Wirtschaft

Deutsche Bank übertrumpft Commerzbank profitiert von Entschlackung

Commerzbank kommt beim Konzernumbau voran.

Commerzbank kommt beim Konzernumbau voran.

(Foto: picture alliance / dpa)

Beim Abbau ihrer Bilanzrisiken macht die teilverstaatlichte Commerzbank Strecke. Im dritten Quartal steigt zudem der Überschuss unerwartet deutlich. Auch das operative Ergebnis gibt weniger nach als befürchtet.

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Die noch immer angeschlagene Commerzbank kommt bei den Aufräumarbeiten schneller voran als gedacht. Zugleich überraschte das teilverstaatlichte Finanzinstitut bei der Höhe des Gewinns. Letztlich beendete die Bank das dritte Quartal mit einem Überschuss von 77 Millionen Euro und damit mit 15 Prozent mehr als vor einem Jahr. Damit übertrumpfte sie zugleich den Branchenprimus Deutsche Bank, die sich im abgelaufenen Jahresviertel angesichts eines Klagesumpfs soeben ins Plus gerettet hatte. An der Börse sorgten die Coba-Zahlen für beinahe ausgelassene Stimmung. Erstmals seit März übersprang das Papier die 10-Euro-Marke.

Dabei profitierte die deutsche Nummer vor allem vom erfolgreichen Abbau fauler Kredite. Zudem zahlte die Bank weniger Steuern als im Vorjahr. Auch operativ lief es stabil - mit Ausnahme vom Handel. Den Zinsüberschuss konnte die Bank sogar trotz historisch niedriger Zinsen erhöhen.

Nicht nur beim Gewinn, auch in Sachen Risikovorsorge und Verschuldungsquote hebt sich die Commerzbank positiv von der Deutschen Bank ab. Während der größere Konkurrent seine Rückstellungen für Risiken immer weiter aufstocken muss, verringerte die Commerzbank ihren Risikopuffer leicht von 518 Millionen auf 492 Millionen Euro. Mit einer Verschuldungsquote (Leverage Ratio) von 4,1 Prozent steht sie gut da - die Deutsche Bank kommt hier lediglich auf 3,1 Prozent. Weiter ist Deutschlands größte Bank dagegen in Sachen Kapitalausstattung. Während die Deutsche Bank bei voller Anwendung der Vorschriften nach Basel III zuletzt auf eine Eigenkapitalquote von 9,7 Prozent kam, schafft die Commerzbank erst 8,6 Prozent.

Aufräumarbeiten bei Bad Bank setzen Kapital frei

Beim Verkauf fauler Kredite kommt die Commerzbank ebenfalls voran. Innerhalb der eigenen Bad Bank verringerte sich der Umfang der Abbau-Einheit im dritten Quartal um neun Prozent auf 124 Milliarden Euro. Ihr Abbauziel für das Gesamtjahr hat sie damit bereits erreicht. Insgesamt nähert sich Volumen der riskanten oder unerwünschten Staats-, Immobilien- und Schiffskredite der für Ende 2016 angepeilten Marke von weniger als 90 Milliarden Euro an.

In der internen Bad Bank hatte das Institut faule Kredite, etwa aus der Schiffsfinanzierung, ausgelagert. Der Abbau in der Bad Bank setzte zusätzliches Eigenkapital in Höhe von 208 Millionen Euro frei. Das wirkte sich ebenso wie die geringere Risikovorsorge positiv auf den Gewinn aus.

Auch dank des milliardenschweren Verkaufs eines Pakets von Hypothekenkrediten in Großbritannien reduzierte die Bad Bank den Bestand gewerblicher Immobilienfinanzierungen um fast ein Fünftel auf rund neun Milliarden Euro. Etwas langsamer kam das Institut beim Schiffskredit-Portfolio voran, das um sechs Prozent auf 16 Milliarden Euro schrumpfte. Ziel für Ende 2016 bleiben 14 Milliarden Euro. "Trotz der zunehmenden Zahl von Indikatoren, die auf eine Erholung an den Schiffsmärkten hindeuten, halten wir an unserer vorsichtigen Prognose fest, dass die Talsohle in der internationalen Schifffahrt voraussichtlich erst 2014 durchschritten wird", heißt es im Quartalsbericht der Bank.

Der größte Bilanzposten in der Bad Bank bleiben Staats- und Kommunalkredite, die sich im Vergleich zum Vorquartal um vier Prozent auf rund 68 Milliarden Euro verringerten.

Der Abbau der Bad Bank schlug sich in einem operativen Ergebnis von minus 272 Millionen Euro nieder. Im Vergleich zum zweiten Quartal fiel der Verlust damit 30 Prozent geringer aus, auf Jahressicht um 43 Prozent. Hierzu trug vor allem eine geringere Risikovorsorge bei.

Licht und Schatten im operativen Geschäft

"Wir haben die Kapitalquoten erhöht, die Kosten gesenkt, Risiken und nicht strategische Portfolios deutlich abgebaut und unsere Wachstumsinitiativen erfolgreich gestartet", sagte Vorstandschef Martin Blessing.

Durchwachsen lief es indes im operativen Geschäft: Während die Erträge im Privatkundengeschäft, der Mittelstandsbank und in Osteuropa stiegen, war die Entwicklung in der Investmentbank schwach. Im Handelsgeschäft fiel letztlich ein Verlust von 74 Millionen Euro an. Analysten hatten hingegen einen Handelsgewinn von 162 Millionen Euro erwartet. Belastend wirkte hier der schwache Handel mit Devisen und festverzinslichen Wertpapieren. Auch andere Banken hatten einen deutlichen Rückgang im Anleihengeschäft verzeichnet.

Insgesamt belief sich das operative Ergebnis im saisonal schwachen dritten Quartal 2013 auf rund 103 Millionen Euro - knapp die Hälfte des Vorjahresergebnisses. Allerdings war dies mehr als von Analysten erwartet. Dagegen fiel der Zinsüberschuss höher aus.

Anleger stürzen sich auf Aktie

Für das letzte Jahresviertel bleibt die Bank zurückhaltend und bekräftigte ihre Ziele. Der Verkauf fauler Kredite und das weiterhin schwachen Zinsumfeldes dürften die Erträge vor Risikovorsorge im Konzern im vierten Quartal belasten. "Das strikte Kostenmanagement setzen wir fort", kündigte Blessing an. Im Gesamtjahr sollen die Kosten sieben Milliarden Euro nicht übersteigen.

Die Commerzbank hatte 2013 angesichts des Konzernumbaus zu einem Übergangsjahr erklärt. Vom kommenden Jahr an sollen sich die Anstrengungen dann in besseren Ergebnissen auszahlen.

Für Heino Ruland von Ruland Research deutet der günstige Zinsüberschuss auf Kundengewinne. Das Zinsergebnis sei besser ausgefallen als erwartet. Das Handelsergebnis sei zwar schwach, trotzdem lägen die meisten Gewinnkennziffern über den Erwartungen. "Auch Core-Tier-One ist positiv", so Ruland. Denn hier würden bereits alle Basel-III-Anforderungen berücksichtigt. Der Kurs könnte auf das Zahlenwerk positiv reagieren, sagt Ruland.

"Insbesondere das Großkundengeschäft in der Mittelstandsbank lief überraschend gut", sagte LBBW-Analyst Ingo Frommen. "Das schwache Geschäft in der Investmentbank dürfte nach den Berichten der Wettbewerber nicht mehr überraschen." Weiter sagte er, dass bei einer ersten Durchsicht keine neuen "Aufregerthemen" entdeckt worden seien. "Die insgesamt schwierige Situation der Commerzbank sehen wir bestätigt."

An der Börse bekam die Commerzbank-Aktie Flügel. Im frühen Handel legte das Papier auf 10,15 Euro zu - ein Plus von neun Prozent.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts

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