Wirtschaft

Rückkehr des Kasino-Kapitalismus? Bankenwerte feiern Trump-Rally

Bankenwerte haben in dieser Woche zu den Top-Performern am deutschen Aktienmarkt gezählt. Nachdem die Anteilsscheine sowohl der Deutschen Bank als auch der Commerzbank in den Wochen zuvor arg beutelt wurden, sprangen die Kurse in dieser Handelswoche deutlich an: Deutsche Bank gewannen rund 15 Prozent, Commerzbank etwa 10 Prozent. Damit performten sie den deutschen Börsenleitindex deutlich aus.

Angetrieben wurden die Bankkurse zum einen von Spekulationen auf steigende Leitzinsen - das niedrige Zinsniveau belastet seit Jahren die Bilanzen der Geldhäuser, weil ihnen wichtige Einnahmequellen fehlen. Mehr noch führten Händler aber den Sieg Donald Trumps bei der US-Präsidentschaftswahl als Grund für die Kurssprung an.

"Donald Trump war nicht der Wunschkandidat der Investoren, doch im Eiltempo haben sie ihn ins Herz geschlossen", sagte Daniel Saurenz von Feingold Research. "Aktien, die jahrelang zertrümmert wurden, können sich fangen und endlich eine Erholung einleiten. Allen voran gilt das für den Bankensektor." Saurenz erläuterte: "Steigende Anleihezinsen verbessern die Geschäfte der Banken und vor allem Deutsche Bank oder Commerzbank könnten hierzulande zu den Gewinnern der nächsten Jahre gehören, die Durststrecke könnte enden." 

Weg mit Dodd-Frank-Act

Anleger spekulieren nach Einschätzung von Händlern vor allem darauf, dass Trump die Finanzwirtschaft weniger stark regulieren wird als sein demokratischer Vorgänger Barack Obama. "Es ist zwar noch nicht klar, wie schnell und wie stark Trump die Regulierung zurückschrauben wird, aber generell kann man davon ausgehen, dass das Umfeld für Banken nicht mehr schlechter werden wird", schrieben die Analysten von Barclays in einer Kurzstudie.

Eine erste Entscheidung des designierten US-Präsidenten Trump wurde bereits angekündigt und wirkte als Kurstreiber im Finanzsektor: Das Dodd-Frank-Gesetz, das von seinem Vorgänger Barack Obama als Reaktion auf die Finanzkrise zur Regulierung der Banken geschaffen worden war, soll abgeschafft werden.

Mit dem Dodd-Frank-Act werden Derivate-Geschäfte für Banken eingeschränkt. Geldhäuser sollen mit eigenem Geld nicht mehr so riskante Wetten eingehen können, die ihre Stabilität gefährden können.

Wall-Street-Mann als Finanzminister?

Gleichzeitig könnte der wichtige Finanzministerposten in der Regierung Trump an einen eingefleischten Wall-Street-Banker gehen. Insider zufolge hat ein hochrangiger Vertreter Trump  beim Chef der größten US-amerikanischen Bank JP Morgan Chase, Jamie Dimon, bereits vorgefühlt, ob er an dem Amt interessiert sei. Es war zunächst unklar, welche Antwort der Manager gab. Sein Sprecher lehnte einen Kommentar ab.

Dimon hatte zuletzt im September erklärt, nicht Finanzminister werden zu wollen. Der 60-Jährige ist eines der bekanntesten Gesichter an der Wall Street. In der Vergangenheit wurde sein Name immer wieder für Regierungsämter ins Gespräch gebracht. Trump hat die Finanzkonzerne zwar immer wieder kritisiert und Dimon einst als "schlechtesten Banker der Vereinigten Staaten" bezeichnet. Dennoch sind unter seinen engsten Beratern mehrere Hedgefonds-Manager, Investoren und frühere Banker.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts

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