Wirtschaft

Welt-Handelsindex Protektionismus wird 2017 zur Belastung

Schwächer als erwartet entwickelt sich der Welthandel dieses Jahr. Politische Unsicherheiten könnten auch im kommenden zur Last werden. Das Gute: Einen deutlichen Zinssprung wird es wohl nicht geben.

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Die Unsicherheit infolge des Brexit, die mannigfaltigen politischen Unsicherheiten über den Ausgang im Superwahljahr 2017 in Europa, die protektionistischen Tendenzen, welche zunehmend an Schärfe gewinnen und das eher an Dynamik verlierende chinesische Wachstum werden den Welthandel auch im nächsten Jahr belasten. "Der Welthandel, der bereits in diesem Jahr deutlich schwächer performte als erwartet, könnte unter Umständen im kommenden Jahr noch wesentlich stärker unter Druck geraten und alle offenen Volkswirtschaften treffen, die vom Export abhängig sind. Dieses ist die schlechte Nachricht, die gute Nachricht ist allerdings, dass ein abrupter und damit nachfrageschädlicher Zinsanstieg im globalen Kontext nicht zu erwarten ist", konstatiert Dr. Markus C. Zschaber, Chef der gleichnamigen Vermögensverwaltung, welche monatlich den "Welt-Handelsindex" veröffentlicht.

Das Wirtschaftswachstum in Europa und Deutschland wird sich nach Ansicht des Kölner Vermögensverwalters im ersten Quartal 2017 noch recht ordentlich behaupten können, davon dürfte kurzfristig auch der Welthandel profitieren. Anschließend sollten aber laut dem Experten die hohen Unsicherheitseffekte über einen weiteren rechts-nationalen oder links-nationalen Rutsch durch die bevorstehenden Wahlen in den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und womöglich in Italien das Wachstum aufgrund vermehrter Zurückhaltung der Investitions- und Konsumbereitschaft reduzieren. "Das zweite und dritte Quartal werden es je nach Wahlausgang in sich haben. Zugleich dürften förderliche Faktoren wie die sehr niedrigen Energie- und Rohstoffpreise, welche die Konjunktur und den Welthandel noch gestützt haben, an Kraft verlieren", so Zschaber weiter.

Dr. Markus C. Zschaber

Dr. Markus C. Zschaber

Auch aus den Schwellenländern wird es weniger Unterstützung geben sofern der US-Dollar stark bleibt, wovon auszugehen ist. Außerdem äußerte er sich zugleich besorgt über die zunehmenden protektionistischen Tendenzen, etwa in den Vereinigten Staaten. Sie könnten den Welthandel zusätzlich belasten. "Einer der Schwerpunkte der erfolgreichen Wahlkampagne von Donald Trump war seine fundamentale Kritik gegenüber einer liberalen Handels- und Migrationspolitik, gegen den Freihandel und damit auch gegen globale Wertschöpfungsketten. Ich hoffe inständig, dass bei den verantwortlichen Personen in den USA am Ende die Einsicht kommen wird, dass freier Handel eine wichtige Basis für Wachstum und Wohlstand ist. Fakt ist, Arbeitsplätze und Einkommen auf beiden Seiten des Atlantiks erhöht man nicht durch neue restriktiver Zollbestimmungen, sondern nur durch freien Austausch von Waren und Dienstleistungen. Die Amerikaner wollen sicherlich weiter unsere Autos und Maschinen aus Deutschland kaufen. Auf der anderen Seite wollen auch viele Konsumenten in Deutschland weiter u.a. die iPhones oder Schiffsmotoren sowie Fast-Food oder Coca-Cola von US-Firmen erwerben".

Wo stehen wir heute? Der weltweite Industriezyklus dürfte in den letzten vier Wochen auch in Teilen der Eurozone, den USA und in Asien zu einem wiederkehrenden und sich verbessernden Konjunkturtrend geführt haben, dieses zeigen eindeutig die Frühinkatoren des "Welt-Handelsindex". Die aktuelle Geschäftslage im Handel konnte leicht zulegen. "Die vorausschauenden Daten zeigen eine höhere Aktivität im Handel in den kommenden Wochen an. Es dürfte ein sehr gutes Weihnachtsgeschäft werden", so Zschaber weiter, vorausgesetzt die politischen Risiken eskalieren nicht. Vor allem die Umschlagsmengen von Produktionsgütern sollten sich im internationalen Kontext positiv entwickeln. Eine weiter steigende Dynamik in Asien und in den USA, aber auch in großen Teilen Europas scheint wahrscheinlich, insgesamt profitiert der Welthandel allerdings von der ungebremsten Konsumlust der privaten Verbraucher. Das gilt für Europa, die USA und China. "Selten war die Ausgangslage für das Weihnachtsgeschäft so günstig wie in diesem Jahr. Die Stimmung ist gut, der Arbeitsmarkt stabil. Vor allem bei Geschäften in den Innenstädten und beim Online-Handel seien die Erwartungen für die kommenden Wochen hoch. Im sogenannten E-Commerce gehen unsere Prognosen davon aus, dass zweistellige Wachstumsraten für das Weihnachtsgeschäft sehr wahrscheinlich sind", beurteilt der Kölner Vermögensverwalter die kurzfristige Ausgangssituation.

Der "Welt-Handelsindex" konstatiert aktuell ein Niveau von 71,5%, welches besagt, dass das Tempo der Zuwächse sich in den letzten vier Wochen, gemessen an den handelsspezifischen Konditionalitäten wie Bestellmenge, Lagerbestände, Produktionsvolumen, Warenumschlagshäufigkeit und Handelsaktivität, im globalen Kontext über alle vier Handelswege, etwas verbessert haben. Damit befindet sich der Welthandel kurzfristig wieder auf dem Pfad seines Potenzialwachstums. Aufgrund der vielen schwächeren Monate im zweiten und dritten Quartal dürfte der Welthandel aber kaum mehr als 2% in 2016 gewachsen sein, selbst wenn der Dezember nochmal sehr stark ausfallen sollte.

Zurückzuführen ist diese Entwicklung auf die jüngsten politischen Unsicherheiten in 2016, welche aufgrund des Brexit, der italienischen Bankenkrise, der US-Wahlen oder der erneuten Regierungskrise in Italien entstanden sind und für große Zurückhaltung an den internationalen Handelsströmen gesorgt haben. "Sollte unser politisches Krisenmanagements in Europa endlich die politischen Risiken in den Griff bekommen, sehe ich durchaus mit Blick auf eine höhere Traktion der Fiskalpolitik hier im Westen und einer weiteren lockeren Geldpolitik, gute Chancen das Weltwirtschafswachstum langfristig wieder zu höheren Wachstumsraten im Welthandel hinzuführen. Vorausgesetzt, die Krise der EU eskaliert im kommenden Jahr nicht in eine Existenzkrise, führt der Experte aus.

Was bedeutet das für den Anleger? Auf der einen Seiten stehen zwar die politischen Unsicherheiten, welche die Märkte in 2017 in Schach halten werden und ähnlich wie in diesem Jahr zu höheren Volatilitäten neigen werden. Dennoch muss man sich die Frage stellen, welche Anlageklasse gilt unter Risiko- und Ertragsgesichtspunkten am sinnvollsten. "Fakt ist, zu den attraktivsten Investments gehört für ihn nach wie vor die Qualitätsaktie, da die Aktie im relativen Vergleich weiterhin die Anlageklasse ist, die am wenigsten überbewertet ist. Gerade die letzten Wochen und Monate haben sicherlich viele Anleger aufgeschreckt, wie schnell eine langlaufende Staatsanleihe selbst bei nur kleinsten Zinsverschiebungen, massive Kursverluste hinnehmen muss. Insofern ist eine intelligente Anlagepolitik absolute Voraussetzung für das gegenwärtige Kapitalmarktumfeld. Informationen hierzu und den Gedankengängen bei der Auswahl der Anlageklassen finden Sie unter www.zschaber.de.

Dadurch, dass der "Welt-Handelsindex" ein dynamisches Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst und detailorientierte Analysen auch hinsichtlich der Konjunkturlage ermöglicht, können schnelle und aktive Reaktionen auch im Welthandelsportfolio erfolgen. Das Musterdepot zum "Welt-Handelsindex" wird innerhalb dieser Berichterstattung vierteljährlich erwähnt, es beinhaltet diverse Anlageklassen, übergewichtet Aktieninvestments oder ETFs auf Märkte und Branchen, welche insbesondere an den Welthandelsaktivitäten partizipieren.

Funktionsweise Welt-Handelsindex:

Der Welt-Handelsindex fasst alle relevanten Daten aus den vier primären Transport- und Handelswegen (Schifffahrt, Schiene, Straße und Lufttransport) zusammen, gewichtet diese und verdichtet sie in einem Index.

Der Index bietet zum ersten Mal ein Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst in einer Zahl, erfasst damit unter anderem auch die Auswirkungen der Globalisierung und überwindet funktionale und regionale Beschränkungen, der zum Beispiel nur regional ausgerichteten Indikatoren. Indexstände oberhalb eines Niveaus von 50 Punkten deuten einen wachsenden Welthandel an, inmitten einer expandierenden Gesamtwirtschaft.

Unterhalb des Niveaus von 50 lässt sich dagegen aussagen, dass die Welthandelsaktivität schrumpft, wobei ab einem Niveau von unter 45 sogar eine deutliche Kontraktion der Gesamtwirtschaft zu erwarten ist.

Quelle: Die Vermögensverwaltungsges. Dr. Markus C. Zschaber mbH stellt den Index monatlich exklusiv dem "Handelsblatt" und dem "Nachrichtensender n-tv" zur Verfügung. Informationen zum Index unter www.zschaber.de oder www.kapitalmarktanalyse.com

Quelle: ntv.de

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