Wirtschaft

Die Stürmer im Depot sind andere Dax sitzt nur auf der Ersatzbank

Am Boden der Tatsachen: Deutschland ist raus.

Am Boden der Tatsachen: Deutschland ist raus.

(Foto: imago/DeFodi)

Anleger verlassen sich bei ihren Investmententscheidungen häufig auf den Dax. In diesem Jahr schwächelt der Leitindex jedoch. Im internationalen Börsenvergleich reicht es zur Halbzeit lediglich zum Einwechselspieler.

Die Kursentwicklung des Dax im ersten Börsenhalbjahr erinnert an das deutsche WM-Debakel vor wenigen Tagen. Ausscheiden kann der deutsche Leitindex glücklicherweise nicht, aber Investoren haben ihn doch unverkennbar auf die Ersatzbank verbannt. Rund fünf Prozent hat der Dax in den vergangenen sechs Monaten eingebüßt. Ohne Berücksichtigung der Dividendenzahlungen erhöht sich das Minus sogar auf acht Prozent.

Obwohl der deutsche Leitindex damit im Vergleich zu vielen anderen Länderindizes schlechter abschneidet, hat er bei vielen Anlegern dennoch einen Stammplatz im Depot. Lukrativer wäre es dabei gewesen, andere Aktienmärkte zu berücksichtigen, die im ersten Halbjahr besser performt haben als die Dax-Titel.

S&P 500
S&P 500 5,63

Schon ein Investment in den breiten US-Aktienmarkt hätte das Minus im Dax bereits etwas abgefedert. Der S&P 500 erzielte ein Plus von knapp zwei Prozent im ersten Halbjahr. Wer im Technologieindex Nasdaq mit seinen Highflyern wie Facebook, Apple, Amazon oder Netflix investiert gewesen wäre, hätte tendenziell sogar einen Gewinn mit seinem Depot geschafft. Die Nasdaq-100 ist unter den großen Indizes mit einem Plus von rund zehn Prozent in den ersten sechs Monaten einer der stärksten gewesen – gewissermaßen der Stürmer im Depot.  

Dax im unteren Mittelfeld

Nasdaq 100
Nasdaq 100 17.037,65

Und es gibt noch mehr Parallelen zur Fußball-WM. Nicht nur, dass in diesem Jahr die Leitindizes aus Frankreich, Großbritannien, Australien oder Hong Kong besser waren als der Dax, auch die Aktienmärkte der deutschen Gruppengegner Schweden und Mexiko verloren weniger als Deutschlands Hauptindex. Nur die Börse in Südkorea schnitt ähnlich schlecht wie der Dax ab. Richtige Gewinner gab es international trotzdem kaum, weil die meisten Aktienmärkte, die sich besser schlugen als der Dax, ebenfalls fielen.

Große Hoffnungsträger enttäuschten auf der ganzen Linie. Auch der brasilianische Leitindex musste - ebenso wie die deutsche Nationalmannschaft - erfahren, wie schnell Ruhm verblassen kann. Im vergangenen Jahr zählte er noch mit einem Plus von fast 30 Prozent zu den strahlenden Siegern unter den Aktienmärkten. Allerdings gab es dieses Jahr auch zwei handfeste Krisen: "Ende Januar sorgte der kräftige Renditeanstieg in den USA für Unsicherheit, weil Sorgen vor einer restriktiveren US-Geldpolitik immer größer wurden. Gegen Ende des ersten Halbjahres eskalierte dann der Handelsstreit um US-Zölle auf chinesische und europäische Waren", erklärt Heike Fürpass-Peter, Deutschlandchefin von Lyxor ETF.

Blick nach vorne richten

Die US-Börsen boten da gleich mehrfach "sichere Häfen". Gut entwickelten sich neben dem Nasdaq auch Aktien von klein- und mittelgroßen Unternehmen. Der Index "Russell 2000" war mit einem Anstieg von rund neun Prozent fast so stark wie der Nasdaq.

Den Blick nach vorne richten – das muss jetzt nicht nur die Devise der besorgten deutschen Fußball-Fans sein, sondern auch die verunsicherter Anleger. "Das Jahr 2018 wird volatil bleiben. In diesem Umfeld sollten Anleger risikoreiche Anlagen begrenzen und defensive Anlagen wie beispielsweise Anleihen bevorzugen", empfiehlt Mati Greenspan, Senior Market Analyst bei der Social-Trading-Plattform eToro. Gute Gewinnchancen hätten Anleger auch mit aussichtsreichen Small-Caps.

Grundsätzlich gilt für das zweite Börsenhalbjahr, was immer gilt: Eine breite, ausgewogene Streuung von Aktienmärkten und Anlageklassen bringt meistens ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis.

Quelle: ntv.de

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