Wirtschaft

Böse Überraschung bei der EZB? Super Mario und sein Poker-Blatt

Dieses Pokerface ist schwer zu lesen: EZB-Chef Mario Draghi hat am Donnerstag seinen großen Auftritt.

Dieses Pokerface ist schwer zu lesen: EZB-Chef Mario Draghi hat am Donnerstag seinen großen Auftritt.

(Foto: AP)

EZB-Chef Draghi kündigt am Donnerstag ein milliardenschweres Anleihenkaufprogramm an und der Dax wird gar nicht genug kriegen von Rekorden. Sicher? Oder wird nicht eher der Dax einbrechen und der Euro ein fulminantes Comeback feiern?

Draghis Geldflut

An den Finanzmärkten gilt es als ausgemachte Sache, dass die EZB am Donnerstag ein milliardenschweres Kaufprogramm für Staatsanleihen nach dem Vorbild der US-Notenbank Fed auf den Weg bringen wird. Wie das Programm aussehen wird, ist noch unklar. Es wird aber über ein Volumen von 500 Milliarden bis zu einer Billion Euro spekuliert. Banken könnten dann ihre Bonds abstoßen und die verfügbaren Mittel stärker für neue Darlehen verwenden. Das soll das Wachstum in der Eurozone ankurbeln und die Inflation anheizen.

Donnerstag, 14.30 Uhr. Wolkiges Wetter in Frankfurt bei vier Grad, doch im Frankfurter Ostend scheint für alle Finanzakteure die Sonne. Mario Draghi verkündet ein massives Anleihenkaufprogramm in Multimilliardenhöhe, der Euro bricht weiter ein und der Dax feiert ein neues Rekordhoch bei deutlich über 10.300 Punkten. So sind die Prognosen für Donnerstag, doch der Römer und ehemalige Studienkollege von Ben Bernanke könnte viele Akteure enttäuschen – und den Euro in eine Erholung schicken.

Viele Experten gehen davon aus, dass EZB-Chef Mario Draghi bei der morgigen Sitzung ein großes Programm zum Kauf von Staatsanleihen ankündigen wird. Die Gefahr ist allerdings beträchtlich, dass Draghi die Erwartungen enttäuscht. Das hätte erhebliche Auswirkungen auf Dax und Euro. Die enttäuschten Anleger könnten dem Börsenindex einen empfindlichen Schlag versetzen, die Gemeinschaftswährung würde das jedoch deutlich beflügeln - sowohl zum US-Dollar und als auch zum Schweizer Franken.

Denn Draghi ist in der Pokersprache nicht der Meister des "all in". Dabei ist der Druck auf ihn riesig, die Erwartungshaltung hat er durch sein Interview in der "Zeit" nochmals gesteigert. Investoren erwarten, dass der Chef der EZB seinen Worten endlich Taten folgen lässt und ein Programm zum Kauf von Staatsanleihen ankündigt, das möglichst schnell starten sollte.

Denn seit der bekannten "whatever it takes"-Rede im Sommer 2012 ist außer schönen Worten wenig passiert. Draghi hat zwar beispielsweise über die Vergabe von langjährigen Krediten an die Banken versucht, die Kreditvergabe in der Euro-Zone anzukurbeln. Staatsanleihen hat er allerdings keine gekauft. So stehen aus einem früheren Programm zum Kauf von Staatsanleihen zwar noch 144,3 Milliarden Euro in der Bilanz der EZB. Angesichts einer Bilanzsumme von 2,17 Billionen Euro sind das aber Peanuts.

Die Gefahr ist groß, dass Draghi morgen erneut hinter den Erwartungen der Investoren zurückbleiben wird. Die jüngsten Medienberichte zeigen, wie schwer es Draghi fällt, das von ihm angestrebte Programm in trockene Tücher zu bekommen. So sollen statt der EZB die Notenbanken der einzelnen Länder die jeweiligen Papiere kaufen. Auf diese Weise würden die Risiken aus den Papieren bei den einzelnen Ländern verbleiben – allerdings nur größtenteils. Denn die jeweilige Notenbank soll nur eine Quote von maximal 20 bis 25 Prozent der ausstehenden Anleihen kaufen.

Gemessen an der Größe des Marktes für Staatsanleihen der Länder der Euro-Zone müsste sich das Programm damit auf rund 1,5 Billionen Euro belaufen. Sollte Draghi lediglich 500 Milliarden bis 700 Milliarden Euro ankündigen, könnte mancher Investor ein langes Gesicht ziehen. Im schlimmsten Fall kündigt Draghi zwar ein Programm an, bleibt wegen der Griechenland-Wahl am 25. Januar die Details aber schuldig. Dies könnte zu einer Erleichterungsrally beim Euro führen und den Dax statt über 10.300 Zähler Richtung 10.000 Punkte schicken.

Denn an Überraschungspotenzial nach oben ist wenig vorhanden, der Dax wurde mit vielen Vorschusslorbeeren ausgestattet. Der Euro ist im Gegenteil massiv nach unten geprügelt worden. Morgen könnte Zahltag sein und sich das Blatt wenden.

Quelle: ntv.de

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