Wirtschaft

Kaufrausch nach Crash Dax-Rally steht auf tönernen Füßen

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Dax legt eine kräftige Rally hin. Viele Experten geben sich zuversichtlich, dass es in diesem Jahr keinen Absturz wie 2008 geben werde. Braut sich mehr als eine Erholungsrally zusammen?

Der Aktienmarkt in Europa verbucht seit Freitag den stärksten Zwei-Tages-Anstieg seit mehr als vier Jahren. Mit einem Kurshüpfer von drei Prozent feiert der Dax kräftig mit. Angeführt wird die Rally von den Branchen, die in den vergangenen Monaten am Stärksten unter die Räder gekommen sind, wie die Versorger Eon und RWE und die Autobauer. Viele Anleger fragen sich allerdings, ob der Dax bereits sein Tief gesehen hat und es in den nächsten Monaten nachhaltig aufwärts gehen wird. Denn die Gründe für den Kurssturz haben sich nicht geändert.

Kein Grund für übertriebenen Optimismus

Ein Blick auf die neuesten Weltwirtschaftsdaten signalisiert unmissverständlich, dass sich nicht viel geändert hat. So ist die japanische Wirtschaft im vierten Quartal 2015 um 0,4 Prozent zum dem Vorquartal geschrumpft. Sollte die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2016 erneut zurückgehen - und damit das zweite Quartal in Folge - wäre Japan zum fünften Mal seit 2009 in der Rezession. Und das, obwohl die japanische Notenbank in den vergangenen Jahren Billionen von Yen gedruckt hat.

Ebenso miserabel wie die japanischen Konjunkturdaten sind die aus China. Im Januar brachen die chinesischen Exporte um 6,6 Prozent ein. Volkswirte hatten jedoch mit einem Anstieg um 3,6 Prozent gerechnet. Die Daten zeigen klar an, dass die Weltwirtschaft viel schwächer ist, als viele Experten behaupten. Gleichzeitig waren die Importe Chinas um 14,4 Prozent kollabiert.

Wegen der Kombination aus miserablen Daten aus Japan und China spekulieren Investoren umso mehr, dass die dortigen Notenbanken die Geldpolitik noch weiter lockern werden. Das ist der Hauptgrund für die heutige Rally beim Dax und deutet daraufhin, dass es sich lediglich um eine Erholung im Abwärtstrend handelt. "Kursrückgänge im Dax werden nicht mehr zum Aufstocken von Aktienpositionen genutzt. Stattdessen werden Erholungen im Dax genutzt, um Aktienpositionen zu reduzieren", schreibt Andreas Hürkamp, Aktienstratege bei der Commerzbank.

Vorsicht bei Aussagen wie "Diesmal ist alles anders"

Nach der Rally sind viele optimistische Stimmen zu hören, die im Gegensatz zu 2008 keinen noch größeren Crash am weltweiten Aktienmarkt erwarten, weil derzeit vieles anders sei als damals. Die Hoffnung ruht auf den Notenbanken, die noch einiges an Instrumenten im Köcher haben.  Wenn man sich die Fundamentaldaten anschaut, kommt man aber zu einem anderen Schluss.

So war der Kursabsturz der europäischen Bankaktien, wie Deutsche Bank und Credit Suisse, von Jahresanfang bis Mitte Februar 2016 viel heftiger als im gleichen Zeitraum 2008. Wenn das heutige Konjunkturumfeld nicht mindestens genauso schlecht wäre wie 2008, wieso gibt es dann Strafzinsen in der Eurozone und in Japan? Zudem scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis Strafzinsen in den USA eingeführt werden. Immerhin hat Fed-Chefin Janet Yellen eingeräumt, dass sich die Fed bereits intensiv mit dem Thema beschäftigt.

Die Hoffnung auf noch tiefere Strafzinsen rund um den Globus ist aber eine trügerische Hoffnung. Dass sich die Talfahrt der japanischen Bankaktien, wie zum Beispiel Nomura, beschleunigt hat, nachdem die japanische Notenbank am 29. Januar Strafzinsen angekündigt hatte, sollte Anlegern ein ernstes Warnsignal sein. Bei noch tieferen Strafzinsen kommt der Zinsüberschuss der Banken noch mehr unter Druck. Wenn es den Geldhäusern aber schlecht geht, und sie sich bei der Kreditvergabe zurückhalten, werden sich schnell starke Bremsspuren in der Realwirtschaft zeigen. Die aktuelle Dax-Rally steht auf tönernen Füßen.

Quelle: ntv.de

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