Wirtschaft

EZB vertuscht Deflation Der Stresstest ist ein Witz

Schönfärberei wird den Banken nicht helfen.

Schönfärberei wird den Banken nicht helfen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die EZB wollte mit dem Stresstest vor allem das Vertrauen der Investoren in die Banken stärken. Der Schuss ist aber nach hinten losgegangen. Die Gründe hierfür sind offensichtlich.

Die Erleichterung bei Besitzern von Bankaktien währte am Montag nur wenige Stunden: Dann drehten die Papiere vieler Institute, vor allem aus Italien, kräftig nach unten und schlossen im Minus. Die Kursentwicklung zeigt, dass die Investoren auch die Ergebnisse des neuesten Stresstests einmal mehr anzweifeln – zu Recht. Das Problem ist, dass die Europäische Zentralbank in ihrem Gesundheitscheck ein Szenario einer Deflation in der Euro-Zone nicht durchgespielt hat, ganz nach dem Motto: Es kann nicht sein, was nicht sein darf nicht. Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn hat den Test daher als "zu zahm" kritisiert. "An einer Änderung der relativen Preise, die neben einer Inflation im Norden auch eine Deflation im Süden beinhaltet, kommt man aber nicht vorbei, wenn man die Wettbewerbsfähigkeit der Südländer ohne einen Anstieg des durchschnittlichen Preisniveaus im Euroraum wiederherstellen möchte", so Sinn.

Eine Deflation, also sinkende Verbraucherpreise ohne Wachstum, bedeutet, dass der Wert der Schulden steigt. Wenn die Verbraucherpreise zurückgehen, könnten auch die Löhne der Arbeitnehmer sinken. In diesem Fall würde es ihnen deutlich schwerer fallen, ihre Kredite zurückzuzahlen. Gleichzeitig hätten die Staaten niedrigere Steuereinnahmen und damit Probleme, die Zinsen zu bezahlen. Die EZB geht selbst in dem Negativszenario für 2014 von einer Inflation von einem Prozent aus. Auch hier existieren Unstimmigkeiten, denn bei der Sitzung im September hatte die EZB die Inflationsprognose selbst auf 0,6 Prozent gesenkt. Außerdem sind bereits etliche Länder der Euro-Zone in der Deflation, darunter Griechenland, Spanien und Italien. Dies hätte berücksichtigt werden müssen.

Warum eine Deflation nicht sein darf, wird beim Blick auf die faulen Kredite mehr als nachvollziehbar. Laut Stresstest ist das Volumen an faulen Krediten der europäischen Banken um 135,9 auf 879,1 Milliarden Euro geklettert. Das sind herbe 6,7 Prozent der Wirtschaftsleistung der Europäischen Union. Mancher Investor fragt sich daher: Wie hoch wären die faulen Kredite im Falle einer Deflation? Das Doppelte oder noch mehr? Der Stresstest zeigt also nicht die wahren Probleme der Banken auf oder löst gar deren Probleme. Er ist lediglich eine schlechte Momentaufnahme, die Anleger und Steuerzahler beruhigen soll. Beruhigungspillen mit Placebo-Effekt sind an den Börsen allerdings schnell zu durchschauen.

Quelle: ntv.de

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