Wirtschaft

Anleger überschätzen Aktienrisiken Kalte Enteignung beim Festgeld

Trotz steigender Kurse scheuen die meisten Deutschen vor dem Aktienmarkt.

Trotz steigender Kurse scheuen die meisten Deutschen vor dem Aktienmarkt.

(Foto: REUTERS)

Keine Geldanlage ist ohne Risiko. Bei Aktien ist die Gefahr von Kursverlusten aber auf lange Sicht kleiner als vielfach angenommen. Bei Bar- und Festgeld ist die Vermögensvernichtung dagegen vorprogrammiert.

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Mehr als 950 Milliarden Euro horten die Deutschen auf Giro- und Tagesgeldkonten. Macht pro Bundesbürger – vom Baby bis zum Greis – im Durchschnitt rund 10.000 Euro. Dazu kommt in etwa noch einmal dieselbe Menge an Festgeld. Dieses Kapital verliert jeden Tag an Wert. Im April betrug die Inflationsrate in Deutschland 1,3 Prozent. Unterstellt man, dass die derzeitigen Minizinsen und die Geldentwertung weiter Bestand haben, werden 10.000 Euro, die auf einem Festgeldkonto dahinvegetieren, in zehn Jahren – gemessen an der Kaufkraft - weniger als 9.000 Euro wert sein. Angesichts real negativer Zinsen hat Bargeld seine Funktion als Wertaufbewahrungsmittel verloren. Anleger, die unnötig große Mengen an Liquidität auf Tages- und Festgeldkonten lagern, vernichten ihr Vermögen. Daran dürfte sich auf absehbare Zeit kaum etwas ändern. Denn die politisch manipulierten Notenbanken werden auch künftig für Niedrigzinsen sorgen (müssen), damit die USA, die EU-Staaten und Japan ihre Schuldenberge finanzieren können. In Europa werden mittlerweile sogar negative Einlagenzinsen für Banken diskutiert. Entsprechende Maßnahmen könnte der Rat der Europäischen Zentralbank bereits auf seiner nächsten Sitzung Anfang Juni beschließen. Sollten die Kreditinstitute diese Strafgebühren für ihre Einlagen bei der EZB an ihre Kunden weitergeben, dürfte auch dem letzten Sparer klar werden, dass er mit Tages- und Festgeld kalt enteignet wird. Das gilt natürlich auch fürs Sparbuch.

Staatsanleihen – zumindest die von zahlungssicheren Emittenten – sind kaum besser. Bundesanleihen mit 10-jähriger Laufzeit rentieren aktuell mit 1,3 Prozent. Bei einer Inflationsrate von zuletzt 1,3 Prozent verliert der Anleger mit deutschen Staatsanleihen zwar kein Geld – Gewinn macht er damit aber auch nicht. So betrachtet liegt das Risiko bei plus/minus null. Für die Suche nach Rendite bekommen deutsche Bundesanleihen somit "zero points".

Gold scheint kurzfristig betrachtet als Wertaufbewahrungsmittel auch keine Alternative zu bieten. Das Edelmetall wirft keine Zinsen ab – vielmehr verursacht es Lagerkosten. Auf lange Sicht erwies sich Gold allerdings immer als werthaltiges Investment.

Substanzerhalt mit Immobilien

Holger Knaup arbeitet als geschäftsführender Gesellschafter bei der Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co. und ist verantwortlich für das Portfolio- und Risikomanagement.

Holger Knaup arbeitet als geschäftsführender Gesellschafter bei der Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co. und ist verantwortlich für das Portfolio- und Risikomanagement.

Selbst das als sicher geltende Betongold ist mittlerweile umstritten. Nach den Preissteigerungen der vergangenen Jahre ist vielfach schon von einer Immobilienblase die Rede. Tatsächlich kosten Wohnungen in den begehrten Lagen Hamburgs, Münchens und selbst Berlins mittlerweile das 20- bis 25-Fache der Netto-Kalt-Miete eines Jahres. Umgekehrt beträgt die Rendite damit vier bis fünf Prozent. Damit lassen sich zumindest zwei bis drei Prozent Hypothekenzinsen und rund zwei Prozent Tilgung finanzieren. Da immer mehr Menschen in die großen Metropolen drängen, sind hier zudem weitere Preis- und Mietsteigerungen durchaus möglich. Für die B- und C-Städte gilt das allerdings wahrscheinlich nicht. Zwar ermöglichen Immobilien an guten Standorten voraussichtlich in den kommenden Jahren den Substanzerhalt. Allerdings sind sie – wie der Name schon sagt – immobil, sprich wenig liquide. Außerdem ist der Kauf einer Wohnung oder eines Hauses nur für größere Geldbeutel geeignet und darüber hinaus mit sehr hohen Transaktionskosten verbunden. Für Makler, Grunderwerbssteuer, Grundbucheintrag und Notar werden insgesamt rund 15 Prozent des Kaufpreises fällig.

Diese Punkte sprechen alle für Aktien. Hier können Anleger auch kleine Beträge investieren. Aktien sind zudem börsentäglich handelbar – für Liquidität ist also gesorgt. Mit einem Konto bei einer Direktbank fallen die Kosten für den Kauf und den Verkauf kaum ins Gewicht.

Nur begrenzte Risiken bei Aktien

Nach drei Crashs seit dem Jahr 2000 haben aber vor allem deutsche Anleger bei Aktien große Angst vor Kursverlusten. Dies erklärt, warum sich die Dax-Aktien mittlerweile gut zur Hälfte in der Hand ausländischer Investoren befinden. Zwar ist die Gefahr von Kurskorrekturen angesichts des erreichten Niveaus nicht von der Hand zu weisen. Bei etwas längeren Betrachtungszeiträumen relativieren sich aber die entsprechenden Risiken deutlich. Beispielsweise brauchte der Dax selbst nach dem Jahrhundertcrash von 2000 bis 2003 "nur" fünf Jahre, um das Rekordniveau vom März 2000 wieder zu erreichen. Nach dem Absturz nach der Lehman-Pleite und der anschließenden Weltfinanzkrise dauerte es ebenfalls nicht länger als rund fünf Jahre, bis der Dax wieder an den alten Rekordmarken kratzte, beziehungsweise diese durchbrach. Selbst Anleger, die zu den Höchstkursen eingestiegen waren, erzielten also nach einem überschaubaren Zeitraum zumindest nominal einen Kursgewinn.

Bei Aktien handelt es sich wie bei Immobilien um Investitionen in real existierende Substanz. Zwar wird der Wert von Unternehmen und damit der von Aktien immer wieder durch exogene Schocks in Mitleidenschaft gezogen. Beteiligungen am Produktivkapital werden dadurch aber im seltensten Fall vollständig vernichtet. Investoren, die umfangreich Gelder auf ihren Giro- oder Festgeldkonten halten, diese aber in den nächsten fünf Jahren nicht benötigen, sollten ernsthaft über Umschichtungen in Aktien nachdenken. Aussichtsreich und vergleichsweise wenig risikoreich erscheinen uns vor allem Unternehmen mit stetigen Barmittelzuflüssen, mit denen sie Dividenden finanzieren, und einer gut prognostizierbaren Gewinnentwicklung. Über stabile und werthaltige Geschäftsmodelle verfügen unter anderem Hersteller von Konsumgütern wie Beiersdorf und Johnson & Johnson, der Spezialist für industrielle Gase Linde oder der Pharmakonzern Novartis.

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Quelle: ntv.de

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