Wirtschaft

Eurozone probt Comeback Bund-Future schlägt Kapriolen

Kommt jetzt die Rolle rückwärts?

Kommt jetzt die Rolle rückwärts?

(Foto: picture alliance / dpa)

Kaum haben sich die jüngsten Wirtschaftsdaten verbessert, geht bei den Anlegern die Sorge um, dass die EZB ihr Anleihekaufprogramm schnell beendet. Die Turbulenzen beim Bund Future dürften sich allerdings bald wieder beruhigen.

Der Zinsanstieg an den globalen Anleihemärkten war in den vergangenen Wochen enorm. Am stärksten fiel die Reaktion aber im Deutschland aus, wo die Renditen der zehnjährigen Anleihen von rund 0,05 auf etwa 0,7 Prozent gestiegen sind. Aktuell liegen sie bei 0,65 Prozent. Hierzu haben die zuletzt besseren Wirtschaftsdaten der Eurozone mit den gleichzeitig gestiegenen Inflationserwartungen beigetragen.

Die ersten Erfolge der EZB-Politik stellen sich ein, was auch an einer gestiegenen Kreditvergabe abzulesen ist. Die Banken der Eurozone haben zum ersten Mal seit Beginn 2012 wieder mehr Kredite vergeben als im Vorjahr. Auch die Geldmenge ist gestiegen und so könnte Europas Wirtschaft in diesem Jahr für so manche Überraschung sorgen.

Anleihemarkt verunsichert

Allerdings sorgt das Anleihekaufprogramm auch für eine Verschlechterung der Liquidität am Anleihemarkt. Das Universum, aus dem sich die EZB für Staatsanleihenkäufe bedienen kann, ist begrenzt. Ein so großer Player wie die EZB sorgt dann schnell für Engpässe, die Handelbarkeit der Papiere wird eingeschränkt.

"Anfang 2014 konnten noch ohne Probleme mehr als 100 Kontrakte im Bund-Future positioniert werden, ohne dass sich der Markt groß bewegte", sagt Jens Klatt, Chefanalyst von DailyFX. Derzeit lösten aber bereits 20 Kontrakte starke Bewegungen aus. Daher haben deutsche Staatsanleihen im aktuellen Umfeld ihre Funktion als sicherer Hafen, der auch große Liquidität aufnehmen kann, verloren.

EZB kann helfen

Für eine baldige Beruhigung spricht aber die Tatsache, dass die EZB beziehungsweise die Wirtschaft einen allzu starken Zinsanstieg gar nicht verkraften würde. Die wirtschaftliche Erholung würde im Keim ersticken. Das macht auch eine andere Rechnung deutlich: Obwohl die Staatsschulden in der Eurozone in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen sind, hat sich die Zinslast deutlich verringert. Bei der Einführung des Euros betrug sie noch 190 Milliarden Euro, in zwei Jahren wird mit einem Zinsdienst von rund 35 Milliarden gerechnet, wenn das Zinsniveau in etwa auf dem aktuellen Niveau bleibt. Daher dürfte die EZB alles unternehmen, um hier für eine Beruhigung an der Zinsfront zu sorgen. Was bedeutet das für den von vielen Anlegern beachteten Bund-Future, der sich auf zehnjährige deutsche Staatsanleihen bezieht?

Bund-Future sucht einen Boden

10-jährige Bundesanleihen
10-jährige Bundesanleihen 110,65

Auch hier gab es durch den Eingriff der EZB gravierende Einschnitte. So gelang vor vier Wochen der Sprung über das Extremniveau von 160 Punkten. Die Freude währte aber nur kurz und ist rückblickend als Fehlausbruch einzustufen. Mit dem Bruch des seit 2014 bestehenden Aufwärtskanals kam es zu einem Ausverkauf. Innerhalb von sechs Tagen sackte der Kurs um gut 3,4 Prozent ab, dies war der stärkste Absturz seit Spätsommer 2011. Im Gegenzug sprang das tägliche Handelsvolumen zeitweise auf 1,7 Millionen gehandelte Kontrakte, dem höchsten Niveau seit gut vier Jahren. Inzwischen dürften die zittrigen Hände verkauft haben, erfahrungsgemäß ergeben sich daraus gute Chancen für eine Bodenbildung. Auch die mit mehr als zwei Prozent sehr weite Differenz zur 21-Tage-Linie weisen in diese Richtung.

Mittlerweile notiert der Bund Future erstmals seit Anfang 2014 wieder an der 200-Tage-Linie und könnte einige Schnäppchenjäger anlocken. Allerdings haben die Käufer bisher noch nicht geliefert. Die Tendenz bleibt daher nach einer Stabilisierung vorerst seitwärts gerichtet – ein Umfeld, mit dem EZB-Chef Mario Draghi gut leben könnte.

Quelle: ntv.de

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