Wirtschaft

"Anschlag auf das Unternehmen" Kampf um Grammer geht in letzte Runde

Im Machtkampf bei Grammer sind die Fronten verhärtet.

Im Machtkampf bei Grammer sind die Fronten verhärtet.

(Foto: picture alliance / Armin Weigel/)

Nun sind die Aktionäre am Zug: Im Machtkampf des Autozulieferers Grammer mit seinem größten Investor entscheiden sie, wie es weitergeht. Davor geht es heftig zur Sache.

Die Führung des bayerischen Autozulieferers Grammer und die Vertreter der Investorenfamilie Hastor haben sich auf der Hauptversammlung gegenseitig scharf attackiert. Die Hastors wollen den Vorstand und fünf Aufsichtsräte absetzen und die Kontrolle übernehmen. Unterstützung bekam die Grammer-Spitze in Amberg von Aktionärsschützern und rund 2500 Demonstranten. Der Aktienkurs lag rund 1,3 Prozent im Minus.

Grammer
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Günther Hausmann von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) warf den Hastors einen "nicht nachvollziehbaren Anschlag auf das Unternehmen" vor. Mit ihnen müsse man Angst um den Bestand des Unternehmens, die Arbeitsplätze und den Wert der Aktien haben.

Unter Vorstandschef Hartmut Müller habe sich das Unternehmen hervorragend entwickelt, seine Expansionsstrategie im Ausland sei richtig, die jüngsten Geschäftszahlen seien hervorragend. "Bitte lassen Sie sich nicht ins Bockshorn jagen", appellierte er an die rund 500 anwesenden Aktionäre: Grammer dürfe nicht "unter die Kontrolle undurchsichtiger Machenschaften" geraten. 

Kampf den "Pfründen"?

Zur Eröffnung der Hauptversammlung hatte Hastor-Anwalt Franz Enderle erfolglos die Abwahl von Aufsichtsratschef Klaus Probst als Versammlungsleiter gefordert. Probst und Müller hätten sich vom größten Grammer-Kunden VW eine Abwehrstrategie gegen die Hastors schreiben lassen und Betriebsgeheimnisse verraten. Pflichtvergessene Vorstände und Aufsichtsräte stellten den Erhalt ihrer "Pfründe" über die Interessen des Unternehmens. Probst habe sich skandalös und lächerlich verhalten, Müller habe sich der Untreue schuldig gemacht und handle abstrus.

Die Hastors wollen Manager ihrer Prevent-Firmengruppe in den Aufsichtsrat wählen lassen. Sie halten zwischen 20 und 25 Prozent der Aktien des Unternehmens, das VW, Mercedes und andere Autokonzerne mit Kopfstützen und Mittelkonsolen beliefert. Die Autoindustrie verfolgt die Vorgänge skeptisch - Prevent hatte mit einem Lieferstopp im vergangenen August die Bänder von VW in Wolfsburg und Emden stillgelegt. Die Abstimmung wird am späten Nachmittag erwartet. 

Vorstandschef Müller sprach von der "wichtigsten Hauptversammlung in der Geschichte des Unternehmens", denn Hastor gefährde die Zukunft von Grammer. Sie verweigerten Auskunft über ihre Ziele. Seit Veröffentlichung ihres Vorstoßes sei der Auftragseingang sei um 60 Prozent eingebrochen. Die Internationalisierung habe die Gewinnmarge zwar belastet. Aber Grammer wachse schneller als der Markt, habe im vergangenen Jahr seinen höchsten Umsatz und Gewinn erwirtschaftet und sei strategisch auf dem richtigen Weg.

Gemeinsam gegen die Hastors

Unter großem Beifall zitierte er die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner: "Hastor veranstaltet einen unverantwortlichen Machtpoker auf dem Rücken des Unternehmens und seiner Mitarbeiter."

Bei einer Protestkundgebung von 2500 Beschäftigten der nahen Grammer- und Siemens-Werke sagte der bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler, in Deutschland seien 3000, weltweit sogar 15.000 Arbeitsplätze "gefährdet, wenn die Hastors bei Grammer das Sagen kriegen. Deshalb kämpfen wir so vehement gegen diesen Investor."

IG-Metall-Autoexperte Frank Iwer sagte: Wer "versucht, höhere Margen mit Gewalt durchzusetzen, setzt bewusst die Existenz von Betrieben, Beschäftigten mit ihren Familien, ja von ganzen Regionen aufs Spiel".

Quelle: ntv.de, bad/dpa

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