Wirtschaft

Draghi lässt Geldkatze aus dem Sack Börse springt an - und dann?

Der Dax geht in den Zick-Zack-Modus über.

Der Dax geht in den Zick-Zack-Modus über.

(Foto: REUTERS)

Schon hängt der Markt am Tropf: Die Ankündigung von EZB-Chef Draghi, für Milliarden Anleihen zu kaufen, treibt den Dax auf Rekordhoch. Zumindest nur für ein paar Minuten. Doch nun könnten Gewinnmitnahmen einsetzen und die Erkenntnis reifen, dass sich diese Geldkatze nicht so schnell einfangen lässt.

Er kam acht Minuten später als angekündigt, die Wege im neuen EZB-Gebäude im Frankfurter Ostend sind eben noch neu, doch Mario Draghi kündigte an, was die Märkte erwartet hatten. Die EZB fährt ein 60-Milliarden-Programm pro Monat, zunächst laufend bis Herbst 2016 – der Dax feiert eine Rekordparty bei 10.450 Punkten, die Banken setzen die Rally fort, der Euro bricht ein. Doch kurzfristig könnte dies trotzdem der Höhepunkt der Party gewesen sein.

Denn den Geist, den der EZB-Chef aus der Flasche gelassen hat, wird er nicht mehr einfangen können. Wenn er den Kauf von Staatsanleihen jemals beenden sollte, würden dem Finanzsystem und damit der Wirtschaft pro Jahr Hunderte von Milliarden Euro fehlen, die er derzeit über die Käufe von Staatsanleihen von rund 700 Milliarden Euro pro Jahr in den Markt pumpt.

Dieser Liquiditätsentzug würde die Wirtschaft schwer belasten, zumal wenn die Banken frühestens ab September 2016 die vierjährigen Kredite zurückzahlen werden, die die Geldhäuser im September und Dezember 2014 erhalten haben.

Aus diesem Grund weiß der Dax nicht so recht, wo er hin soll. Ein erster Freudensprung auf 10.399 und ein neues Rekordhoch, dann ein Rückgang Richtung 10.250 Zähler und am späteren Nachmittag eine Stabilisierung bei 10.350. Trotzdem ist die Messe nicht gelesen. Denn der Einbruch beim Euro geht weiter und könnte so langsam statt Freude für den Export große Verunsicherung auslösen. Nach der Entscheidung geriet der Euro unter Druck, stieg dann auf 1,16 Dollar, um danach bis unter 1,1470 einzubrechen.

Auch gegen alle anderen großen Währungen verliert der Euro deutlich, gerät gegen Yen, Pfund, selbst türkische Lira oder australischer Dollar in die Bredouille. Bemerkenswert dagegen die Reaktion bei den Banken. Deutsche Bank und Commerzbank werden wie schon in den letzten Tagen deutlich angeschoben, der Markt setzt darauf, dass die Banken zu den Profiteuren gehören. Speziell französische Banken wie Societe Generale und BNP sind darüber hinaus gesucht, desweiteren Exporteure wie Continental, BMW oder VW und Daimler – Defensive wie FMC, Bayer oder Fresenius ist dagegen erst einmal nicht mehr en vogue.

Gewinnmitnahmen voraus

Ob das aber alles langfristig hilft, darf bezweifelt werden und die Frage ist nun, ob beim Dax nicht die Skeptiker Gehör finden, die auf die verzweifelte Lage Draghis verweisen. Wird man sich zudem bewusst, dass nun die Karten auf dem Tisch liegen und Draghi die positiven Nachrichten verkündet hat, ist ein "sell on good news" nach wie vor drin. Denn wer in den Markt hinein wollte, müsste nun eigentlich schon dabei sein. Ein Dax-Stand von 10.000 Zählern oder weniger in den kommenden Wochen dürfte niemanden verwundern, selbst wenn heute noch alle feiern.

Denn als Beigeschmack bleibt: Strukturreformen, steuerliche Anreize und eine Stimulierung des Konsums benötigt die Eurozone, doch die Befürworter dieser Maßnahmen werden von Draghi eher stumm geschaltet, selbst wenn er dies eigentlich gar nicht wollen sollte. Wer den Weg von Staatsanleihenkäufen startet, weiß, dass es kurz- bis mittelfristig kein Ende dieser Maßnahmen gibt. Zwar hat die US-Notenbank das dritte Programm (QE3) im Oktober 2014 auslaufen lassen, seitdem hat sich der Abwärtstrend bei den Zinsen für 10jährige Staatsanleihen aber deutlich beschleunigt, woraufhin die Zinsen aktuell auf lediglich 1,85 Prozent abgerutscht sind. Damit rückt das Rekordtief von knapp unter 1,5 Prozent von Mitte 2012 immer näher.

Wenn Draghi seine Pläne bis Herbst 2016 nicht ändert, wird die Wirtschaft der Euro-Zone immer abhängiger von den Geldspritzen werden. Denn das Staatsschuldenmonster wird immer größer. Umso mehr Geld wird man in es hineinstopfen müssen, damit es ruhig bleibt und es kurzfristig zu keiner Finanzkrise kommt. Am Ende kommt die Geldkatze aber nur noch ganz schwer zurück in den Sack.

Quelle: ntv.de

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