Wirtschaft

Anleger sollten sich wappnen 5 Gründe, warum Aktien abstürzen könnten

Gut festhalten!

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(Foto: imago/Mint Images)

Russland, Griechenland, Öl, Zinsen, Renten - da braut sich was zusammen. Entsprechend steigt die Nervosität an den Aktienmärkten. Geht die Rally nächstes Jahr weiter oder droht der Absturz? Um die Risiken zu kennen, braucht man keine Glaskugel.

Seit 2012 brummt es am Aktienmarkt. Dieses Jahr legte der deutsche Leitindex Dax noch mal vier Prozent zu - eine Bilanz, die sich angesichts der schwachen Konjunktur und der geopolitischen Krisen weltweit immer noch sehen lassen kann. Es scheint, die Aktienmärkte sind gegen alles immun geworden. Optimisten sagen weiter rosige Zeiten voraus. Es könnte aber auch ganz anders kommen. Warum?

Erstens,

Dax
DAX 17.737,36

... weil zu viele Anleger glauben, dass Aktien super sind. Die meisten sind schon investiert, das heißt, die Börsenparty ist weit fortgeschritten. Wenn nicht mehr so viele Aktienkäufer nachkommen, läuft sich die Rally tot und der Börsen-Trend dreht. Das könnte schneller passieren, als gedacht. Ausgelöst wurde der Run auf Aktien durch das billige Notenbankgeld. Zuletzt kam noch der rasante Verfall des Ölpreises hinzu, der für viele Länder wie ein Sonderkonjunkturprogramm wirkt. Beides ist in den Aktienkursen längst eingepreist. Neue Wachstumstreiber sind nicht in Sicht. Den Kursen droht deshalb die Luft auszugehen.

Zweitens,

... weil Aktien bereits vergleichsweise teuer sind. Die Unternehmensgewinne können mit den Kurssteigerungen seit Jahren nicht mehr mithalten. Die Aussichten auf weiteres Wachstum sind schlecht. Schuld ist die schwache Konjunktur in der Eurozone. Deutschland dümpelt vor sich hin, Frankreich stagniert und Italien verharrt in der Rezession. Die europäische Wirtschaft wird 2015 voraussichtlich nur um 0,8 Prozent zulegen. Ein noch größerer Unsicherheitsfaktor ist der US-Aktienmarkt. Die Papiere an der Wall Street sind noch höher als die in Europa bewertet. Die Kurse von Dow Jones, Nasdaq & Co. sind in den vergangenen Monaten schneller gestiegen als die Unternehmensgewinne. Experten rechnen deshalb in den kommenden sechs bis 18 Monaten auch mit einem Rückschlag. Ein möglicher Kursrutsch an der Wall Street würde den Dax mit Sicherheit mit nach unten ziehen.

Drittens,

... weil die Risiken durch die weltweiten geopolitischen Krisen unterschätzt werden. Die Börsianer blenden mögliche exogene Schocks derzeit komplett aus. Schon eine weitere Eskalation der Ukraine-Krise und harte wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland könnten die Konjunktur dämpfen und den Aktien-Hype gefährden. IWF-Chefin Christine Lagarde warnte vor schwerwiegenden ökonomischen Folgen: Die Ukraine-Krise "ist ein neues Risiko für die Weltwirtschaft."

Was ist, wenn Russland wegen des Ölpreisverfalls in die Rezession rutscht? Genau danach sieht es derzeit aus. Wegen der russischen Wirtschaftskrise und der starken Rubel-Abwertung hat Regierungschef Dmitri Medwedew seine Landsleute bereits zu Geduld aufgerufen. "Wir dürfen keine Hysterie aufkommen lassen", mahnte er. Seit Jahresbeginn ist der Rubel-Kurs zum Euro um fast 50 Prozent eingebrochen. Wladimir Putin ist nach Jahren des Wachstums mit einer ausgemachten Wirtschaftskrise konfrontiert. Russlands Präsident wird zwar im Westen kritisch gesehen, aber was passiert, wenn er gestürzt wird?

Und was ist, wenn Griechenland doch noch aus der Eurozone rausfliegt? Derzeit droht eine neue Runde in der Euro-Krise. Das griechische Parlament wählt am 17. Dezember einen neuen Staatschef. Regierungschef Antonis Samaras hat die Abstimmung vorgezogen und ist dabei das Risiko eingegangen, dass es beim Scheitern der Wahl zu einer politischen Krise kommt. Dann wären Neuwahlen fällig, aus denen die Syriza-Bewegung als stärkste Kraft hervorgehen dürfte. Die Links-Partei kämpft gegen die Sparpolitik und will, dass Griechenland seine Schulden nicht zurückzahlt. Die Angst vor einem politischen Chaos und einem weiteren Schuldenschnitt ist groß. Der griechische Aktienmarkt verlor nach der Ankündigung der vorgezogenen Präsidentenwahl innerhalb von zwei Tagen 18 Prozent.

Viertens,

... weil die Kapitalmarktteilnehmer die Politik der Notenbanken irgendwann hinterfragen werden. Sie werden nicht mehr glauben, dass sie alles richten können. Die EZB hat nicht das Allheilmittel gegen die Rezession. Dass Japans Wirtschaft schon wieder schrumpft, zeigt, dass Liquidität nur kurzfristig zur Ankurbelung der Konjunktur taugt. Der durch die EZB-Finanzspritzen ausgelöste Kursverfall des Euro verbessert zwar die Wettbewerbssituation der europäischen Unternehmen, gleichzeitig wird die Nachfrage aus einigen Regionen aber schwächer. Im Handel mit großen Abnehmerländern wie Frankreich, den Niederlanden oder Italien nutzt die Abwertung der Gemeinschaftswährung gar nichts, weil diese Länder auch mit dem Euro zahlen. Vor dem Hintergrund des Ölpreisverfalls wird auch mit weniger Aufträgen aus den Förderländern gerechnet.

Fünftens,

... weil ein Crash am Rentenmarkt droht. Die Renditen sind in den USA seit 34 Jahren gesunken, die Kurse sind dementsprechend gestiegen. Wie weit können die Renditen aber noch sinken? Wann wird die Blase platzen? Einige Experten prognostizieren bereits ein großes Rentenfondssterben. Die meisten von ihnen erzielen nach Inflation, Steuern und Managementgebühren keinen positiven Ertrag – sie verbrennen das investierte Geld schlicht. Wenn Rentenfonds aufgeben müssen, werden diese Anleger nicht zwangsläufig in Aktien fliehen. Als Lehman kollabierte, verloren alle Vermögensklassen - Aktien, Anleihen und selbst Gold war nicht mehr gefragt. Die Lehman-Pleite hat gezeigt: Gibt es Schocks an den Finanzmärkten, fliehen die Anleger in Bargeld. Wenn die Zinsen nur etwas stärker steigen, drohen bei Anleihen und Rentenfonds massive Verluste. Damit könnte auch die Stimmung an den Aktienmärkten kippen.

Skepsis für die Aktienmärkte ist angebracht. Der große Knall ist nicht ausgeschlossen. Aber selbst pessimistische Börsianer wagen keine Prognose, wann er kommt. Die hohe Kunst der Börsen-Gurus besteht darin, sich immer ein Hintertürchen offenzuhalten.

 

Die Dax-Prognosen der Analysten

 

Institut

Mitte 2015

Ende 2015

Bankhaus Lampe

10.900

10.100

BayernLB

9.800

10.500

Berenberg

10.300

10.900

Commerzbank

10.200

10.800

Deka

10.500

10.500

Deutsche Bank

11.500

 

DZ Bank

9.500

9.500

Helaba

8.900

9.800

LBBW

10.000

10.500

NordLB

10.100

10.500

Postbank

11.500

 

WGZ Bank

10.300

10.800

Mittelwert

9.955

10.660

Maximum

10.900

11.500

Minimum

8.900

9.500

Quelle: ntv.de

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