Wirtschaft

Streit mit der Krake Amazon Trump haut bei Bezos daneben

Amazon-Gründer Jeff Bezos scheint von A bis Z alle Wirtschaftszweige aufmischen zu wollen.

Amazon-Gründer Jeff Bezos scheint von A bis Z alle Wirtschaftszweige aufmischen zu wollen.

(Foto: AP)

Donald Trump hasst Amazon. Er hasst Gründer Jeff Bezos. Und er hasst die riesige Lobby-Maschinerie dieses Imperiums. Die wahre Größe des Firmengeflechts scheint dem US-Präsidenten aber verborgen geblieben zu sein.

Wenn Donald Trump über Amazon schimpft, hat er immer den Onlinehändler im Visier: Der Konzern nutze seine Marktmacht aus, vernichte kleinere Einzelhändler, vermeide Steuern und räubere die US-Post aus, indem er staatliche Postboten für kleines Geld auf den letzten Metern bis zur Haustür des Kunden benutzt. Die Schläge des US-Präsidenten gelten stets den prominentesten Bereichen des Unternehmens Amazon - oder der "Washington Post", deren Eigner Amazon-Chef Jeff Bezos ist.

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Dass Amazon zwei Jahrzehnte nach Firmengründung längst viel mehr ist als ein Online-Händler, hat Trump offenbar nicht auf dem Schirm. Der Online-Shop ist aggressiv gewachsen. 2017 wurden fünf Milliarden Produkte ausgeliefert. Aber der Konzern verkauft mittlerweile nicht nur Bücher, Waren und Lebensmittel, er bietet auch ganz andere Dienste an.

Ein einziger Eroberungfeldzug

Amazon baut zum Beispiel inzwischen eigene Roboter für seine Logistikzentren. Außerdem hat der Techriese die Sprachassistentin Alexa, die aus den smarten Echo-Lautsprecher spricht, erschaffen. Als nächstes plant Firmengründer Bezos angeblich Girokonten für seine Kunden. Und der lang geplante Einstieg ins Gesundheitswesen - zusammen mit JPMorganChase und Berkshire Hathaway, die alle die Kosten für ihre Angestellten senken wollen -  steht dieses Jahr wohl auch noch an.

Und damit nicht genug: Nebenbei hat sich die Tochter Amazon Web Servces AWS zu einer der weltweit größten Betreiber von Rechenzentren gemoppelt. Sie ist erfolgreiche Dienstleisterin für das Militär und die US-Geheimdienste. Im Jahr 2013 beauftragte die CIA AWS mit dem Aufbau eines sicheres Datennetzes. Auftragswert: 600 Millionen Dollar.

Amazon scheint vor nichts Halt zu machen. Die spektakuläre Erfolgsstory von Unternehmen und Gründer setzt sich immer weiter fort: Seit März ist Amazon das zweitwertvollste Unternehmen der Welt hinter Apple.

Vor Jahren schon beschrieb die US-Zeitschrift "Fortune" Bezos als einen "Ultimate Disrupter", was so viel heißt wie: ultimativer kreativer Zerstörer. "Forbes" kürte ihn mit geschätzten 112 Milliarden Dollar zum reichsten Menschen der Welt. Sein Vermögen soll sich allein in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt haben. Der Grund: Bezos ist nicht nur Gründer und Chef. Mit einem Anteil von gut 16 Prozent ist er auch der größte Aktionär. Er partizipiert unmittelbar am Höhenflug der Aktie.

Diese Gigantonomie hat der Unternehmensname, der vom Fluss Amazonas abgeleitet ist, bereits bei der Gründung vorweggenommen. Bezos wollte einen gigantischen Warenfluss organisieren. Anfangs soll er sogar "Relentless", "unbarmherzig" als Firmenname erwogen haben, Freunde sollen ihm jedoch davon abgeraten haben.

Amazon rüstet weiter auf: Krieg um die Cloud

Heute bietet Amazon Kritikern viel mehr als die ein oder zwei Angriffsflächen, auf die Trump ständig einschlägt. Cloud-Anbieter zum Beispiel haben es neben Amazon mindestens genauso schwer wie Onlinehändler. Erwähnte AWS gilt als der größte Cloud-Anbieter in den USA. Als ein Partnerunternehmen aus Virginia, Rean Cloud, einmal einen 950-Millionen-Auftrag des Verteidigungsministeriums an Land zog, ging Oracle auf die Barrikaden. Der Auftrag wurde danach auf 65 Millionen zurückgestutzt, was ein schwerer Rückschlag für Amazon war, aber auch ein Einzelfall.

Denn kaum einer scheint die Arme Amazons wirklich bändigen zu können oder zu wollen. Dabei zeigen laut dem britischen Magazin "Times" Offenlegungsberichte über Lobbying, die im US-Senaat und -Repräsentantenhaus eingereicht wurden, dass der Konzern sich noch mit einer Vielzahl weiterer Themen beschäftigt. Die Spannbreite reicht von Handel über Transport bis hin zu Telekommunikation. So macht sich das Unternehmen unter anderem beim Gesetzgeber und den Bundesbehörden stark für die Erprobung und den Betrieb unbemannter Luftfahrzeuge.

Noch beschränken Bundesregeln die Lieferungen der Amazon-Sendungen per Drohne. Aber das könnte sich auch schnell ändern. Sorgen könnte dafür das hauseigenene 30-köpfige Lobbying-Team - das vier Mal größer ist als noch vor drei Jahren. Oder die vielen externen Firmen, die die Interessen beim Gesetzgeber und den Bundesbehörden vetreten. 15,6 Millionen Dollar gab Amazon allein 2017 für seine gewaltige Lobbyarbeit aus.

Trump klagte laut "Times" zwar erst kürzlich, dass Amazon eine der "größten Interessensvertretungen" überhaupt habe. Trotz dieser Einsicht sind die Breitseiten, die er gegen Amazon schießt, aber bei weitem noch nicht breit genug, wenn er die Krake stoppen will. Was der US-Präsident zum Beispiel übersieht: Sollte Bezos mit seinem Drohnenprojekt erfolgreich sein, wäre Trumps Sorgenkind US Post - bei der Paketlieferung bis an die Haustür - schnell komplett aus dem Rennen.

Quelle: ntv.de

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