Wirtschaft

Devisenreserven reichen noch Der russische Bär kann noch ausharren

Noch hat der russische Bär genug Winterspeck.

Noch hat der russische Bär genug Winterspeck.

(Foto: dpa)

Der Einbruch des Ölpreises und die Sanktionen haben die russische Wirtschaft schwer belastet. Trotzdem kann Putin den EU-Diplomaten weiter die kalte Schulter zeigen. Ein Blick auf die russischen Finanzen zeigt, warum.

Der Ölpreis erholt sich anscheinend. Wohl, weil Investoren darauf setzen, dass die Produktion in den USA in den nächsten Monaten allmählich sinken könnte. Damit würde sich der Angebotsüberschuss am Weltmarkt von derzeit rund 1,5 Millionen Barrel pro Tag etwas verringern. Auswirkungen hat der steigende Ölpreis bereits: Er beflügelt den russischen Aktienmarkt. Der in Dollar notierende RTS-Index hat sich mit knapp 850 Punkten an den oberen Rand der Seitwärtsspanne der vergangenen Monate bewegt. Gestützt haben ihn Ölaktien, wie Tatneft.

Kräftige Zinssenkung trotz hoher Inflation

Beim Treffen der Staats- und Regierungschefs am 12. Februar in Brüssel wird die Ukraine-Krise ganz oben auf der Agenda stehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatschef Francois Hollande hatten zuletzt versucht, mit Putin einen Kompromiss auszuhandeln. Putin zeigte sich jedoch unnachgiebig wie immer.

Die Sanktionen des Westens belasten die russische Wirtschaft zwar erheblich und das Land schlittert einer Rezession entgegen. Dennoch dürfte Russland dem Druck aufgrund der immer noch hohen Devisenreserven noch eine ganze Weile standhalten können. Zwar ist wegen des Verfalls des Rubels die Inflation im Januar auf 15 Prozent gestiegen, dem höchsten Wert seit nahezu sieben Jahren. Aber Notenbankchefin Elvira Nabiullina hat Ende Januar die Zinsen überraschend von 17 Prozent auf 15 Prozent gesenkt. Nabiullina geht davon aus, dass bei Ölpreisen von rund 50 Dollar je Barrel die russische Wirtschaft im laufenden Jahr um drei bis vier Prozent schrumpfen wird. Mit einer leichten Lockerung soll die Wirtschaft daher gestützt werden. Im Falle weiterer Turbulenzen beim Rubel will die Notenbankchefin an die Devisenreserven gehen, um den Rubel zu stützen.

Währungsreserven sinken langsamer

Davon ist trotz Rubelabsturz und Wirtschaftskrise noch reichlich vorhanden. Im Januar waren die Währungsreserven Russlands zwar um 9,25 Milliarden Dollar auf 376,2 Milliarden Dollar gesunken. Aber daran war vor allem die Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar schuld. Laut den Analysten der BCS Financial Group sind mehr als 40 Prozent der russischen Reserven in Euro. Mit der Stabilisierung beim Euro nimmt dieser Druck auf die Reserven ab.

Das US-Finanzministerium hat berechnet, dass Russland Ende November 2014 für 108,1 Milliarden Dollar US-Staatsanleihen besessen hat. Sollte die russische Notenbank nicht eingreifen müssen, um den Rubel zu stützen, dürften die heimischen Währungsreserven nur relativ langsam sinken. Zumal sich das Haushaltsdefizit nach den Schätzungen der Ratingagentur Standard & Poor’s im Zeitraum 2015 bis 2018 auf durchschnittlich nur 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts belaufen soll.

Wie lange Russland dem Druck der USA und Europas tatsächlich standhalten kann, wird vor allem vom Ölpreis und den Maßnahmen der russischen Notenbank abhängen. Sollte der Ölpreis deutlich nach unten drehen, dürfte der Rubel erneut einbrechen. Würde die Notenbank dann – entgegen jeglicher Vernunft – die Zinsen weiter senken, dürfte sich der Verfall des Rubels beschleunigen und Devisen müssten veräußert werden. Bleibt die Frage, wie Putin reagieren wird, falls er schneller als erwartet unter Druck kommen sollte.

Quelle: ntv.de

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