Wirtschaft

Handtaschen digital besitzen "Blockchain wird Modewelt revolutionieren"

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(Foto: imago/Levine-Roberts)

Die hinter Kryptogeld wie Bitcoin stehende Blockchain ist in aller Munde - rar hingegen sind Geschäftsmodelle, die auf dieser Technologie basieren. Ausgerechnet aus der Modeindustrie kommt ein Vorstoß - einer der Pioniere erklärt gegenüber n-tv.de die Vorteile.

n-tv.de: Herr Vogelsteller, Sie sind gerade dabei eine Blockchain für die Mode- und Design-Industrie zu entwickeln. Warum eignet sich die Blockchain-Technologie für diese Industrie?

Fabian Vogelsteller: Die beiden Bereiche passen sehr gut zueinander, weil sie auf Authentizität und Verifizierbarkeit sehr viel Wert legen. In einer Blockchain werden Transaktionen auf zahlreichen Rechnern überprüft und damit verifiziert. Dasselbe versucht man in der Mode ebenfalls, zumindest im Luxussegment. Authentische, wertvolle Marken aufzubauen, die nicht kopiert werden können, ist für viele Marken der Schlüssel zum Erfolg.

Fabian Vogelsteller ist Gründer von Lukso, Ethereum-Entwickler und veröffentlichte wesentliche Standards innerhalb der Blockchainszene.

Fabian Vogelsteller ist Gründer von Lukso, Ethereum-Entwickler und veröffentlichte wesentliche Standards innerhalb der Blockchainszene.

Wie kann eine Blockchain dabei helfen?

Ein Beispiel ist der Eigentumsnachweis. So können Luxustaschen mit einem Chip versehen werden, dessen Identität in einer Blockchain abgelegt ist. Dadurch kann der Käufer diese Tasche eindeutig erkennen und auch digital besitzen, da der Eigentümer dezentral in der Blockchain auf zahlreichen Rechnern gespeichert und verifiziert ist und dadurch legitimiert ist. Die Tasche kann sogar über GPS geortet werden, so dass ein Diebstahl schnell aufgeklärt werden könnte, beziehungsweise von vornherein uninteressant ist, da der digitale Besitzer nicht gewechselt werden kann.

Was werden die größten Veränderungen in der Modeindustrie durch die Blockchain sein?

Es wird für die Player in der Modeindustrie eine Möglichkeit sein, mit der Blockchain zu experimentieren. Das wird auch ganz wichtig für Start-ups in diesem Bereich sein, denn die Motivation kommt meistens von diesen Firmen. Sollten große Unternehmen ihre Produkte auf Lukso registrieren, können Start-ups mit dem Datenbestand interagieren, um neue interessante Features und Anwendungen zu bauen. Wir wollen mit der Mode-Blockchain die Interaktion mit dem Kunden in der Modeindustrie revolutionieren.

Wie könnte so ein Schritt aussehen?

Bleiben wir bei dem Taschenbeispiel. Wenn ich mit einer Designertasche am Wochenende auf eine Party gehen will, könnte ich mir via Blockchain anzeigen lassen, wo eine solche Tasche bei welcher Packstation abzuholen ist, wie sie genau aussieht oder wie teuer die Leihgebühren sind. Ähnlich wie beim Car-Sharing benutzt der Nutzer eine Mobile Applikation und hinterlegt eine Nutzungsgebühr in einem sogenannten "smart-contract" auf der Blockchain. Ich nutze die Tasche sozusagen physisch, bin aber nicht ihr Eigentümer. Das ist aber nur ein Nutzerbeispiel. Am Ende kommt es wirklich darauf an, was alle Beteiligten in diesem gemeinsamen Ökosystem an Dienstleistungen anbieten und erfinden, das bestimmen wir nicht. Ein wichtiger Faktor einer Blockchain ist ihre Dezentralität. Das heißt, dass kein Einzelner oder eine Gruppe diese manipulieren kann, ohne dass alle zustimmen müssen. Wir bauen mit der Lukso Blockchain die Infrastruktur für die digitale Zukunft der Modebranche.

Aber welchen Anreiz haben Designer, Hersteller, Anwender und Kunden, die Blockchain zu nutzen?

Wir beteiligen alle, die bei der Lukso Blockchain von Anfang an dabei sind und zwar über Tokens, die sie zu einem fixen Preis erwerben können und später im Netzwerk nutzen. Die Starter bauen die Blockchain auf und werden über die Tokens belohnt. Dieser Anreiz sichert die Blockchain ab. Ein Netzwerk ohne Token funktioniert nicht, da sonst jeder die Blockchain mit Transaktionen überlasten könnte. Der Token sorgt also gleichzeitig für Sicherheit und Anreize in der Blockchain, denn über die Nutzeranwendungen werden Transaktionsgebühren eingesammelt, die den Betreibern zu Gute kommen. Wenn die Nachfrage nach dem Token steigt, weil zum Beispiel viele Leute die Dienste auf der Blockchain nutzen wollen, wird auch der Preis des Tokens steigen, gleichzeitig sinken aber die Transaktionskosten. Eine starke Ausweitung der Token-Menge ist nicht vorgesehen, um die Inflation gering zu halten. Diese wird automatisch vom Protokoll geregelt. Das sind die Gründe für die starke Anziehung der Blockchain und wurde in den letzten Jahren in den öffentlichen Blockchains wie Bitcoin und Ethereum auf die Probe gestellt. Dieser natürliche Netzwerkeffekt wird auch in der Modewelt funktionieren.

Mit Fabian Vogelsteller sprach Benjamin Feingold

Quelle: ntv.de

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