Wirtschaft

Nervosität am Renten-Markt Minsk und Athen lösen Panik aus

Betonte Ruhe? Präsident Lukaschenkos Ankündigung zur Umschuldung Weißrusslands macht etliche Anleger nervös.

Betonte Ruhe? Präsident Lukaschenkos Ankündigung zur Umschuldung Weißrusslands macht etliche Anleger nervös.

(Foto: REUTERS)

Anleger verkaufen wie wild Anleihen Griechenlands und Weissrusslands. Allerdings folgen bei den Minsker Papieren nicht alle Investoren der Herde. Entspannt finanziert sich derweil Rom.

Aus Angst vor einem Zahlungsausfall Weißrusslands haben Anleger am Donnerstag in Panik Staatsanleihen des Landes verkauft. Dies vervierfachte die Rendite der im kommenden August auslaufenden Dollar-Bonds auf knapp 64 Prozent. Die Papiere, die 2018 fällig werden, rentierten bei 21,7 Prozent nach 12,6 Prozent am Vortag.

Rubel/Weißrussischer Rubel
Rubel/Weißrussischer Rubel ,04

Präsident Alexander Lukaschenko hatte angekündigt, 2015 auslaufende Devisen-Anleihen umschulden zu wollen, sollte die Rückzahlung schwierig werden. In den kommenden Monaten werden Bonds im Volumen von vier Milliarden Dollar fällig. Das Finanzministerium betonte allerdings, dass Weißrussland über genügend Devisenreserven verfüge, um seine finanziellen Verpflichtungen 2015 zu erfüllen. Eine Umschuldung sei kein Thema.

"Bislang gab es keine Hinweise darauf, dass Weißrussland Probleme bei der Rückzahlung hat", sagte ein Fondsmanager. "Keine Ahnung, wo das plötzlich herkommt." Einige Börsianer werteten die Äußerungen als Versuch Lukaschenkos, Russland unter Druck zu setzen. Dessen Konzerne dominieren die weißrussische Wirtschaft.

Der östliche Nachbar ist darüber hinaus der größte Gläubiger der Regierung in Minsk. Im Sog der russischen Wirtschaftskrise und dem Verfall des russischen Rubels wertete auch der weißrussische Rubel seit Dezember um rund ein Drittel ab.

Anleger fliehen aus Griechen-Bonds

Am Euro-Rentenmarkt richten sich die Blicke unverändert gen Griechenland, wo griechische Anleihen auch am Donnerstag verkauft werden. Die Rendite fünfjähriger Papiere, die sich umgekehrt zum Kurs verhält, ist seit Wochenbeginn von gut 9 Prozent auf 13,5 Prozent nach oben geschossen. Zwischenzeitlich rentierten sie sogar mit fast 15 Prozent. Die Ratingagentur S&P hat die Bonität des Landes auf "Watch Negative" mit der Möglichkeit einer Abstufung gesetzt. Die von der neuen Regierung propagierte Politik sei unvereinbar mit den von früheren Regierungen gemachten Zusagen, lautet die Begründung.

Italien immun gegen Athen

Derweil ist bei drei Emissionen italienischer Staatsanleihen von einer möglichen Ansteckungsgefahr durch die Griechenlandkrise nichts zu spüren gewesen. Während die griechischen Renditen am Sekundärmarkt aktuell wegen der Furcht vor einem Staatsbankrott durch die Decke gehen, sanken die italienischen Renditen auf rekordniedriges Niveau. Marktbeobachter ließen keine Zweifel aufkommen, dass die angekündigten Wertpapierkäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) den entscheidenden Faktor für den abermaligen Fall der italienischen Finanzierungskosten stellten.

Die Analysten der Citigroup sehen zwar wegen der Verschärfung in Griechenland kurzfristig die Möglichkeit einer Schwäche bei den Notierungen, "allerdings werde der griechische Markt weitgehend von sehr spezifischen Faktoren dominiert." Die EZB halte aber dagegen. In Italien selbst dürften sich die größten Risiken für den Rentenmarkt kurzfristig auf die Präsidentschaftswahlen konzentrieren.

Bei drei Platzierungen setzte das italienische Schatzamt das avisierte Höchstvolumen von 8,25 Milliarden Euro am Markt ab. Dabei sank die Rendite bei der viel beachteten Auktion zehnjähriger Staatsanleihen auf 1,62 Prozent nach zuletzt 1,89 Prozent vor Monatsfrist. Auch bei der Emission von zwei Schuldtiteln mit Laufzeit 2019 und 2020, eine davon variabel verzinst, ermäßigten sich die Renditen.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts

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