Wirtschaft

Brexit versus Brit-in Anleger sollten sich vor Briten-Wahl festlegen

Investoren, die nicht vom Brexit ausgehen, können dem Ausgang des Urnengangs gelassen von der Seitenlinie aus zusehen.

Investoren, die nicht vom Brexit ausgehen, können dem Ausgang des Urnengangs gelassen von der Seitenlinie aus zusehen.

(Foto: dpa)

Befürworter und Gegner eines EU-Austritts Großbritanniens liegen derzeit Kopf an Kopf. Die meisten Börsianer rechnen nicht mit dem Brexit. Aber die Mehrheit hat nicht immer recht. Anleger könnten von einer Überraschung profitieren.

Glaubt man den Umfragen, ist es völlig offen, ob die Briten am 23. Juni für oder gegen einen Austritt aus der Europäischen Union stimmen werden. Bei den Buchmachern sieht die Lage schon etwas anders aus. Hier liegen die Wetten auf einen Brit-in, also auf den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU, in Führung. Auf jeden Fall ist die Diskussion in Großbritannien emotional hoch aufgeladen. Das macht es so schwer, den Ausgang des Referendums vorherzusagen. Denkbar ist auch eine Pattsituation.

Euro / Britisches Pfund
Euro / Britisches Pfund ,86

Rational spricht wenig für einen Austritt. Denn dieser wäre für das Land mit erheblichen wirtschaftlichen Nachteilen verbunden. Für diesen Fall sagen Experten einen Wachstumsverlust von rund drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts voraus. Da die Wirtschaftskraft in Großbritannien sowieso schon rückläufig ist, könnte das Land nach einem Brexit in eine handfeste Rezession schlittern.

Pro-Austritt-Argumente sind überschaubar

Marc-Oliver Lux hat 1999 zusammen mit Frank Präuner die Vermögensverwaltung Dr. Lux & Präuner gegründet. Dort verantwortet der langjährige Börsenexperte als Geschäftsführer u.a. die Kundenbetreuung und das Marketing.

Marc-Oliver Lux hat 1999 zusammen mit Frank Präuner die Vermögensverwaltung Dr. Lux & Präuner gegründet. Dort verantwortet der langjährige Börsenexperte als Geschäftsführer u.a. die Kundenbetreuung und das Marketing.

Außerdem müsste Großbritannien die Freihandelsabkommen, die zwischen der EU und anderen Ländern bestehen, neu verhandeln. Das kann Jahre dauern, denn es gibt mit mehr als 50 Staaten entsprechende Verträge. US-Präsident Barrack Obama sagte bereits bei seinem jüngsten Besuch in London, das Land müsse sich bei neuen Handelsabkommen hinten anstellen. Schließlich würde auch der Finanzplatz London leiden. Bislang können Banken oder Broker von der „City“ aus in der gesamten EU ihre Dienstleistungen anbieten. Kommt es zum Brexit, ist es damit vorbei. In der Londoner Finanzindustrie arbeiten immerhin 700.000 Menschen. Verschiedene Banken haben bereits für den Fall der Fälle Arbeitsplatzverlagerungen angekündigt.

Diesen Nachteilen eines möglichen EU-Austritts stehen kaum Vorteile gegenüber. Zu nennen sind allenfalls eine bessere Kontrolle der eigenen Grenzen und eine größere Unabhängigkeit vom ungeliebten Brüssel.

Bei der Abstimmung wird es entscheidend darauf ankommen, wie hoch die Wahlbeteiligung ist. Höher gebildete, jüngere und weibliche Wähler tendieren eher zum Brit-in. Externe Faktoren wie eine Zuspitzung der Flüchtlingskrise oder mögliche Terroranschläge könnten die Stimmung jedoch schnell umschlagen lassen. Zudem besteht die Gefahr eines unklaren Wahlausgangs. Denkbar ist zum Beispiel, dass die Wähler in England mehrheitlich für einen Brexit und die in Schottland sowie Wales überwiegend für einen Brit-in stimmen.

Bei Brexit-Verdacht auf Pfund-Abwertung setzen

Anleger, die mit einem EU-Austritt der Briten rechnen, sollten auf die weitere Abwertung des Pfund setzen. Die britische Währung hat gegenüber dem Euro auf Sicht eines Jahres schon um fast acht Prozent abgewertet. Kommt es tatsächlich zum Brexit, könnte das britische Pfund in Richtung Parität fallen, was einen weiteren Kursverlust von mehr als 20 Prozent bedeuten würde. Deutliches Abwärtspotenzial besteht zudem bei britischen Aktien, die bei einem EU-Austritt der Briten ebenfalls an Boden verlieren dürften.

Gleichzeitig könnte der Schweizer Franken aufwerten – auch gegenüber dem Euro. Denn ein Brexit wäre unweigerlich mit einer Diskussion über den Zerfall der EU verbunden. Entsprechende Spekulationen würden sicherlich noch zunehmen, wenn drei Tage nach dem britischen EU-Referendum bei den Neuwahlen in Spanien vor allem politisch extreme Parteien zugewinnen können.

Investoren, die nicht vom Brexit ausgehen, können dem Ausgang des Urnengangs gelassen von der Seitenlinie aus zusehen. Denn bis jetzt haben weder Devisen- noch Aktienmärkte das Thema Brexit sonderlich stark gespielt. Tendenziell glauben die Börsianer nicht an einen Austritt. Das Überraschungsmoment liegt also darin, wenn es anders kommt.

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Quelle: ntv.de

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