Wirtschaft

Kryptowährungen unter Druck Anleger suchen Bitcoin-Nachfolger

Kurs und Image des Bitcoin bröckeln.

Kurs und Image des Bitcoin bröckeln.

(Foto: imago/Science Photo Library)

Der Start ins neue Jahr läuft bei der populärsten virtuellen Währung gehörig schief. Bitcoins Stern am Krypto-Währungshimmel sinkt, potenzielle Nachfolger positionieren sich.

Die Verluste bei Bitcoin sind mit rund 50 Prozent seit dem Rekordhoch gewaltig. Aber auch die anderen Kryptowährungen hat es schwer erwischt - Verluste von bis zu 30 Prozent innerhalb von Stunden oder Tagen sind keine Seltenheit.

"Der gesamte Kryptomarkt ist seit der Jahreswende angeschlagen", sagt Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst von ActivTrades. Dennoch könnten Cryptocoins wie Ethereum, IOTA und Neo der bekanntesten Kryptowährung immer noch gefährlich werden. Ihre Technologie ist nämlich deutlich fortschrittlicher. Anleger sollten daher die Unterschiede kennen.

Zeit ist Geld

Dabei hilft es, auf die Technologie hinter den Kryptowährungen zu schauen, also die Blockchain. Dabei handelt es sich im Prinzip um eine dezentrale Datenbank, deren Transaktionen durch die angebundenen User bestätigt werden. Die Zeit, die dafür benötigt wird, ist bei den einzelnen Währungen unterschiedlich lang und dürfte eines der wichtigsten Kriterien für den künftigen Erfolg eine Kryptowährung sein.

Bei Bitcoin liegt die Blocktime, also die Zeit, in der eine Reihe von Transaktionen bestätigt werden, aktuell bei acht Minuten. Ethereum ist mit rund 15 Sekunden um Lichtgeschwindigkeiten schneller. Erfreulicher Nebeneffekt: Durch eine schnellere Bestätigung der Transaktionen soll der Energieverbrauch sinken.

Ein weiteres Problem des Bitcoin ist seine monothematische Ausrichtung als Tauschmittel. Über die Blockchain lassen sich jedoch auch Datensätze übertragen, die beispielsweise Verträge oder Rechte beinhalten. Auf diesen Nutzen setzt Ethereum, die aktuelle Nummer zwei der Kryptowährungen.

Über das Ethereum-System lassen sich "Smart Contracts" anlegen, die automatisch Prozesse verwalten und ausführen. Daher wird die Währung Ether auch sehr vielseitig eingesetzt. Der Versicherungskonzern Axa testet mit "Fizzy" eine automatische Versicherung in der Beta-Phase, die auf der Ethereum-Blockchain basiert. Die Versicherung greift bei Flugverspätungen. Dafür gleicht sie die Flugdatenbanken ab und bucht bei Verspätungen einen entsprechenden Betrag auf das Kreditkartenkonto des Kunden. Die automatische Abwicklung erfolgt auf Basis sogenannter Smart Contracts.

Konkurrenz aus China

In China machte NEO zuletzt von sich reden. Die Kryptowährung zeigte im turbulenten Marktumfeld zuletzt relative Stärke und kletterte auf Rang acht der Marktkapitalisierung. NEO setzt so wie Ethereum auf eine vielfältige Nutzung der Blockchain. Laut eigener Darstellung können die Smart Contacts 2.0 von NEO in fast jeder modernen Programmiersprache verfasst werden. Die Herkunft macht NEO ebenfalls interessant: Als größte chinesische Kryptowährung ist der potentielle Anwendungsbereich riesig.

NEO konnte sich dem Krypto-Verbot Pekings bisher entziehen, weil Gründer Da Hongfei mit der chinesischen Regierung kooperiert und sie sogar gemeinsame Projekte betreiben. Darunter könnte allerdings die Akzeptanz leiden, da NEO möglicherweise nicht mehr unabhängig und dezentral organisiert sein könnte.

Bei IOTA stecken die wichtigsten Kernelemente schon im Namen. Sie richtet sich an das "Internet of Things", also die Vernetzung von Alltagsgegenständen, die in Zukunft über ein eigenes Konto verfügen und Transaktionen über den IOTA-Tangle abwickeln. Tangle ist das IOTA-Pendant zur Blockchain. Hierbei sind Transaktionen skalierbar. Mit zunehmender Teilnehmeranzahl am Netzwerk steigt auch dessen Geschwindigkeit. Zuletzt stieg Bosch über die Corporate-Venture-Capital-Gesellschaft bei IOTA ein.

Unterschiedliche Investmentalternativen

Auf viele digitale Währungen können Anleger nur mit Hilfe der Krypto-Börsen setzen. Etablierte Instrumente wie Futures, mit denen Anleger auf steigende als auch fallende Kurse setzen, existiert nur für Bitcoin.

Alternativ bietet die Bank Vontobel Zertifikate auf Bitcoin an. Die weltweit größte Kryptowährung sollte daher trotz mancher technischen Defizite noch nicht abgeschrieben werden. So sieht auch Mati Greenspan, Marktanalyst bei der Krypto-Plattform eToro, Comeback-Qualitäten bei Bitcoin: "Seit dem 8. Dezember gab es zu jedem Zeitpunkt mehr als 100.000 offene, unbestätigte Transaktionen."

Aktuell liegt diese Zahl bei rund 55.000 Transaktionen - ein gängiges Niveau. Daher erscheint das Rennen der Kryptowährungen um Akzeptanz und Verbreitung trotz des rasanten technologischen Fortschritts immer noch offen. Vielleicht schafft es bald eine kleinere Kryptowährung in die Top Ten.

Quelle: ntv.de

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