Wirtschaft

Konjunktur hinterlässt Bilanzspuren Dax-Firmen holt die Realität ein

Die Konjunktur hinterlässt immer deutlichere Abdrücke in den Bilanzen.

Die Konjunktur hinterlässt immer deutlichere Abdrücke in den Bilanzen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die ersten Ergebnisse der Dax-Bilanzsaison lassen ein mulmiges Gefühl aufkommen. Auch wenn einzelne Firmen noch glänzen können, wird immer deutlicher: Die Exportnation leidet unter der Konjunktur. Keine guten Voraussetzungen für den Dax.

Freud und Leid liegen in der laufenden Quartalssaison beim Dax eng beieinander: Unternehmen, wie die Autobauer Daimler und Volkswagen, die gute Ergebnisse vorlegen, werden kurzfristig mit deutlichen Kursgewinnen belohnt. Wenn allerdings die Zahlen oder der Ausblick schwach sind, dann drücken Investoren umso kräftiger den Verkaufsknopf.

Zuletzt lieferte Volkswagen starke Ergebnisse ab. Weil das Geschäft bei den Premiumtöchtern Audi und Porsche sowie in China brummt, lag der operative Gewinn des Konzerns deutlich über den Erwartungen der Analysten. Da sahen die Investoren über die schwache Profitabilität bei der Kernmarke VW hinweg, zumal Volkswagen-Chef Martin Winterkorn die Prognose für das Gesamtjahr bestätigt hat.

Zufrieden über die vorgelegten Zahlen waren auch die Anleger von Bayer. Das Pharmageschäft floriert. Analysten waren zudem überrascht, dass das Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln und Saatgut in Nord- und Lateinamerika besser gelaufen ist als erwartet. Der Pharma- und Chemieriese profitiert zudem von dem schwächeren Euro und dem Kauf der Sparte für rezeptfreie Medikamente der US-Firma Merck. Bayer-Chef Marijn Dekkers schraubte daher die 2014er-Prognose ein wenig nach oben.

Dax-Firmen streichen Mittelfristziele zusammen

Im Gegensatz zu Bayer haben sich die Perspektiven für viele Dax-Unternehmen aus zyklischen Sektoren in den vergangenen Monaten hingegen spürbar eingetrübt. Die sinkenden Zinsen in Europa und in den USA hatten das in den vergangenen Quartalen klar angedeutet. Nun reagieren die ersten Dax-Firmen. So hat der weltgrößte Chemiekonzern BASF seine Prognose für 2015 zusammengestrichen. Statt der ursprünglich erwarteten 14 Milliarden Euro sollen beim operativen Gewinn nun lediglich zehn bis 12 Milliarden Euro zu Buche stehen. Die Voraussetzungen für die ehrgeizigen Annahmen seien nicht eingetreten, "stattdessen hat sich das wirtschaftliche Umfeld weiter eingetrübt", sagte Vorstandschef Kurt Bock.

In das gleiche Horn wie Bock stieß zuletzt auch der neue Linde-Chef Wolfgang Büchele. "Wir müssen berücksichtigen, dass die wirtschaftliche Dynamik weit schwächer ausgefallen ist, als wir alle erwartet hatten", sagte er. Zudem seien die Aussichten für die weitere Konjunkturentwicklung schlechter geworden. Bislang wollte der weltgrößte Industriegase-Konzern im Jahr 2016 einen operativen Gewinn von mindestens fünf Milliarden Euro erwirtschaften. Das Ziel hat sich allerdings in Luft aufgelöst. Nun peilt das Unternehmen erst für 2017 einen Wert von lediglich 4,5 bis 4,7 Milliarden Euro an. Dass Linde wegen schwacher Geschäfte in Brasilien und Australien sowie Problemen bei Produktionsanlagen in China auch gleich die Prognose für 2014 einkassiert hat, war nur eine Randnotiz.

Lufthansa mit erneuter Gewinnwarnung

Einen weiteren Tiefschlag bekamen die Aktionäre der Lufthansa zuletzt. Statt eines bislang anvisierten operativen Gewinns für 2015 von zwei Milliarden Euro wird nun nur noch ein Ergebnis "deutlich über dem diesjährigen" erwartet. Die Fluggesellschaft peilt für dieses Jahr eine Milliarde Euro an. Wegen drohender weiterer Pilotenstreiks ist das Ergebnisziel allerdings in Gefahr. "Die absehbare Eintrübung der Konjunktur und wettbewerbsbedingt sinkende Durchschnittserlöse im Passagiergeschäft werden unsere Rahmenbedingungen im kommenden Jahr prägen", sagte Finanzchefin Simone Menne.

Dem Dax könnten bis zum Jahresende noch etliche turbulente Wochen bevorstehen, zumal Analysten damit beschäftigt sein könnten, die Gewinnschätzungen für 2014 und für 2015 zu senken. "Wir gehen davon aus, dass die Dax-Unternehmen wegen ihrer Exportstärke überproportional unter dem sich verschlechternden Konjunkturumfeld leiden werden. Insbesondere die Erwartungen an die Unternehmensergebnisse für das Schlussquartal 2014 dürften angesichts der makroökonomischen Abschwächung noch deutlich gesenkt werden. Speziell in den zyklischen Sektoren könnte noch die ein oder andere unliebsame Überraschung anstehen", schrieb daher Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ Bank, zuletzt.

Quelle: ntv.de

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