Wirtschaft

Startschuss für den Zinsschritt? "Beige Book" setzt Fed unter Druck

Die Preise steigen "überwiegend mild": Die Formulierung legt nahe, dass die Fed bald nachlegen muss.

Die Preise steigen "überwiegend mild": Die Formulierung legt nahe, dass die Fed bald nachlegen muss.

(Foto: REUTERS)

Der Konjunkturbericht der US-Notenbank spielt eine gewichtige Rolle: Von den darin enthaltenen Einschätzung hängt ab, wie schnell die Währungshüter die Zinsschraube anziehen müssen. Der schwache Preisanstieg könnte zum Problem werden.

Die US-Wirtschaft ist laut der Notenbank Fed in den meisten Fed-Bezirken zuletzt wenig bis mäßig gewachsen. Bei den Konsumausgaben habe sich ein differenziertes Bild geboten, erklärte die Fed in ihrem am Abend vorgelegten Konjunkturbericht. Der Bericht ist im Fachjargon als "Beige Book" bekannt.

Das Lohnwachstum sei im Zeitraum September bis Anfang Oktober überwiegend moderat gewesen, teilte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) mit. In einigen Bezirken habe es jedoch Anzeichen für einen steigenden Lohndruck gegeben. Der Preisanstieg beschrieben die Konjunkturexperten der Fed als "überwiegend mild".

Schwacher Preisauftrieb

Die US-Zentralbank, die gemäß eigener Zielsetzung Vollbeschäftigung und stabile Preise fördern soll, orientiert sich bei ihrem Vorgehen insbesondere an den Daten vom US-Arbeitsmarkt und an der Inflationsrate. Während sie beim Stellenaufbau ihr Ziel weitgehend erreicht hat, ziehen die Preise in den Augen der Währungshüter noch nicht stark genug an.

An den Märkten hielten sich die sichtbaren Reaktionen zunächst in Grenzen: Der Kurs des Euro gab in seinem Verhältnis zum Dollar deutlich nach. Der Dow-Jones-Index hielt sich weitgehend unverändert im Plus. Die Masse der Anleger geht offenbar davon aus, dass sich aus dem "Beige Book" kein zwingender Handlungsbedarf ergibt.

Dämpfer am Immobilienmarkt

Zuletzt hatte die US-Wirtschaft gemischte Signale ausgesendet: Die Einzelhändler spürten Rückenwind, während der Immobilienmarkt einen Dämpfer erhielt. Die Zahl der Wohnbaubeginne sank um 9,0 Prozent auf eine Jahresrate von 1,05 Millionen, wie das Handelsministerium in Washington am Morgen (Ortszeit US-Ostküste) mitteilte. Dies ist das niedrigste Niveau seit anderthalb Jahren. Ökonomen hatten mit 1,18 Millionen gerechnet.

Die Zahl der Baugenehmigungen stieg hingegen um 6,3 Prozent auf 1,225 Millionen. Viola Julien von der Landesbank Helaba sah den US-Immobilienmarkt trotz des Dämpfers noch in "robuster Verfassung". Er profitiere von dem rekordniedrigen Zinsniveau und der guten Lage am US-Arbeitsmarkt.

Wann kommt der Zinsschritt?

Viel Spielraum zur Steuerung haben die US-Währungshüter nicht mehr: Die Zinsschraube ist als Instrument der Geldpolitik weitgehend ausgereizt. Der Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld liegt seit Dezember 2015 in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent. Viele Experten erwarten, dass die Fed noch in diesem Jahr die Zinszügel anziehen wird.

Eine Erhöhung Anfang nächsten Monats und damit wenige Tage vor den Präsidentschaftswahlen vom 8. November gilt allerdings als wenig wahrscheinlich: Die US-Notenbank ist um eine politisch neutrale Haltung bemüht und versucht, jeden Anschein einer etwaigen Einflussnahme im US-Wahlkampf zu vermeiden.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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