Wirtschaft

Ein Währungspaar und die Sorgen Dollar-Rally könnte Zinspläne gefährden

Euro-Dollar: Die Aufwertung des Greenback lässt die Fed-Protagonisten in Stellung gehen.

Euro-Dollar: Die Aufwertung des Greenback lässt die Fed-Protagonisten in Stellung gehen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Sommer 2002 musste letztmals für einen Euro ein Dollar gezahlt werden. Jüngst wartet der Greenback mit dem stärkstem Quartalsgewinn seit der Lehman-Pleite auf, der Euro fällt im Gegenzug auf ein Zweijahrestief.

Im Grund ist der Rahmen für Anleger klar gesteckt: Dank der anziehenden US-Konjunktur wird die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die Zinsen ab Mitte 2015 wieder anheben. Gleichzeitig pumpt die Europäische Zentralbank (EZB) frische Milliarden in die Finanzmärkte, um damit der schwächelnden heimischen Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen. Der aktuelle Höhenflug des Dollar könnte diese Gewissheit jedoch schnell zur Makulatur machen und so manchen Investor auf dem falschen Fuß erwischen.

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"Ein starker Dollar ist im Grunde eine Straffung der Geldpolitik", betont Rabobank-Anlagestrategin Jane Foley. Dies könnte den Start der Zinserhöhungen in den USA verzögern oder zu einer langsameren Straffung der Geldpolitik führen. Die Fed ist sich der Problematik ebenfalls bewusst. "Sollte der Dollar stark aufwerten, würde dies die Inflation tendenziell dämpfen", betont William Dudley, Chef der Federal Reserve Bank von New York. "Wir werden dies natürlich berücksichtigen."

Daragh Maher, Devisenexperte der HSBC, warnt allerdings davor, diese Aussagen überzubewerten. "Dudley's Aussagen sind eine Binsenweisheit, keine explizite Warnung. Der Trend zu verbalen Interventionen wird uns aber erhalten bleiben, wenn wir weiterhin diese Bewegungen in den Wechselkursen sehen." Auch Joe LaVorgna, Chef-Volkswirt der Deutschen Bank für die USA, sieht den Fed-Zinserhöhungsfahrplan bislang nicht in Gefahr. "Die Dollar-Aufwertung wird die US-Konjunktur nicht merklich belasten, zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt."

Im dritten Quartal gewann der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen wie Euro oder Yen widerspiegelt, 7,7 Prozent. Das ist das größte Plus seit sechs Jahren. Dabei legte er zwölf Wochen in Folge zu, so viel wie nie zuvor. Mit knapp 86 Punkten notiert der Index so hoch wie zuletzt vor gut vier Jahren. Der Euro kostet derzeit um 1,26 Dollar und ist damit so billig wie seit zwei Jahren nicht mehr.

EZB unter Zugzwang

Dieser Kursrutsch der europäischen Gemeinschaftswährung könnte all jenen einen Strich durch die Rechnung machen, die auf umfassende Anleihekäufe der EZB - im Börsenjargon Quantitative Easing (QE) genannt - spekulieren, warnt Volkswirt Frederik Ducrozet von der Credit Agricole. Er verweist auf die jüngsten Konjunkturprognosen der EZB-Experten. "Es war ziemlich eindeutig", sagt Ducrozet. "Erstmals hat die EZB geschrieben, dass die Inflation die Zielmarke 2016 wieder erreichen werde, sollte der Euro-Kurs auf 1,24 Dollar fallen." Bei einem Wechselkurs auf aktuellem Niveau prognostizieren die Notenbank-Mitarbeiter für 2016 eine Inflation von 1,4 Prozent.

Der Kursverfall einer Währung verteuert Importgüter wie zum Beispiel Rohöl. Dies treibt die Preise im Inland. Die EZB strebt eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent an.

Wegen der immer noch nicht vollständig überwundenen europäischen Schuldenkrise muss aus Sicht von Barclays-Devisenexperten Marvin Barth sogar mit einem Rutsch des Euro unter die Marke von 1,24 Dollar gerechnet werden. Ein langfristig niedriger Kurs sei notwendig, um die europäische Konjunktur wieder in Schwung zu bringen. Sein Haus sieht die Gemeinschaftswährung 2015 bei 1,10 Dollar. Für seine Kollegen von der US-Bank Morgan Stanley rückt sogar die Parität wieder in den Blickpunkt. Im Sommer 2002 musste zum bislang letzten Mal für jeden Dollar ein Euro gezahlt werden.

Quelle: ntv.de, bad/rts

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