Zwei weitere Zinserhöhungen werden noch in diesem Jahr erwartet. Trump sieht die positive Entwicklung der US-Wirtschaft dadurch gefährdet.

Dass ein US-Präsident die Zinspolitik der Notenbank in Frage stellt, ist ein höchst ungewöhnlicher Vorgang. Die ersten Reaktionen an den Märkten zeigten das Ausmaß der Verunsicherung. Hat ein amtierender US-Präsident hier tatsächlich den Versuch unternommen, direkten Einfluss auf die geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank zu nehmen?

Eine solche Einmischung in die Unabhängigkeit der Zentralbank wäre ein folgenschwerer Tabubruch. Trumps Kritik könnte die Sorge auslösen, heißt es, dass die Notenbank nicht entschieden genug gegen Inflation vorgehen könnte. Powell hatte indes Mitte Juli versichert, dass die Fed "politische Erwägungen nicht berücksichtigt".

Kursausschläge im Handel

Am Tag nach der Veröffentlichung des Trump-Interviews notierte der Dollar zeitweise so schwach wie zuletzt vor knapp zwei Wochen. Der Euro stieg im Gegenzug um bis zu 0,6 Prozent auf 1,1543 Dollar an. Zum Yen fiel der Dollar zeitweise um 0,3 Prozent auf 109,76 Yen und unterschritt erstmals seit Ende Juni wieder die psychologisch wichtige Marke von 110 Yen.

Trumps verbale Breitseite auf die Unabhängigkeit der US-Notenbank rief in Fachkreisen durchmischte Gefühle hervor. "Historisch ist das sehr ungewöhnlich", sagte etwa der Chefvolkswirt der Commerzbank Jörg Krämer. "In den sechziger, siebziger Jahren war es noch üblich, dass sich Washington massiv in die Geldpolitik einmischt. Das Resultat kennen wir: eine hohe Inflation."

Seit Präsident Clinton gelte eigentlich die unausgesprochene Regel, "dass der Präsident die Notenbank-Politik nicht kommentiert", betonte Krämer. "Mit dieser Regel hat Trump gebrochen. Ursprünglich haben Trump und die Republikaner die Fed wegen ihrer lockeren Geldpolitik kritisiert. Nun kommt ein opportunistischer Schwenk. Trump befürchtet nun offenbar, dass höhere Zinsen der US-Konjunktur schaden können. Sein Finanzminister muss ebenfalls höhere Zinsen zahlen."

"Langfristig Gegenwind" für die Fed

Trumps Äußerungen markieren womöglich einen größeren Umbruch. Ein Großteil der Wirkungsmacht der US-Währungshüter beruht darauf, dass sie ihren geldpolitischen Kurs frei und unabhängig gestalten. Bisher waren alle Verantwortlichen peinlich genau darum bemüht, schon den Verdacht einer politischen Einflussnahme von sich fernzuhalten. Auf dem Spiel steht nicht weniger als die Glaubwürdigkeit der US-Notenbank, der mächtigsten Zentralbank der Welt - in deren Büchern nach Jahren der Krisenpolitik mittlerweile billionenschwere Altlasten an aufgekauften Anleihen liegen.

Sollten die Märkte das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Fed verlieren, würden künftige Maßnahmen der Geldpolitiker an Wirkung verlieren. Mit dem Vertrauen der Märkte wäre das wichtigste Fundament der Fed erschüttert. "Der Präsident prägt das Meinungsklima im Land", gibt Ökonom Krämer zu bedenken. "Wenn beträchtliche Teile der Wähler gegen die Unabhängigkeit der Zentralbank sind, kann sich dem keine Zentralbank der Welt auf Dauer entziehen." Dann fände sich die Fed womöglich bald schon unter dem Einfluss der Politik wieder. "Wenn sich das ändert in Amerika, dann hat die Fed langfristig Gegenwind."

Unabhängigkeit "noch ein paar Jahre sicher"

Kurzfristig kann Trump kaum direkten Einfluss auf die Fed ausüben: Die meisten Führungspositionen sind auf Jahre hinaus besetzt - und das mit Zentristen und Vertretern des geldpolitischen Mainstreams, wie Krämer erklärte. "Die personelle Unabhängigkeit sollte noch ein paar Jahre verhindern, dass die Unabhängigkeit der Fed unter die Räder kommt. Sollte es Trump aber gelingen, eine zweite Amtszeit zu bekommen, könnte die Unabhängigkeit in fünf bis zehn Jahren erodieren, wenn er ihm genehme Leute platziert. Dann kann sich die Fed dem Druck nicht mehr entziehen. Langfristig ist das gefährlich."

Dass der amtierende US-Präsident seinen politischen Feldzug auch auf das Gebiet der Geldpolitik ausdehnen könnte, war dem Reuters-Interview ebenfalls zu entnehmen. Bei dem Gespräch im Oval Office warf Trump China und Europa vor, ihre Währungen zu manipulieren. Eine Ausweitung des Handelsstreits auf das Thema Wechselkurse - die bislang weitgehend frei am Markt ermittelt werden - dürfte im Devisenhandel neue Wellen der Unsicherheit auslösen.

Solange Trump die Fed nur verbal angreife und nicht explizit versuche, Einfluss auf die Geldpolitik zu nehmen, habe dies keine weitgehenden Folgen für den Dollar-Kurs, schrieb Coba-Analystin Thu Lan Nguyen in einem Kurzkommentar. Dennoch sei Vorsicht geboten. "Wenn die Sicht, dass ein schwacher Dollar gut für die USA wäre, erst einmal dort Gefallen findet, dann ist auch nicht auszuschließen, dass Trump doch noch seine Worte in Taten umsetzt. Und wie das im Zweifelsfall enden kann, zeigt sich derzeit an der Türkei."

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/rts

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