Wirtschaft

"Sind für alles offen" TUI bringt Hapag-Lloyd-Börsengang ins Spiel

TUI will endlich die Leinen zur Reederei Hapag-Lloyd lösen - vielleicht durch einen Börsengang.

TUI will endlich die Leinen zur Reederei Hapag-Lloyd lösen - vielleicht durch einen Börsengang.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Reisekonzern TUI wird seine restlichen Anteile an der Containersparte nicht los und erwägt, das Segment an die Börse zu bringen. Das könnte ganz fix gehen. Und auch im Kerngeschäft werden die Zügel weiter angezogen - zum Schutz des Eigenkapitals.

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TUI 6,72

Europas größter Touristikkonzern TUI hält einen Börsengang von Hapag Lloyd für möglich und könnte so in einem Jahr den lang ersehnten Ausstieg aus aus der Containerschifffahrt unter Dach und Fach bringen. Die Weichen sind bereits gestellt. Der Aufsichtsrat der Reederei hat vor wenigen Tagen einen neuen Vorstand bestellt, der den Gang aufs Parkett vorbereiten soll. Störfeuer von anderen Großaktionären erwartet TUI-Chef Friedrich Joussen nicht.

"Wir brauchen für einen IPO keine lange Vorlaufzeit und auch keine zwei bis drei guten Quartale in der Schifffahrt", sagte Joussen. Jeder Investor wisse, dass die Schifffahrt ein zyklisches Geschäft sei und es gute und schlechte Zeiten gebe. Wenn das Marktumfeld einen Börsengang hergebe, könnte alles sehr schnell gehen. Bei Hapag-Lloyd lief es zuletzt wieder besser. Die Reederei hatte dank eines harten Sparkurses im zweiten Quartal wieder einen Gewinn geschrieben.

IPO erste mit neuem Sparten-Chef

TUI-Vorstandsvorsitzende Friedrich Joussen.

TUI-Vorstandsvorsitzende Friedrich Joussen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bereits vor geraumer Zeit hatte der Touristikkonzern den Ausstieg aus der  Containerschifffahrt beschlossen. Bisher ist es dem Hannoveraner Unternehmen aber nur gelungen, die Beteiligung auf 22 Prozent zu reduzieren. Für den Rest gibt es keinen Käufer, der den gewünschten Preis zahlt. Joussen glaubt, dass sich darin in nächster Zeit auch nichts ändern wird und bezeichnet einen Börsengang daher als wahrscheinlichste Ausstiegsvariante.

Einen Gang aufs Parkett hält Joussen aber erst für sinnvoll, wenn Hapag-Vorstandsvorsitzender Michael Behrendt das Ruder an seinen Nachfolger übergeben hat. "Man kann keinen IPO mit einem scheidenden CEO machen", sagte Joussen. Das würde den Wert zerstören.

Joussen zufolge stehen auch die anderen Großaktionäre der Reederei, wie die Stadt Hamburg und der Industrielle Klaus-Michael Kühne, den Plänen aufgeschlossener gegenüber als früher. "Kühne zieht mit an einem Strang", sagte er. Medienberichten zufolge hatte der Unternehmer die Pläne für einen Börsengang bisher nicht uneingeschränkt unterstützt.

Der TUI-Chef sagte zudem, dass die Hannoveraner bei einem IPO der Reederei nicht unbedingt alle Anteile auf einen Schlag loswerden müssen. Wie viele Aktien im ersten Schritt auf den Markt kommen könnten, sagte er nicht. Allerdings ist der Börsengang für Joussen kein Muss, um aus der Reederei auszusteigen. "Wir sind für alles offen", sagte er, ging aber nicht näher ins Detail.

TUI will dividendenfähig werden

Der neue TUI-Chef, der Mitte Februar Michael Frenzel abgelöst hatte, bedauert beispielweise, dass die geplante Fusion mit der zum Oetker-Konzern gehörenden Reederei Hamburg Süd nicht geklappt hat. "Das Scheitern hat mehr an Hamburg Süd als an uns gelegen", sagte er. Durch ein Zusammengehen hätten beide Reedereien hohe Synergien heben können. In den Gesprächen hatten sich beide Seiten aber ein Hintertürchen offen gelassen. Informanten hatten daraufhin gesagt, dass die Aktionäre Druck auf die Unternehmen ausüben, die Verhandlungen wieder aufzunehmen.

Zugleich setzt Joussen den Fokus auf Gewinne. "Wir verlieren in der AG unter dem Strich pro Jahr 120 Millionen Euro", beklagte er. Damit nicht irgendwann das gesamte Eigenkapital aufgezehrt wird, will er diese Situation schnell ändern. "Ich werde im Geschäftsjahr 2014/15 einen positiven Cash von 100 Millionen Euro erreichen und dividendenfähig sein", sagte Joussen. "

Um dieses Ziel zu erreichen, hat der neue Mann an der Spitze viele kleine Schritte eingeleitet: Der Firmenjet ist verkauft, das Sportsponsoring eingestellt, viele Mitarbeiter müssen die Zentrale in Hannover verlassen. Außerdem nimmt Joussen die Hotelpartner stärker an die Kandare und fordert höhere Gewinnbeiträge.

Auch das schlecht laufende Luxuskreuzfahrtgeschäft von Hapag-Lloyd steht auf dem Prüfstand. Die Kapazität der beiden Schiffe übersteigt das Angebot. Selbst die Flugzeugflotte entgeht nicht seiner Aufmerksamkeit. Doch ganz ohne eigene Flotte wird es aber nicht gehen. Für die Entwicklung neuer Reiseziele brauche TUI Flugzeuge, denn nicht alle Orte dieser Welt würden von Fluggesellschaften wie Lufthansa und Co angeflogen.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ

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