Wirtschaft

Crash-Gefühle am Aktienmarkt Trumps Zölle bergen unkalkulierbare Risiken

Trump und die US-Börsen: "Die größte Aktienunsicherheit geht von einer aggressiv-protektionistischen US-Handelspolitik aus."

Trump und die US-Börsen: "Die größte Aktienunsicherheit geht von einer aggressiv-protektionistischen US-Handelspolitik aus."

(Foto: AP)

Der US-Präsident heizt den Handelskrieg mit China weiter an. Trump verfolgt damit nach den Worten seines Handelsberaters "ein strategisches Ziel". Den Preis dafür werden allerdings nicht nur die US-Verbraucher bezahlen.

Der jüngste Kursrückgang an den Börsen macht viele Anleger zunehmend nervös. Der S&P 500 ist in die Nähe seiner Mehr-Monats-Tiefs abgerutscht, der Dax sogar auf das Niveau von Januar 2017. Verantwortlich dafür ist US-Präsident Donald Trump, der im Handelskrieg mit China die nächste Runde eröffnet hat. Damit trüben sich die Perspektiven für die US- und die Weltwirtschaft weiter ein, worunter der Dax mit seinen zahlreichen Zyklikern, also Unternehmen aus konjunkturabhängigen Sektoren, und exportabhängigen Firmen besonders stark leidet. "Die größte Aktienunsicherheit geht von einer aggressiv-protektionistischen US-Handelspolitik aus. Sie wäre für die weltwirtschaftliche Prosperität ein GAU. Und ein Rückfall Richtung Nationalökonomie wäre für Exportunternehmen sogar der Super-GAU", schreibt Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank.

"Mit umso größerer Sorge haben Investoren auf die Vorlage der neuen Strafzölle der US-Regierung gewartet, die der Handelsbeauftragte Robert Lighthizer vorgelegt hat", sagt Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst beim britischen Broker ActivTrades. Das 44seitige Papier beinhaltet Zölle auf rund 1300 Produkte mit einem Einfuhrwert von rund 50 Milliarden Dollar für das Kalenderjahr 2018. So werden Strafzölle von 25 Prozent auf Güter wie Fernseher, Telekomausrüstung, Computer, Spielsachen, Möbel, Autoteile, Koffer oder Lampen erhoben. Betroffen sind zudem Rohstoffe und Zutaten für Medikamente und Insulin oder verschiedene Maschinen.

"Laut Trump seien die Zölle angemessen, weil sich allein der Diebstahl geistigen Eigentums auf rund 200 bis 300 Milliarden Dollar pro Jahr belaufe", sagt ActivTrades-Experte De Casa. Die neuen Strafzölle schließen sich an jene für Solarmodule und Waschmaschinen, Stahl und Aluminium an, die in den vergangenen Monaten verhängt worden sind.

Trump stemmt sich gegen den Aufstieg Chinas

Mit den neuen Maßnahmen versucht Trump nicht nur das massive Handelsbilanzdefizit gegenüber China abzubauen, das 2017 auf den Rekord von 375,2 Milliarden Dollar gestiegen war. "Vielmehr verfolgt der Präsident damit ein strategisches Ziel, wie Trumps Handelsberater Peter Navarro zuletzt einmal mehr offen gesagt hat. "China hat mit seinem 2025er-Programm dem Rest der Welt schamlos gesagt, 'Wir werden jeden aufstrebenden Industriezweig der Zukunft dominieren, weswegen eure Volkswirtschaften keine Zukunft haben werden'", sagte Navarro. "Es geht um künstliche Intelligenz, Robotik, und Quantum Computing."

China hatte 2015 sein Programm "Made in China 2025" vorgelegt, und dabei zehn Sektoren hervorgehoben, mit denen die dortige Industrie an die Weltspitze strebt. Dazu gehören Bereiche wie IT, Hightech-Maschinen und Robotik, Luftfahrt, Schiffbau, Bahnverkehr, New Energy Vehicles (Elektro-, Hybrid- und Brennstoffautos), Stromversorgung, Landmaschinen. Zudem hat China 2017 eine eigene Strategie für den Bereich Künstliche Intelligenz (KI) aufgelegt.

Büchse der Pandora geöffnet

Trump versucht mit allen Mitteln, den Aufstieg Chinas an die Weltspitze zu verhindern, was in China für enorme Verärgerung sorgt. Umso energischer fallen die jüngsten Gegenmaßnahmen aus. Das Land hat Strafzölle auf 106 US-Produkte im Wert von 50 Milliarden Dollar angekündigt, betroffen sind beispielsweise Sojabohnen, Autos, Whisky, Zigarren, Mais, Rindfleisch und Orangensaft.

Je mehr sich der Handelskrieg hochschaukelt, umso stärker trüben sich aber die Perspektiven für die US- und die Weltwirtschaft ein, wie der Aktienmarkt unmissverständlich anzeigt. China hat klar gewarnt, dass Trump mit der Verschärfung des Handelskriegs die Büchse der Pandora öffne. Das dürfte Trump dennoch nicht davon abhalten den eingeschlagenen Weg weiterzugehen, will sich der US-Präsident doch mit dem Vorgehen für die Kongresswahlen am 6. November positionieren. Die sogenannten Midterm Elections gelten als wichtiger Stimmungstest. Dass seine Zustimmungswerte zuletzt kräftig gestiegen sind, dürfte ihn eher darin bestärken, den Weg konsequent weiterzugehen.

Der Handelskrieg zwischen den USA und China könnte in den nächsten Monaten weiter eskalieren, doch Anleger müssen sich dem nicht ausliefern. "Im aktuell unsicheren Umfeld schützen Absicherungen vor Kursverlusten an der Börse. Anleger können sich durch den Kauf von Put-Optionsscheinen oder Turbo Short absichern. Ihre Gewinne gleichen bei richtigem Einsatz im Idealfall die Verluste aus dem Aktiendepot wieder aus", erläutert Stefano Angioni, Derivate-Experte der Société Générale das Prinzip der Absicherung - eine Strategie, die im Gegensatz zum sehr positiv verlaufenen Jahr 2017, in diesem sehr volatilen Jahr wieder funktionieren könnte.

Quelle: ntv.de

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