Wirtschaft

"Ein guter, ein gesunder Konzern" Kraft lehnt ThyssenKrupp-Zerschlagung ab

Kommt sie oder kommt sie nicht: Seit Wochen wird am Markt über eine mögliche Kapitalerhöhung bei Thyssenkrupp spekuliert. Neue Aussagen erhoffen sie die Börsianer von der anstehenden Zahlenpräsentation. Die Regierungschefin von NRW sieht die Lage beim Unternehmen dagegen nicht ganz so schwarz. Derweil kommen schlechte Nachrichten aus Brasilien.

ThyssenKrupp
Thyssenkrupp 4,46

Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat in der Debatte über die Lage beim angeschlagenen Konzern ThyssenKrupp zu Gelassenheit aufgerufen. Sie halte "das alles für Schwarzmalerei", sagte sie in der n-tv-Sendung "Heiner Bremer - Unter den Linden 1". Kraft ist Kuratoriumsmitglied der Krupp-Stiftung, die 25,3 Prozent an dem Essener Dax-Konzern hält und damit wichtigster Großaktionär ist.

"Es sind Fehlinvestitionen gelaufen in dem Unternehmen, es gab kartellrechtliche Problemsituationen, aber alles in allem ist das ein guter, ein gesunder Konzern", sagte sie. "Und wir haben ein hohes Interesse daran, dass dieser Konzern auch so bestehen bleibt."

Auf die Frage, ob Kraft in jedem Fall versuchen würde, eine Zerschlagung des Mischkonzerns zu verhindern, sagte sie: "Ich muss nur auf die Zahl der Arbeitsplätze schauen. Dass ThyssenKrupp für Nordrhein-Westfalen, aber auch für die Bundesrepublik Deutschland, ein wichtiger Konzern ist, darüber sind wir uns einig, und dass es Sinn macht, diese Arbeitsplätze auch in Deutschland zu erhalten."

Konzern legt Zahlen vor

Bei dem kriselnden Konzern mit weltweit rund 150 000 Mitarbeitern gibt es seit einiger Zeit Spekulationen über eine mögliche Kapitalerhöhung. Bei einem solchen Schritt könnte jedoch die Sperrminorität der Krupp-Stiftung fallen, die als Bollwerk gegen mögliche feindliche Übernahmen gilt. Der Stiftung fehlt das Geld, um bei einer Kapitalerhöhung mitzuziehen.

Allerdings gibt es auch Spekulationen, dass die RAG-Stiftung, die den Bergbau abwickelt, bei dem Konzern einsteigen könnte. Sie könnte der Krupp-Stiftung dabei helfen, ihren dominierenden Einfluss zu behalten. Der jahrzehntelange Chef der Krupp-Stiftung, Berthold Beitz, war Ende Juli im Alter von 99 Jahren gestorben.

Am Dienstag legt ThyssenKrupp die Zahlen für das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2012/2013 vor. Mit Spannung werden dann auch Neuigkeiten in Sachen Kapitalerhöhung erwartet.

Kein Käufer für Werk in Brasilien?

Unterdessen deutet sich an , dass das Unternehmen auf dem Mehrheitsanteil an seinem Stahlwerk in Brasilien sitzenbleiben könnte. Das berichteten drei mit den Vorgängen vertraute Personen dem Wall Street Journal Deutschland. Der deutsche Stahlkonzern und der brasilianische Konkurrent CSN verhandelten derzeit nur über das ThyssenKrupp-Werk im US-Staat Alabama.

Das Szenario, das offenbar eines von mehreren ist, sieht den Informationen zufolge vor, dass CSN rund 1,5 Milliarden US-Dollar für die US-Produktionsstätte zahlen und sich zugleich verpflichten würde, jährlich mehrere Millionen Tonnen Stahlblöcke aus dem brasilianischen Werk abzunehmen. Einer der Informanten sagte, es gehe um eine Abnahmeverpflichtung im Umfang von drei  Millionen Tonnen Stahl jährlich. Eine andere informierte Person berichtete, die Verpflichtung solle sechs Jahre lang gelten. An den Anlagen bei Rio de Janeiro hält ThyssenKrupp 73 Prozent der Anteile. 27 Prozent sind im Eigentum des Erzlieferanten Vale.

Zudem bereite ThyssenKrupp eine Kapitalerhöhung vor, die unter Ausschluss der Bezugsrechte stattfinden soll und gleichzeitig mit einem Abschluss der Verhandlungen über die amerikanischen Werke verkündet werden könnte.

Kreditrating im Blick

Ein ThyssenKrupp-Sprecher wollte die Informationen zum Fortgang der Verhandlungen nicht konkret kommentieren. Er wiederholte lediglich eine frühere Aussage, nach der das Unternehmen in fortgeschrittenen Verhandlungen über die amerikanischen Werke mit mehreren Interessenten ist.

Die verlustreichen Werke in Brasilien und den USA stehen trotz mehrerer Abschreibungen noch mit rund 3,4 Milliarden Euro in den Büchern. Eine Zahlung von 1,5 Milliarden Dollar (1,13 Milliarden Euro) für eines der beiden Werke würde angesichts dessen enttäuschen - und wahrscheinlich zusätzliche Wertkorrekturen auslösen. Dabei hatte sich der Konzern von den Werken in Brasilien und den USA einst hohe Gewinne versprochen. Allein für die amerikanischen Produktionsstätten hat ThyssenKrupp bislang mehr als zwölf Milliarden Euro für die ausgegeben.

Die Verkaufsverhandlungen sind entscheidend für die Zukunft. Ende des vergangenen Jahres hatte etwa die Ratingagentur Standard & Poor's darauf hingewiesen, dass vom Verkauf der amerikanischen Werke letztlich das Kreditrating des Konzerns abhänge.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/DJ

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