Wirtschaft

Börsen drohen exogene Schocks Anleger sind viel zu sorglos

Wird sie Frankreichs Präsidentin? Marine Le Pen.

Wird sie Frankreichs Präsidentin? Marine Le Pen.

(Foto: REUTERS)

Le Pen, R2G, Trump, Brexit oder EZB-Tapering - die Anleger scheren sich derzeit kaum um Risiken. Das könnte sich schon bald rächen.

Am 7. Mai könnte die rechtspopulistische Marine Le Pen zur nächsten Präsidentin von Frankreich gewählt werden. Undenkbar? Schon klar, dass der sozial- und wirtschaftsliberale Kandidat Emmanuel Macron derzeit in den Meinungsumfragen vorne lieg. Doch spätestens seit dem Brexit-Votum der Briten und der Trump-Wahl in den USA wissen wir, dass Umfragen nicht immer zu trauen ist. Die Wahl in den Niederlanden hat zudem gezeigt, wie schnell die Stimmung der Wähler kippen kann - in diesem Fall durch die Pöbeleien des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan.

Sollte wider Erwarten Le Pen doch die Wahl gewinnen, könnte dies den Anfang vom Ende der Europäischen Währungsunion bedeuten. Für die Finanzmärkte wäre das ein Schock. Das haben wir bei beim Brexit-Votum und der Trump-Wahl allerdings auch gedacht und wurden eines Besseren gelehrt. Spätestens nach diesen Erfahrungen wissen wir erstens, dass sich politische Ereignisse wie Wahlen kaum vorhersagen lassen, und zweitens, dass die Finanzmärkte immer häufiger anders reagieren als erwartet.

Kursrisiko Schulz

Die Bundestagswahl im Herbst hat es ebenfalls in sich. Trotzdem beschäftigen sich die Börsianer derzeit kaum mit dem Szenario, dass Martin Schulz der nächste Bundeskanzler einer rot-rot-grünen Regierung (R2G) seien könnte. Dass dies mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Erhöhung der Abgeltungssteuer, die Einführung einer Vermögenssteuer und wieder steigende Staatsschulden bedeuten würde, interessiert bislang nicht. Und US-Präsident Donald Trump wird noch immer von der Börse gefeiert, obwohl er nach wie vor Details zu seinem groß angekündigten Infrastrukturprogramm und den versprochenen Steuersenkungen sowie deren Finanzierung schuldig geblieben ist. Das lässt sich halt auch nicht in 140 Zeichen Zeichen zusammenfassen.

Carsten Riehemann ist Geschäftsführender Gesellschafter bei der Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co. und seit Mitte der 90er Jahre als Vermögensverwalter und Vermögensberater für Unternehmer, Privatkunden und Stiftungen tätig.

Carsten Riehemann ist Geschäftsführender Gesellschafter bei der Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co. und seit Mitte der 90er Jahre als Vermögensverwalter und Vermögensberater für Unternehmer, Privatkunden und Stiftungen tätig.

Es ist schon erstaunlich, wie konsequent die Anleger derzeit die Risiken ausblenden - nicht nur politische. So dürfte die ultra-lockere Geldpolitik der Notenbanken ihren Zenit überschritten haben. Die amerikanische Fed hat bereits zwei bis drei weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr angedeutet. Und bei der Europäischen Zentralbank ist absehbar, dass schon bald die Diskussion über den Ausstieg aus ihrem Anleihekaufprogramm, auch Tapering genannt, beginnen wird. Höhere Zinsen und weniger billiges Geld - eigentlich sollte das Gift für die Aktienmärkte bedeuten. Gleichzeitig sind die wirtschaftlichen Brexit-Folgen überhaupt noch nicht absehbar - aber sie werden kommen. Den Börsen ist es egal. Zumindest bislang.

Die gängige Argumentation pro Aktien lautet: Andere Asset-Klassen sind ja noch teurer. In Deutschland mag das stimmen. Hier werfen zehnjährige Bundesanleihen gerade einmal 0,4 Prozent Zinsen ab. Die Dividendenrendite von Aktien ist sieben bis acht Mal so hoch. Wie Anleihen sind auch Immobilien - zumindest in vielen Regionen - sehr hoch bewertet.

In den USA sieht das aber schon ganz anders aus. Hier übersteigt die Rendite von Staatsanleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit die Gewinnausschüttungen der Aktiengesellschaften. In den Vereinigten Staaten gibt es also bereits wieder eine Alternative zu Dividendentiteln. Es braucht nur einen kleinen Stimmungswechsel der Anleger, und die mittlerweile acht Jahre alte Aktienhausse könnte enden. Zudem hat uns die Lehman-Pleite gelehrt, dass nicht nur eine, sondern auch alle Vermögensklassen gleichzeitig abstürzen können.

Zu viel Sorglosigkeit

Noch blenden die Börsianer mögliche Gefahren fast vollständig aus Die Angstbarometer VIX und VDax New bewegen sich in den USA und in Deutschland am unteren Ende der Bandbreite der vergangenen zehn Jahre. Sollte sich die Risikowahrnehmung nur normalisieren, dürften wir an den Aktienmärkten aber deutlich tiefere Kurse sehen. Vor diesem Hintergrund sollte es sich in den kommenden Monaten bewähren, die Depots abzusichern.

So sollten sich Anleger vor den Wahlen in Frankreich vor allem von französischen Aktien und Anleihen trennen. Wenn Macron das Rennen wie erwartet macht, können die Titel ja zeitnah zurückgekauft werden. Außerdem spricht einiges dafür, die Aktienbestände generell gegen die bekannten und die noch unbekannten Risiken abzusichern – zum Beispiel durch einen Short-Dax-ETF von Comstage (WKN ETF004) oder von der Deutschen Bank (WKN DBX1DS).

Auch Gold und eine Liquiditätsreserve gehören ins Depot. Denn nur Anleger, die über ausreichend Cash verfügen, können Risiken, wenn sie denn eintreten, als günstige Einstiegschance nutzen.

Disclaimer
Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken und zur Nutzung durch den Empfänger. Sie stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung seitens oder im Auftrag der Albrecht, Kitta & Co. Vermögensverwaltung GmbH zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Investmentfonds dar. Die in der vorliegenden Publikation enthaltenen Informationen wurden aus Quellen zusammengetragen, die als zuverlässig gelten. Die Albrecht, Kitta & Co. Vermögensverwaltung GmbH gibt jedoch keine Gewähr hinsichtlich deren Zuverlässigkeit und Vollständigkeit und lehnt jede Haftung für Verluste ab, die sich aus der Verwendung dieser Information ergeben. www.albrecht-kitta-co.de

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen