Wirtschaft

Historische Kapitalabflüsse Deutsche Bank sieht Euro unter einem Dollar

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(Foto: imago/Hans-Günther Oed)

Derzeit schrauben Analysten reihenweise ihre Prognosen zur Entwicklung des Währungspaares Euro/Dollar zurück. Goldman Sachs stellt für 2017 die Parität in Aussicht. Doch die Deutsche Bank ist noch pessimistischer.

Die Deutsche Bank malt ein düsteres Bild der europäischen Gemeinschaftswährung. Bis 2017 halten die Experten ein Abrutschen des Euro unter einen Dollar für möglich. Währungsstratege George Saravelos macht dafür in einer Studie unter anderem extrem niedrige Wachstumsraten und einen hohen Kapitalabfluss aus der Euro-Zone verantwortlich.

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2017 werde ein Euro nur noch 95 US-Cent kosten, erklärte Saravelos. Das wäre so wenig wie zuletzt im Sommer 2002. Deutschlands größte Bank ist weltweit der zweitgrößte Devisenhändler. Die Deutsche Bank ist mit ihrer pessimistischen Einschätzung für den Euro nicht allein. Barclays sagt auf Sicht eines Jahres einen Euro von 1,10 Dollar voraus. "Wir rechnen mit einem breiten, mehrjährigen Abwärtstrend im Euro", hatte Barclays-Devisenanalyst Marvin Barth gesagt. Er begründet seine Prognose damit, dass sich die Aussichten für die europäische Wirtschaft stark eingetrübt haben, und mit der "aggressiven" Reaktion der EZB auf diese Entwicklung.

Goldman Sachs sieht den Euro 2017 bei einem Dollar stehen. Die Goldmänner hatten ihre Prognose mit der anstehenden Zinswende in den USA begründet. Diese mache den Greenback für Investoren attraktiver, was auch bedeuten dürfte, dass sich europäische Investoren auf der Suche nach einer höheren Rendite wieder verstärkt den USA zuwenden könnten.

Experten: Eurozone spart zuviel

Die Deutsche Bank wählte für ihr Szenario das Schlagwort "Euroglut" (Euroschwemme). Darunter verstehen die Analysten eine neue Phase globaler Ungleichgewichte, angesichts riesiger Leistungsbilanzüberschüsse Europas.

Ausgelöst worden seien diese durch eine mangelnde Nachfrage als Folge der Eurozonenkrise. Klares Indiz dafür sei die gleichzeitige hohe Arbeitslosigkeit. In der Eurozone werde zu viel gespart, während gleichzeitig Investitionsmöglichkeiten nicht genutzt würden, so die Analysten.

Euroglut werde drei Dinge zur Folge haben, glauben die Experten. Neben einem deutlich niedrigeren Euro sind dies niedrige langfristige Zinsen und außergewöhnlich flache globale Renditekurven sowie anhaltende Liquiditätszuflüsse in "gute" Vermögenswerte der Schwellenländer. Zusammengefasst dürften die riesigen europäischen Ersparnisse in Kombination mit aggressiven Lockerungsmaßnahmen der EZB zu einem der höchsten Kapitalabflüsse in der Geschichte der Kapitalmärkte führen.

Allerdings macht ein niedriger Euro Produkte aus dem gemeinsamen Währungsraum attraktiver. Dadurch könnte der Export die schleppende Konjunktur beleben und zu Wachstum führen. Auf der anderen Seite befürchten Experten, dass ein so erzeugter Aufschwung dringend erforderliche Reformen in einigen Ländern verzögern oder sogar verhindern könnte.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ

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