Wirtschaft

Was kommt nach dem Rekordjahr? Drei Prognosen für den Dax

Ein strammer Ritt durchs Börsenjahr: Seit Jahresbeginn verzeichnet der Dax einen Zuwachs von rund 1400 Punkten.

Ein strammer Ritt durchs Börsenjahr: Seit Jahresbeginn verzeichnet der Dax einen Zuwachs von rund 1400 Punkten.

(Foto: Reuters)

"Für den Dax war das ganze Jahr Weihnachten", antworten Börsianer auf die Frage, ob dieses Jahr noch eine Weihnachtsrally für den Dax zu erwarten sei. Der Index ist schon das ganze Jahr gestiegen. Seit Jahresbeginn verzeichnet das Börsenbarometer einen Zuwachs von rund 1.400 Punkten, erst vor kurzem hat es die Marke von 9.000 Punkten überwunden. Die spannendere Frage ist also, wie geht es nach dem Jahreswechsel weiter? Hier sind drei Szenarien:

Schneller Sprung auf die 10.000?

DAX
DAX 18.026,58

Für mich sind die Würfel im Oktober gefallen. Bis dahin hielt ich es für eher unwahrscheinlich, dass der Dax den Ausbruch über seine alten Höchststände bei "8.000-plus" auch wirklich nachhaltig schafft. Nun hat er dieses Kunststück nach meiner Einschätzung aber vollbracht, und damit lege ich mein Szenario aus dem Frühjahr ad acta, in dem ich ein Scheitern und einen anschließenden Rückschlag unter 6.000 Punkte bis Ende 2014 erwartet hatte.

Ich sehe die Weichen nun vielmehr nachhaltig nach oben gestellt. Das schließt zwar Rückschläge nicht aus. Diese sollten aber spätestens an den alten Höchstständen bei 8.000 Punkten zu Ende sein. Kurzfristig rechne ich mit einem so großen Rückschlag ohnehin nicht, weil wir uns mitten in der traditionell besten Börsenzeit des Jahres befinden. In diesem Umfeld dürfte der Dax bis ins Frühjahr hinein nach unten abgesichert sein.

Überraschungen "drohen" meiner Ansicht nach deshalb eher an der Oberseite. Das heißt, der Angriff auf den 10.000er Gipfel könnte eher erfolgen, als es die meisten von uns erwarten. Spätestens an dieser runden Marke dürfte dem Dax dann aber erst einmal die Puste ausgehen. Das hätte er sich in diesem Fall aber auch verdient, oder?

Raimund Brichta moderiert seit 1992 die Telebörse. Außerdem ist der Diplom-Volkswirt als freier Wirtschafts- und Finanzjournalist und Buchautor tätig. Zuletzt ist von ihm "Die Wahrheit über Geld" erschienen.

Am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles

Haben Sie schon mal gehört, dass Aktien teuer sind? Ich nicht. Aktien sind doch immer billig, sagen die meisten Aktien-Experten. Aber das spielt keine größere Rolle. Die Börsen haben inzwischen mit Wirtschaft so viel zu tun wie Zitronenfalter mit Zitronen. Sie koppeln sich mehr und mehr von der Realität ab. Inzwischen schwimmt selbst Finanzmüll wieder oben. Die steigenden Kurse in diesem Jahr waren weniger der Ausdruck eines wirtschaftlichen Aufschwungs, sondern das Machwerk der Sprengmeister aus den Zentralbanken. Diese lieferten das  s die Indizes in die Luft jagte. Die vermeintlichen "Währungshüter" werden unterm Christbaum zufrieden meinen, das Erschaffen von billigem Geld erschafft Wohlstand. Ja, Geld können sie drucken. Reichtum nicht. Ich vermute, die Bernankes dieser Welt werden an ihrem Konzept voller Quatsch und Quantitative Easing festhalten. Von daher kann der Dax ruhig weiter steigen, außer er hat etwas anderes vor.

Hier noch ein weiterer Gedanke im Boom der Prognosen zum Jahreswechsel: Soweit ich weiß, handelt es sich bei Aktien nicht um Geldforderungen wie bei Anleihen. Sagen wir mal so – es existiert durchaus ein negatives Sentiment gegenüber geldlichen Forderungen. Aktien dagegen sind keine Forderung. Sie sind Eigentum und damit sicherer als selbst die AAA-Anleihen. Zinsen gibt es ohnehin keine mehr, aber Dividenden. Schulden werden am Ende ohnehin nicht zurück gezahlt und die Dividenden sind jetzt im Schnitt doppelt so hoch wie die Rendite der ach so tollen Staatsanleihen.

Der Zinssozialismus wird auch 2014 dafür sorgen können, dass sich das Preisniveau zumindest an den Börsen weiter erhöht. Nein, wir haben ja keine Inflation, nur eine Inflation der Anlagepreise. Das wird leicht mit Wohlstand verwechselt. Oder warum steigen die Immobilienpreise so stark? Niemand kann sagen, wohin der Dax läuft und wer sagt, er wisse es, der lügt. Alles andere sind Wünsche. Ich ziehe auch 2014 das Gold den Aktien vor.

Frank Meyer kommentiert seit September 2006 das Börsengeschehen auf dem Frankfurter Parkett vor den Fernsehkameras für die Telebörse und auf seinen Blogs rottmeyer.de und metallwoche.de. Mit "Meyers Money Fest" hat er nun sein erstes Buch vorgelegt.

Schon an die Absicherung gedacht?

Mit einem Anstieg von deutlich mehr als 20 Prozent hat der Dax 2013 die Messlatte für das kommende Jahr außergewöhnlich hoch gelegt. Verdeutlicht man sich dann noch, dass der Index seit Herbst 2011 von 5.000 auf 9.400 Zähler gestiegen ist, unterstreicht dies das kurzfristige Korrekturpotenzial. Auf der anderen Seite gibt es die Börsenweisheit, dass die Hausse die Hausse nährt. Es ist gut vorstellbar, dass die Investoren noch die 10.000-Punkte-Marke sehen wollen, der Markt danach aber deutlich unter Gewinnmitnahmen leidet. Denn so günstig Aktien erscheinen, wenn die Unternehmensgewinne nicht deutlich zulegen, steigen auf der anderen Seite zwangsläufig die Kurs-Gewinn-Verhältnisse und die Bewertungen – und vom Wachstum 2014 ist fast alles vorweggenommen.

In Sachen Schwankungen erwarte ich schon zum Beginn des Jahres 2014 eine deutliche Wende. Die Bewegungen beim Dax dürften weitaus großflächiger werden, die Volatilität deutlich ansteigen. Ende 2013 liegt sie auf historisch tiefem Stand, die Risikoprämien, die der Markt verlangt, sind sehr niedrig. Deshalb sollten sich Investoren jetzt mit Versicherungen – sprich Dax-Puts – eindecken. Vielleicht benötigen sie diese nicht sofort, die Chance, alleine an der Volatilitätskomponente zu gewinnen, ist aber sehr groß. Ich gehe davon aus, dass es 2014 wieder viele Tage geben wird, an denen der Dax deutlich zulegen oder abgeben wird. 

Entscheidend für den Ausgang des ersten Quartals 2014 dürften drei Faktoren sein. Zum einen müssen die Firmen mit ihren Zahlen zum ersten Quartal beweisen, ob die vor allem in den USA schon hohen Bewertungen gerechtfertigt sind. Zweitens wird man sich die Konjunkturdaten genau ansehen und darauf achten, ob die Amerikaner und vor allem auch die Chinesen kontinuierlich zulegen können. Europa wird flächendeckend ein kleines Wachstum hinlegen, dies ist fast schon eingepreist. Zum dritten heißt es dann "alle Augen auf Janet" - denn die US-Notenbankchefin muss nicht nur zeigen, dass sie ein mögliches Tapering hinbekommen kann, sondern sollte die Märkte auch rhetorisch nicht erschrecken, behutsam vorgehen. Dies gelang Ben Bernanke meist – ein Grund für die Rally der letzten Jahre. Verunsichert die US-Notenbank, könnte dies als willkommener Anlass für eine kräftige Korrektur am Markt genommen werden. Denn eines ist klar – die Rally funktioniert nur weiter mit niedrigen Zinsen und Aktien als Investmentalternative Nummer eins."

Bei Gold und Silber könnte 2014 ein Comeback-Jahr eingeläutet werden. Jahrelang gehörte ich zu den Gold-Skeptikern, jedoch muss man zugestehen, dass die Argumente der Gold-Anhänger nicht verflogen sind, der Einstieg bei 1.200 Dollar aber eben wesentlich günstiger ist – ungeachtet des Analysen-Pessimismus. Von diesem sollte man sich aber nicht anstecken lassen – es sind vielfach dieselben Analysten, die bei 1.900 Dollar Kurse von 2.500 herum reichten. 2014 rechne ich zudem damit, dass am Aktienmarkt einzelne lächerliche Blasen und Bewertungen wie jene von Twitter platzen – und mancher Investoren auf den Boden der Tatsachen zurückkehrt. 

Daniel Saurenz ist seit 2006 als Wirtschaftsjournalist tätig. Nach langjähriger Tätigkeit bei Börse Online und der FTD gründete er im Januar 2013 zusammen mit Benjamin Feingold das Investmentportal "Feingold Research" und schreibt auch regelmäßig für Telebörse.de.

Quelle: ntv.de

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