Wirtschaft

Langer Atem Hedgefonds weinen nicht um Argentinien

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(Foto: REUTERS)

Die seit Jahren unklare Situation bei argentinischen Staatsanleihen sorgt nicht bei allen Anlegern für Schweißperlen. Auch für ausgefallene Bonds finde sich Käufer. Und haben diese genug Ausdauer - zahlt sich das nicht selten aus.

Einige mit Argentinien im Streit um ihre Investments liegenden Hedgefonds können langsam mit dem Zählen ihrer Gewinne beginnen. Gramercy Funds Management habe in diesem Jahr die meisten seiner seit 2007 gekauften argentinischen Staatsanleihen mit Gewinn verkauft, sagte ein Insider.

Die Verkäufe fanden noch vor der Entscheidung des Obersten Gerichts der USA am Montag statt. Das Gericht hatte in letzter Instanz einen Berufungsantrag der argentinischen Regierung abgeschmettert. Mitte der Woche hatte Regierung angedeutet, mit den rebellischen Gläubigern verhandeln zu wollen. Später am Abend erklärte aber der argentinische Wirtschaftsminister, dass die endgültige Zahlungsaufforderung dazu führe, dass Argentinien eine Ende des Monats anstehende Zinszahlung nicht bedienen.

Die Gerichtsentscheidung unterstützt die Hedgefonds Elliott Management und Aurelius Capital Management, die schon erhebliche Buchgewinne auf ihre argentinischen Investments eingefahren haben, indem sie die Regierung auf vollständige Zahlungen verklagt haben und darüber auch oft im Streit mit Gramercy lagen.

Argentinien schuldet alleine Elliotts 2,5 Milliarden Dollar

Der US-Hedgefonds Gramercy hielt im Februar argentinische Anleihen im Wert von 400 Millionen US-Dollar, bevor er mit seinen Verkäufen begann, wie aus Gerichtsdokumenten hervorging. Elliotts Ansprüche gegen Argentinien summieren sich auf rund 2,5 Milliarden Dollar und die von Aurelius auf rund 1,5 Milliarden. Von dem jüngsten Gerichtsurteil sind Anleihen für rund 1,5 Milliarden Dollar betroffen die sich in den Händen von Gläubigern befinden, die den Schuldenschnitt nicht mitgemacht haben.

Die Entwicklung beleuchtet die unterschiedlichen Strategien der Investoren, mit denen sie Geld in Argentinien machen wollten. Dessen Staatsbankrott 2001 war mit einer Ausfallsumme von rund 100 Milliarden Dollar der bisher größte in der Geschichte. Die Episode unterstreicht auch, wie lange Fonds ausharren können, bevor sich ihr Investment tatsächlich auszahlt.

"Wenn man den Deal bekommt, den Elliott haben wird, hätte man eine Menge mehr Geld gemacht. Aber es ist nicht so, dass andere, die vor Jahren gekauft haben, nicht auch Geld gemacht hätten", sagt Varun Gosain, Mitgründer von Constellation Capital Management, der mit argentinischen Schuldpapieren seit der Pleite 2001 handelt. Argentinische Anleihen wurden nach dem Zahlungsausfall teils nur mit 18 Prozent gehandelt, sagt er.

Am Mittwoch stieg der Kurs der im Jahr 2033 fälligen Anleihen laut Händlern bis auf 75 Prozent, am heutigen Morgen waren es noch 71,5 Prozent. Die Rendite dieser Titel lag bei 11,9 Prozent, gesunken von zuvor 12,6 Prozent. Kurse und Renditen bewegen sich entgegengesetzt. Elliott und Aurelius hoffen auf einen Kurs von 100 Prozent plus ein Mehrfaches davon aus offen gebliebenen Zinszahlungen.

Ausgefallene Staatsanleihen zu Schnäppchenpreisen

Die Tatsache, dass so wenige Investoren gewillt sind, diese Risiken auf sich zu nehmen, erlaubt es Elliott und Aurelius, ausgefallene Staatsanleihen zu Schnäppchenpreisen aufzukaufen. Es kann Jahre dauern, bis sie Geld zurückbekommen und sie bekommen auch nicht immer all das, was sie fordern. Der Hedgefonds Elliott, der Paul Singer gehört, begann 2004 mit dem Kauf von argentinischen Anleihen. Er setzte darauf, irgendwann sehr viel mehr dafür zu bekommen.

2005 überzeugte Argentinien 76 Prozent seiner Anleiheinhaber, diese in neue Anleihen zu tauschen, die allerdings nur noch weniger als die Hälfte ihres ursprünglichen Wertes ausmachten. Anleiheinhaber von rund 18 Milliarden Dollar, einschließlich Elliott, verweigerten sich aber der Umschuldung. Der Fonds verklagte anschließend Argentinien vor einem US-Gericht auf eine vollständige Auszahlung.

Gramercy kam 2007 in den Markt. Aber statt zu prozessieren, näherte sich der von Robert Koenigsberger gegründete Fonds der populistischen Regierung von Präsident Kirchner an. Der Fonds half bei der Organisation einer weiteren Umschuldung, bei dem 2010 Originalanleihen im Wert von zehn Milliarden Dollar in neue Titel umgewandelt wurden. Auch der Fonds nahm mit drei Milliarden Dollar an dem Deal teil. Erneut hielten sich Elliott und jetzt auch Aurelius heraus, das 2007 mit argentinischen Bondskäufen begonnen hatte.

Mark Brodsky, der Aurelius 2005 gegründet hat, hatte zuvor neun Jahre bei Elliott gearbeitet. 2011 klagte der frühere Anwalt gegen die irische Regierung wegen des Zahlungsausfalls bei Anleihen der Allied Irish Banks, die er gekauft hatte. Irland hatte die Bank damals verstaatlicht und restrukturiert. Aurelius einigte sich nach einem zweiwöchigen Prozess auf einen Vergleich. Es ist aber unklar, ob der Fonds damit letztlich Profit gemacht hat.

Elliott bahnte den Weg für diese Strategie Ende der 1990er Jahre, als er ein Angebot Perus zur Umschuldung einer seiner Anleihen in neue Papiere ausschlug. Der Fonds brachte den Andenstaat vor ein New Yorker Gericht und gewann letztlich im Jahr 2000 mit dem Urteil 58 Millionen Dollar.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ

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