Wirtschaft

Tiefster Stand seit 2009 Brexit-Angst lässt britisches Pfund abstürzen

Großbritannien flirtet heftig mit dem Brexit - und bringt damit seine Währung ins Straucheln.

Großbritannien flirtet heftig mit dem Brexit - und bringt damit seine Währung ins Straucheln.

(Foto: imago/Christian Ohde)

Unter die Räder kommt die britische Währung mit dem Erstarken des Pro-Brexit-Lagers im Königreich. Das Pfund fällt auf ein Sieben-Jahres-Tief. Denn neben einer Flucht ausländischer Investoren werden noch weitere negative Folgen eines EU-Austritts befürchtet.

Die Sorgen um einen möglichen EU-Austritt Großbritanniens haben die Währung des Landes auf Talfahrt geschickt. Am Nachmittag entsprach ein Pfund Sterling 1,4058 Dollar - das war der niedrigste Stand seit März 2009. Später erholte sich die Währung wieder etwas. Am späten Freitagabend hatten für ein Pfund noch 1,4392 Dollar bezahlt werden müssen.

Hintergrund der Entwicklung waren Äußerungen des Londoner Bürgermeisters Boris Johnson. Der konservative Politiker hatte sich am Sonntag auf die Seite derjenigen geschlagen, die den Brexit, also das Ausscheiden Großbritanniens aus der EU, befürworten. Die Bürger des Landes sollen im Juni in einem Referendum über diese Frage abstimmen.

Investoren dürften die Flucht ergreifen

Großbritannien flirtet heftig mit dem Brexit - und bringt damit seine Währung ins Straucheln. Schon seit Wochen schwächelt das Pfund und es könnte noch schlimmer kommen, sollten die Briten im Juni tatsächlich für das Ausscheiden ihres Landes aus der EU stimmen. Die britische Währung dürfte dann um 15 bis 20 Prozent einbrechen, weil ausländische Investoren reihenweise die Flucht ergreifen könnten, prophezeiten jüngst die Analysten der US-Großbank Goldman Sachs.

Der britische Premierminister David Cameron will am 23. Juni in einem Volksentscheid über den Verbleib des Landes in der EU abstimmen lassen. Der konservative Politiker und die übrigen Staats- und Regierungschefs der EU hatten sich am Freitagabend in Brüssel auf ein Reformpaket verständigt, mit dem ein Brexit verhindert werden soll.

Viele Volkswirte, Analysten und Ratingagenturen sind sich einig, dass ein Ausscheiden Großbritanniens aus der EU schlecht für das Königreich wäre, weil unter anderem der freie Güter- und Dienstleistungsverkehr mit dem restlichen Kontinent wegfallen würde. Zölle und andere Handelshemmnisse dürften die Ausfuhren der Insel bremsen, zudem würden die Einfuhren zu Lasten von Verbrauchern und Produkten verteuert, prognostiziert DZ-Bank-Analyst Christian Kahler.

Herabstufung der Kreditwürdigkeit droht

Die italienische Großbank UniCredit geht davon aus, dass ein "Brexit" im nächsten Jahrzehnt rund sechs Prozent der britischen Wirtschaftsleistung kosten könnte - im vergangenen Jahr war die Wirtschaft des Königreichs um 2,2 Prozent gewachsen.

Die Agentur Moody's warnte zuletzt, das britische Rating könnte bei einer Abstimmung pro Brexit mit einem negativen Ausblick versehen werden, was eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes wahrscheinlicher machen und damit auch die Schuldenaufnahme verteuern würde. Bislang bewertet Moody's die Bonität mit Aa1, die Ratingagentur S&P sogar mit dem Spitzenwert "AAA".

Die britische Wirtschaft gehörte in den vergangenen Jahren zu den am schnellsten wachsenden der Industrieländern. Das liegt vor allem an der guten Entwicklung der Dienstleister, zu der auch die starke Finanzbranche gehört.

Quelle: ntv.de, kst/rts/DJ/AFP

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