Wirtschaft

Hartmut Mehdorn im Porträt Zurück zu den Wurzeln

Hartmut Mehdorn liebt Flugzeuge. "Ich wollte Pilot werden, ich war früh vom Fliegen fasziniert", sagt der 69-Jährige. Die ersten 30 Jahre seines Berufslebens arbeitet er als Ingenieur in der Luftfahrtbranche - und auch als Bahn-Chef kann er seine Leidenschaft nicht verhehlen.

Hartmut Mehdorn.

Hartmut Mehdorn.

Hartmut Mehdorn dürfte so zufrieden sein wie schon lange nicht mehr: Seit zwei Jahren arbeitet er als Aufsichtsrat von Air Berlin wieder in seinem Stammgeschäft, der Luftfahrt. Nun katapultiert ihn der Rücktritt des bisherigen Vorstands Joachim Hunold an die Spitze der Fluggesellschaft - zumindest übergangsweise.

"Ich bin überzeugt, dass Herr Mehdorn der Richtige ist", sagt Hunold über den Nachfolger. Das dürfte der genauso sehen - die wirtschaftliche Schieflage, unter der Air Berlin leidet, dürfte für den 69-Jährigen den größten Reiz ausmachen: "Ängstlich war ich noch nie, schwierige Aufgaben haben mich auch noch nie geschreckt", sagte er kurz nach Bekanntwerden der Nachricht dem Berliner "Tagesspiegel". Mehdorn gilt als Macher, er liebt es, unter Druck und gegen alle Widerstände zu arbeiten.

Denn so kometenhaft Mehdorns Aufstieg in den vergangenen Jahrzehnten war, so viele Querelen musste der Manager aushalten. Am bekanntesten wurde er als Chef der Deutschen Bahn - auf diesem Posten saß er von 1999 bis 2009. Gehen musste er, als bekannt wurde, dass die Bahn systematisch in den Stammdaten ihrer Mitarbeiter herumgeschnüffelt hatte. "Für das Altenteil bin ich noch ein bisschen zu jung", sagte der damals 66-jährige nach seinem unfreiwilligen Abgang nach fast zehn Jahren an der Bahn-Spitze. Dennoch wurde es lange still um den sonst so lauten Manager. Sein Freund Joachim Hunold holte ihn zwar als Kontrolleur in den Aufsichtsrat von Air Berlin und auch bei der russischen Staatsbahn engagierte sich Mehdorn. Doch in die erste Reihe schaffte er es nicht mehr.

30 Jahre in der Luftfahrtbranche

Sein größtes Projekt, der Börsengang der Bahn, ist bis heute nicht verwirklicht: Die ursprünglich schon 2006 geplante Teilprivatisierung fiel der Finanzkrise zum Opfer, der Börsengang wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. 2006 scheiterte Mehdorn auch mit dem Einstieg beim Hamburger Hafen.

Der Manager, 1942 in Warschau geboren und in Berlin aufgewachsen, empfahl sich aber meist mit klugen unternehmerischen Entscheidungen - "wir können noch viel mehr, wenn man uns nur lässt", sagte Mehdorn 2007. Ein Beispiel: Die Übernahme des kalifornischen Logistikunternehmens Bax Global. Damit konnte die Bahn auch Logistikriesen wie der Deutschen Post Konkurrenz machen.

Bei allen Bemühungen über die Herrschaft auf Schiene und Straße: Mehdorns unternehmerische Heimat ist die Luftfahrt. 1966, nach einem Ingenieursstudium, begann er als Entwicklungsplaner der Vereinigten Flugtechnischen Werke in Bremen. 1974 baute er hier mit am ersten Airbus, dem A300. Nach mehreren Stationen in der Branche war er von 1992 bis 1995 Vorstandsmitglied der Daimler-Benz-Aerospace.

Dort setzte er sich häufig in den Flugsimulator und übte Starts und Landungen, aber flog nach eigenen Worten auch mal selbst, wenn ein Testpilot neben ihm saß. Auch bei Militärjets wie dem Tornado oder der MIG 29 flog er mit.

Lufthansa als Vorbild

Die Lufthansa nannte er immer wieder als Modell für ein Staatsunternehmen, das den Sprung in die Privatwirtschaft und an die Börse geschafft habe. Und was die Deutsche Bahn auch können müsse.Mehdorn rekrutierte auch den ein oder anderen Manager von der Fluglinie, was bei alteingessenen Bahner auch Unmut auslöste. Besonders als die Bahn dann ein an der Luftfahrt orientiertes Preissystem einführte, um die Auslastung zu steigern. Entwickelt wurde es unter Ex-Lufthansa-Manager Christoph Franz. Nach dem Flop musste der Vorstand das Unternehmen verlassen, Mehdorn blieb. Er wird nun Franz als wichtigsten Rivalen wiederbegegnen. Franz ist inzwischen Vorstandschef der Lufthansa.

Von 1995 bis 1999 führte Mehdorn die Heidelberger Druckmaschinen AG. Aus dem Unternehmen, das ursprünglich nur Druckmaschinen herstellte, machte er einen Gesamtanbieter. Die Umsätze schraubte er von knapp zwei auf knapp vier Mrd. Euro, brachte das Unternehmen an die Börse. Auch deshalb machte der damalige Kanzler Gerhard Schröder ihn zum Bahn-Chef.

An der Spitze des ehemaligen Staatskonzerns entfaltete Mehdorn seine ganze Persönlichkeit: Konsequent und forsch lenkte er den Konzern, ließ sich auch von Kritik aus der Politik selten aus der Ruhe bringen. "Ich gehöre zu den kleinen Dicken, die was aushalten", sagte er in einem Interview. Wohl auch deswegen konnte er die Bahn zu einem Unternehmen formen, das heute weit mehr macht, als Passagiere von A nach B zu bringen. Welche Visionen Mehdorn für die angeschlagene Fluglinie hegt, verriet er aber noch nicht.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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